Formel-1-Lehren von Spielberg Verstappen zerlegt sein Team, Mercedes lacht über eigene "Dummheit"
01.07.2024, 06:13 Uhr
		                      Max Verstappen war nach einem ärgerlichen Rennen bedient.
(Foto: IMAGO/ABACAPRESS)
Beim großen Preis von Österreich rast Mercedes zum ersten Sieg seit Ewigkeiten - und gefährdet den Triumph durch eigene "Dummheit" noch. Bei Red Bull schimpft Max Verstappen auf sich und sein Team.
Norris hat Stress - nicht nur wegen Verstappen: Die Strafe kassierte Max Verstappen, doch eine Ursache für die Eskalation dieses Duells ist auch bei Lando Norris zu suchen - und zwar in der jüngeren Vergangenheit. Rennen für Rennen bot sich dem McLaren-Piloten die Chance auf den Sieg, immer wieder rutschte sie ihm durch die Finger. "Wie kann ich so dumm sein?", fragte er zuletzt öffentlich. Da ging also einer in den Grand Prix von Spielberg, der es sich und der Welt beweisen wollte, und so sahen dann auch seine Attacken aus.
Es war eine Eskalation mit Ansage. Am Ende hielt Verstappen ihn regelwidrig auf, doch Norris braucht ganz unabhängig davon so langsam mal ein Erfolgserlebnis - um zu zeigen, dass er es wirklich mit dem Weltmeister aufnehmen kann, und nicht bloß in der Theorie.
Red Bull kann nicht immer zurückschlagen: Das Heimrennen der Serien-Weltmeister hat zwei Dinge bewiesen. Zum einen: Red Bull ist längst nicht abzuschreiben, das Tempo war nach vielen wackligen Wochen wieder eindrucksvoll. Zum anderen aber auch: Das Team und auch Max Verstappen sind nicht unfehlbar. "Wir waren schlecht, haben viele Fehler gemacht, den zweiten Stopp völlig vermasselt", sagte der Niederländer.
Und auch er selbst hatte ja seinen Anteil an Norris' Aufholjagd. Ein übler Verbremser nach dem letzten Stopp, bei dem ein Rad klemmte, brachte den Verfolger noch näher heran. Das Imperium ist also noch immer stark, es hat in Österreich am Ende aber nicht zurückgeschlagen - weil es weiterhin Angriffsfläche bietet.
"Dummheit" gefährdet Mercedes-Triumph: Die größte Gefahr für den ersten Sieg in diesem Jahr war am Ende der eigene Motorsportchef. "Wir können das gewinnen!", rief Toto Wolff via Funk George Russell ins Ohr, als der gerade mit 320 km/h in eine harte Bremszone raste. "Beinahe gecrasht" sei er, beschwerte sich Russell, am Ende konnten sie dennoch darüber lachen. Für das "Dümmste, was ich in zwölf Jahren bei Mercedes gemacht habe" werde er sich "ewig schämen", sagte Wolff später: "Man funkt sie nicht an in solchen Situationen."
Die Emotionen sind eben durchgegangen, es war ja auch lange her: Im November 2022 hatte Mercedes letztmals ein Rennen gewonnen. Zuletzt ging es langsam aufwärts, immerhin dritte Kraft sind die Silberpfeile wieder. "Noch brauchen wir aber Zwei ganz vorne, die sich ins Auto fahren, um ein Rennen zu gewinnen", gibt Wolff zu. Wenigstens ein Anfang ist gemacht.
Hülkenberg fährt mit mächtig Puls zum kleinen Sieg: Für ein Mittelfeldteam ist ein Platz in den Top 6 wie ein Sieg - Nico Hülkenberg war am Sonntag der lebende Beweis. Die letzte Runde auf dem Weg zu Rang sechs sei er "mit 200er-Puls gefahren", sagte der Rheinländer, "das hat richtig Laune gemacht." Die Haas-Boliden kamen nach schwacher Quali im Rennen hervorragend zurecht, auch Kevin Magnussen fuhr ja als Achter Zählbares ein.
"Zwölf Punkte für uns, das ist gigantisch, ein ordentlicher Schluck aus der Pulle", sagte Hülkenberg, und so ist es: Für zwölf Punkte müssen Teams wie Haas normalerweise monatelang arbeiten, der Lohn ist nun ein kleiner Sprung in der WM-Wertung. Haas liegt jetzt auf Rang sieben der zehn Teams - am Ende der Saison ist jeder Schritt in dieser Tabelle Millionen wert.
Quelle: ntv.de, ter/sid