Nach brutalem Crash in Dschidda Schumacher hofft in Melbourne auf Erfolgswelle
07.04.2022, 17:45 Uhr
Mick Schumacher sucht nach der Erfolgswelle.
(Foto: IMAGO/Motorsport Images)
Zwei Wochen nach seinem brutalen Crash in Dschidda ist Mick Schumacher zurück im Cockpit. Der Unfall ist für Team Haas kostspielig, doch der deutsche Formel-1-Pilot bleibt unverletzt. In Melbourne hofft der Sohn von Michael jetzt endlich auf seine ersten Punkte in der Königsklasse.
Den steigenden Druck lächelt Mick Schumacher einfach weg. Weder sein heftiger Crash nach einem Fahrfehler zuletzt in Saudi-Arabien noch das harte Teamduell mit dem derzeit überlegenen Kevin Magnussen lassen den 23-Jährigen vor seiner Rückkehr in den Haas-Rennwagen an sich selbst zweifeln. "Die Erwartungen sind hoch, diese Woche in den Punkten zu sein. Ich glaube daran, dass wir das schaffen können", sagte Schumacher stattdessen in Melbourne locker.
Beim Großen Preis von Australien würde Schumacher am Sonntag (7.00 Uhr MESZ/Sky) nur zu gerne das erste Mal in die Top Ten fahren und sich so die ersten WM-Zähler seiner Laufbahn sichern. Das könnte dem Sohn von Rekordweltmeister Michael Schumacher dabei helfen, Kritiker zumindest zeitweise verstummen zu lassen. In seinem zweiten Jahr in der Motorsport-Königsklasse muss der ehemalige Formel-2-Meister sich steigern. Dass der im vergangenen Jahr so lahme Haas in dieser Saison zu viel mehr in der Lage ist, bewies Magnussen mit zwei Fahrten unter die besten Zehn, Schumacher wurde zum Auftakt in Bahrain Elfter.
Magnussen als Erfolgsfaktor
"Wir haben es mit einem Auto geschafft, der nächste Schritt wäre, es mit zwei Autos zu schaffen", sagte Teamchef Günther Steiner an seinem 57. Geburtstag am Donnerstag im Fahrerlager. Schumacher ist gefordert und sollte sich weniger Unfälle leisten. Der harte Einschlag in die Streckenbegrenzung vor zwei Wochen in Dschidda kostete das US-Team bis zu einer Million US-Dollar, sagte Steiner. Das Fahrzeug war komplett zerstört. Immerhin blieb Schumacher unverletzt, trat aber sicherheitshalber im Grand Prix nicht an. "Mir geht es sehr gut, es gibt keine Nachwirkungen", sagte der Youngster in der Teamunterkunft.
An seiner Herangehensweise habe der Unfall in Saudi-Arabien nichts geändert. "Man versucht immer, nicht zu crashen, aber auch so schnell zu fahren wie möglich. Man musste etwas riskieren, das haben wir gemacht", sagte Schumacher. In Australien wartet nun eine für ihn ganz neue Strecke. In der vergangenen beiden Jahren wurde wegen der Corona-Pandemie nicht in Melbourne gefahren, zudem wurde der Kurs im Albert Park verändert, sodass mehr Überholmanöver möglich sind.
Konnte Schumacher seinen mittlerweile aussortieren Ex-Stallrivalen Nikita Mazepin meist nach Belieben beherrschen, steht der Deutsche 2022 vor einer weiteren Herausforderung. Der Däne Magnussen blickt auf die Erfahrung von 121 Rennstarts zurück, fuhr schon zwischen 2017 und 2020 für die Amerikaner. "Er ist ein sehr offener Teamkollege, wir können beide voneinander profitieren", sagte Schumacher. "Er ist ein Motivator. Wir wollen uns beide pushen, um besser zu sein."
Hoffen auf Fehler der großen Drei
Von Magnussen kann Schumacher noch lernen. Der 29-Jährige sieht viel Potenzial im Haas-Auto und denkt sogar schon an Podestplätze. Es müsse das Ziel sein, sich hinter Ferrari, Red Bull und Mercedes zu platzieren. "Dann wären wir die Ersten, die profitieren, wenn die drei großen Teams Fehler machen", sagte Magnussen. Die eigene Leistung reiche unter normalen Umständen sicher noch nicht für den Sprung aufs Podium, aber sein Rennstall solle in der Lage sein, Fehler auszunutzen. "Wenn wir ein Podium bekommen, müssen wir im Mittelfeld ganz vorne sein", sagte der ehrgeizige Magnussen.
Große Fehler dürfen er und Schumacher sich in Down Under selbst allerdings auch nicht leisten. Haas hat kein Ersatzchassis zur Verfügung, weil dieses gerade in Europa für die nächsten Rennen vorbereitet wird. Sollte also eines der beiden Autos bei einem Unfall stark beschädigt werden, droht ein weiterer Ausfall. "Die Fahrer wissen um die Situation. So etwas kann immer mal passieren", sagte Boss Steiner, der aber sicher keinen seiner Piloten zur besonderen Vorsicht mahnt. "Man kann jetzt nicht sagen: Geht raus und fahrt langsam", sagte der Südtiroler.
Quelle: ntv.de, Thomas Wolfer, dpa