Formel1

Die Formel 1 geht an den Start Schumacher und die Wilden

Hat er schon wieder sein Siegerlachen? Egal wo Michael Schumacher hingeht, die Journalistenmeute folgt ihm.

Hat er schon wieder sein Siegerlachen? Egal wo Michael Schumacher hingeht, die Journalistenmeute folgt ihm.

(Foto: REUTERS)

Noch nie ist eine Formel-1-Saison mit so viel Spannung erwartet worden. Schumachers Comeback, der erste deutsche Mercedes-Rennstall seit 55 Jahren und so viele deutsche Fahrer wie noch nie in der Königsklasse.

Es gibt sie wieder, die "Schumimania" in Deutschland. Wenn der Rekordchampion am Wochenende zum ersten Mal seit vier Jahren bei einem Grand Prix zum Lenkrad greift, steigt in Deutschland das Formel-1-Fieber auf den Siedepunkt. Alle wollen sehen, wie sich der mittlerweile 41-Jährige gegen die jungen Wilden der Szene so schlägt. Kann er es noch mal ganz nach oben schaffen?

Unterwegs in der Wüste: Lewis Hamilton auf der Rennstrecke in Bahrain.

Unterwegs in der Wüste: Lewis Hamilton auf der Rennstrecke in Bahrain.

(Foto: REUTERS)

Die Vorraussetzungen dafür sind gar nicht mal schlecht. Einer wie Michael Schumacher würde kein Comeback wagen, wenn er nicht die Chance hätte, vorne dabei zu sein. Auch wenn er nichts zu verlieren hat, wie der Formel-1-Experte Niki Lauda im n-tv.de-Interview erklärte. Peinlich wäre es dennoch, wenn der Kerpener nur die Rücklichter seiner Konkurrenten sieht. Auch für Mercedes, das sich mit der Verpflichtung des Rekord-Champions weit aus dem Fenster gelehnt hat.

Eifersüchteleien und Technik-Diskussionen

Aber Schumacher sitzt in einem Weltmeisterauto, nämlich dem von Jenson Button aus dem Vorjahr. Natürlich hat sich viel getan seit der vergangenen Saison, aber die Gene stammen noch aus dem so erfolgreichen Brawn. Mit einem großen Update sind die Mannen von Teamchef Ross Brawn nach Bahrain gereist. Vor allem an der Aerodynamik haben sie gefeilt. In dem Punkt setzte bisher McLaren Maßstäbe. Und da ist sie wieder, die Formel Hollywood. Renault-Geschäftsführer Bob Bell kläfft: "Es ist absolut klar, dass das McLaren-Flügel-Design absolut illegal ist." Schon vor dem ersten Rennen droht wieder eine Diskussion wie im vergangenen Jahr um den berühmt gewordenen Doppeldiffusor.

Auch unter den Fahrern ist der Psycho-Krieg ausgebrochen. Fernando Alonso freut sich über Schumachers Rückkehr: "Siege gegen ihn schmecken einfach besser." Jenson Button stänkert: "Ich glaube, er ist zurück, um einige seiner Fehler wiedergutzumachen." Auch die Formel Eifersucht hat schon vor der ersten Flagge Hochkonjunktur.

Schumacher in England unbeliebt

Ferrari-Pilot Fernando Alonso will endlich die lästigen Schumi-Vergleiche loswerden.

Ferrari-Pilot Fernando Alonso will endlich die lästigen Schumi-Vergleiche loswerden.

(Foto: REUTERS)

Keine Frage, der deutsche Superstar hat sich früher schon nicht viele Freunde in der Königsklasse gemacht. Und mit seiner Rückkehr erst recht nicht. Das hatte er aber sicher auch nicht vor. Schumacher war immer ein ausgesprochen ehrgeiziger Fahrer, der im Mutterland der Formel 1 nicht selten als skrupellos bezeichnet wird. Dort hat man ihm den Rempler gegen Damon Hill, der ihm nach einem Kontakt mit der Mauer in Australien den ersten WM-Titel bescherte, nie vergessen. Dass Hill Schumacher in dieser Saison zuvor gleich zweimal "abgeschossen" hat, wird dabei gerne ausgeblendet. Auch der Jubel Schumachers nach dem tödlichen Unfall von Rennlegende Ayrton Senna in Imola hat man dem Kerpener lange übel genommen.

Die Eifersüchteleien der Konkurrenz sind angesichts des Medienrummels um Schumacher leicht verständlich. Es gibt viel Persönliches im PS-Zirkus, das Teams und Fahrer jetzt auf der Strecke klären wollen. McLaren will es dem neuen Mercedes-Team zeigen, Button will beweisen, dass er nicht nur wegen des lange überlegenen Brawns Champion geworden ist. Ferrari möchte über den abtrünnigen Helden Schumacher triumphieren und Fernando Alonso will mit den Roten endlich die lästigen Schumacher-Vergleiche loswerden und selbst zur Legende werden.

Tausend und eine Geschichte

Reichlich Zündstoff also, der reichlich Bausteine für tausende Geschichten um die Formel 1 bietet. Fans und Zuschauern kann es nur recht sein. Spannend war es schon oft, aber noch nie hat eine Saison derart viel Material für Diskussionen und Fachsimpeleien geboten. Am kommenden Montag wird in den deutschen Büros wohl weniger die Bundesliga Thema sein. Am Kaffeeautomat wird Schumachers Comeback dominieren. So oder so.

Wirklich Ruhe hat Schumacher wohl nur im Cockpit. Der MGP-W01 hat vor dem ersten Rennen noch mal ein umfangreiches Update bekommen.

Wirklich Ruhe hat Schumacher wohl nur im Cockpit. Der MGP-W01 hat vor dem ersten Rennen noch mal ein umfangreiches Update bekommen.

(Foto: REUTERS)

Das i-Tüpfelchen für den Saison-Start ist die Tatsache, dass selten so viele Teams so nahe beisammen lagen. Drei sind wohl zu Beginn annährend gleich stark. McLaren, Ferrari und Red Bull gelten als ebenbürtig. Mit dem Update könnte sich Mercedes dazu gesellen. Dann gibt es noch die Unbekannten, wie Force India oder Williams, die wohl immer mal wieder ins Rampenlicht fahren können. Im ersten freien Training hat Adrian Sutil auf dem Force India mit der Bestzeit schon mal eine Duftmarke gesetzt. Auch Renault oder Torro Rosso werden sich vorne zeigen wollen.

Vettel ganz cool

Nur einen lässt der ganzen Rummel relativ unbeeindruckt: Sebastian Vettel scheint es irgendwie am wenigsten auszumachen, nicht in ganz vorne im Rampenlicht zu stehen. Natürlich stellt der Heppenheimer klar fest, dass er Weltmeister werden will. Alles andere wäre mit dem starken Red Bull nach dem Vize-Titel aus dem Vorjahr auch albern. Aber er scheint etwas lockerer in die Saison zu gehen als im Vorjahr, wo er beweisen musste, dass seine Erfolge mit dem Torro Rosso keine Eintagsfliegen waren.

Kann Sebastian Vettel der lachende Dritte werden. Der 21-Jähirge geht jedenfalls recht unbeschwert in die Saison.

Kann Sebastian Vettel der lachende Dritte werden. Der 21-Jähirge geht jedenfalls recht unbeschwert in die Saison.

(Foto: REUTERS)

Vielleicht ist das der entscheidende Vorteil für den erst 21-jährigen Jungstar. Möglicherweise kann er als lachender Dritter den ganzen Alphatieren der Königsklasse am Ende die Triumphe vor der Nase wegschnappen. Er wäre wahrscheinlich der sympathischste Gewinner. Und uns Deutsche dürfte ein Titel des jungen Wilden wohl genauso freuen wie ein erfolgreiches Comeback der Legende Schumacher. Nur gut, dass es endlich los geht. Bei all den Allüren und dem vielen Gerede gilt am Ende immer noch: Die Wahrheit liegt auf  der Strecke.

Alles zur Formel 1
Teamvorstellungen:
Ferrari: Die Sucht nach Erfolg
Mclaren: Das Jahr der Revanche
Red Bull: Der Griff zum Titel
Mercedes: Die Kunst des Machbaren
 
Hintergründe:
Interview mit Niki Lauda: Schumacher hat nichts zu verlieren
Formel-1-Saison 2010: Rennkalender im Überblick
Alle Cockpits vergeben: Die Fahrerpaarungen 2010
Erst Comeback, dann der Titel: Lauda & Prost haben's vorgemacht
Der Aberglaube als Beifahrer: Schumachers Glücksbringer

Quelle: ntv.de

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