Formel1

Der Helferrolle schon entwachsen Smarter Leclerc zeigt Killerinstinkt

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Hinter dem freundlichen Lächeln steckt ein harter Renninstinkt.

(Foto: imago images/Motorsport Images)

Charles Leclerc verzaubert die Formel-1-Experten, längst gilt der Monegasse als neuer Michael Schumacher. Der 21-Jährige wehrt diesen Vergleich ab, gibt sich bescheiden und höflich. Gleichzeitig beweist er im Ferrari-Duell mit Sebastian Vettel seinen Killerinstinkt.

Die Siege bei den Formel-1-Prestigerennen in Spa und Monza haben ihn nicht verändert, beteuert Charles Leclerc. Er sei "genauso normal wie vorher", habe sich keinen neuen Sportwagen zugelegt, nicht einmal eine Kleinigkeit zur Belohnung gegönnt. Rund um Leclerc hat sich aber etwas getan: Der Monegasse ist mit einem Schlag weltbekannt. Diese neue Berühmtheit treibt seltsame Blüten. "Im Internet habe ich gelesen, dass ich jetzt ein Tattoo haben soll. Aber das ist reine Erfindung", erzählte Leclerc vor dem Großen Preis von Singapur (Sonntag, 14.10 Uhr bei RTL und im ntv.de-Liveticker). An solche - und wohl auch schlimmere - Falschmeldungen wird er sich gewöhnen müssen. Ebenso wie daran, dass er mit jedem starken Qualifying und Rennen die Diskussionen um seinen kriselnden Ferrari-Teamkollegen Sebastian Vettel befeuert.

Hierzu tragen auch Manöver wie jenes aus dem Monza-Qualifying vor gut zwei Wochen bei, als Leclerc sich nicht für die Windschattenunterstützung durch Vettel revanchieren konnte. Manch einer sagte: nicht revanchieren wollte. Leclerc, der in der Folge von der Pole Position gewann, beteuert erneut: "Ich bin immer ehrlich. Und ich habe in Monza nichts absichtlich gemacht. Es war eine sehr schwierige Situation mit dem Chaos zu Beginn der Runde. Es war definitiv nicht meine Absicht, Sebs Runde zu zerstören."

Leclerc hat zwar erst 35 Formel-1-Rennen bestritten, doch er beherrscht die komplette Klaviatur. Der Monegasse spricht fließend Französisch, Englisch und sehr zur Freude der Ferraristi auch Italienisch. Er ist stets diplomatisch, zugleich gewitzt und smart. Und er hat bewiesen, dass er neben jeder Menge Talent auch den Killerinstinkt mitbringt, der den großen Rennfahrern eigen ist. So betrachtet Leclerc die harte Gangart, mit der er in Monza seine Führung gegen den fünfmaligen Weltmeister Lewis Hamilton verteidigte, als das logische Ergebnis eines Lernprozesses.

Leclerc hat seinen "Ansatz verändert"

"Nach Österreich", als Red-Bull-Pilot Max Verstappen ihm den Sieg mit einem Manöver im Randbereich der Legalität entrissen hatte, habe er seinen "Ansatz verändert. Und vielleicht wird Lewis jetzt das Gleiche tun." Sorgen macht sich Leclerc deswegen nicht, dies bedeute für ihn bloß, dass "wir hart gegeneinander racen können." Wegen Leclercs jüngsten Erfolgen, aber auch seiner Entschlossenheit hinter dem Lenkrad wurde er zuletzt von FIA-Präsident Jean Todt und Formel-1-Sportchef Ross Brawn bereits mit Ferrari-Ikone und Rekordweltmeister Michael Schumacher verglichen. Ein Ritterschlag, aber auch eine Bürde. Aber auch hier versteht es Leclerc meisterlich, die richtige Antwort zu finden: "Es schmeichelt mir, aber verglichen zu Michael habe ich noch rein gar nichts geleistet."

In Singapur aber kann Leclerc etwas schaffen, das auch Schumacher nicht gelungen ist: Er hat die Chance, einem elitären Klub beizutreten, dem nur die späteren Weltmeister Damon Hill und Mika Häkkinen angehören. Beide ließen ihrem Formel-1-Premierenerfolg seinerzeit auch Siege in den nächsten beiden Rennen folgen. Der Weg dorthin scheint allerdings weit für Leclerc: Im freien Training am Freitag kam er nicht über Rang sechs hinaus. Ihm fehlten mehr als 1,2 Sekunden auf Hamilton an der Spitze und rund eine halbe Sekunde auf den drittplatzierten Vettel.

Quelle: ntv.de, Marco Heibel, sid

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