Formel1

Brisantes Ferrari-Duell Vettel bleibt cool, cleverer Leclerc

"Ansonsten darf man nicht vergessen, dass man miteinander arbeitet": Sebastian Vettel und Charles Leclerc.

"Ansonsten darf man nicht vergessen, dass man miteinander arbeitet": Sebastian Vettel und Charles Leclerc.

(Foto: imago images / Motorsport Images)

Sebastian Vettel und Charles Leclerc? Sebastian Vettel gegen Charles Leclerc! Von wegen Kollegen. Das teaminterne Duell beim Formel-1-Rennstall Ferrari zwischen dem viermaligen Weltmeister und dem Supertalent geht in die nächste Runde. Beide haben in China ein Ziel: den Sieg beim Jubiläumsrennen.

Sebastian Vettel gab sich weder beunruhigt, noch besorgt, sein Teamkollege gab die heikle Frage nach der Nummer 1 bei Ferrari mit einem Lächeln an den Teamchef weiter. "Ich treffe die Entscheidung nicht", betonte Charles Leclerc, während Teamchef Mattia Binotto angelehnt an eine Ecke in der Unterkunft des italienischen Formel-1-Rennstalls aufmerksam den Ausführungen des Monegassen lauschte - und schwieg.

Platz drei in Bahrain: Leclerc.

Platz drei in Bahrain: Leclerc.

(Foto: imago images / HochZwei)

Das brisante Teamduell soll auf der Strecke ausgefahren werden. "Letztlich wollen wir uns gegenseitig schlagen, das ist in jedem Team so. Wir haben einen guten und richtigen Kompromiss gefunden, wie wir gegeneinander fahren", sagte Leclerc. Mit seinen 21 Jahren ist er zehn Jahre jünger als Vettel und bestreitet seine erste Saison in der Motorsport-Königsklasse. "Man muss ganz klar unterteilen: Auf der Strecke fährt man gegeneinander. Ansonsten darf man nicht vergessen, dass man miteinander arbeitet", sagte Vettel.

Er will in seinem fünften Jahr endlich auch mit der Scuderia den Titel gewinnen. "Die Zeiten, in denen man die Erkenntnisse der anderen Seite oder des anderen Fahrers ignoriert hat, sind vorbei." Wer wird sich durchsetzen? Vettel kann bisher 52 Grand-Prix-Siege und vor allem vier WM-Titel - alle mit Red Bull - vorweisen. Sein Vertrag endet nach der nächsten Saison. Er wird dann 33 Jahre alt sein. Leclerc fuhr in Bahrain seine erste Pole Position ein und schickt sich an, sich als jüngster Sieger im Ferrari zu verewigen. Er ist die Zukunft.

"Schauen wir mal, wo wir danach stehen"

"Sie haben ein doppeltes moralisches Problem", kommentierte Mercedes-Teamchef Toto Wolff in "Autobild Motorsport" die Situation. "Einerseits müssen sie den vierfachen Champion stützen, anderseits dürfen sie ihr Supertalent nicht einbremsen." Wolff hat die Einschätzung nicht exklusiv, wenn er Leclerc als einen kommenden Weltmeister bezeichnet. Der freut sich zwar darüber, dass er nach seinem ersten Podiumsplatz zuletzt in Bahrain als Dritter nun öfter erkannt wird. Leclerc wirkt aber nicht, als könne er den Hype um seine Person nicht einordnen, wenn er in Shanghai auf Französisch, Italienisch und Englisch antwortet. "Es geht sehr schnell in der Formel 1", sagte Leclerc. "Nach dem ersten Rennen hat mich niemand als Titelanwärter gesehen, nach dem zweiten tut es jeder."

Schaut mal: Vettel.

Schaut mal: Vettel.

(Foto: imago images / HochZwei)

Im Klassement liegt er vier Punkte vor Vettel, ist Vierter. Der Deutsche liegt vor dem großen Jubiläumsrennen an diesem Sonntag mit dem Großen Preis von China (ab 8.10 Uhr unserer Zeit bei RTL und im Liveticker bei n-tv.de) einen Platz dahinter. Extra-Druck verspürt Vettel angeblich nicht ob des starken neuen Teamkollegen, der im Jahr zuvor für Sauber debütiert hatte. "In Bahrain war mein Rennen ein bisschen anders als seines, das hat aber nichts mit der Motivation für das Rennen hier zu tun." Sie stünden in Hinsicht auf Null vor diesem Wochenende.

"Schauen wir mal, wo wir danach stehen", sagte Vettel. Ein Sieg im 1000. Rennen wäre sicherlich gut für sein Prestige im Team. Eine Niederlage wäre das Gegenteil. Vor allem aber sollte der Zweikampf nicht dazu führen, dass sich Vettel und Leclerc in einem Stallduell zerreiben. Es wäre ja nicht so, als hätte es sowas noch nicht gegeben. Im Kampf gegen Mercedes kann sich die Scuderia, die lange einen Hang zu klarer Hackordnung im Team pflegte, Ärger nicht leisten. Selbst wenn der Motor tatsächlich stärker als der im Silberpfeil sein sollte. In Australien stimmte das Ferrari-Paket noch nicht, in Bahrain bremste ein Defekt Leclerc ein, er wurde Dritter. Vettel leistete sich einen Dreher und wurde Fünfter.

Auf dem Kurs in China mit zwei langen Geraden könnte Ferrari seinen Power-Vorteil noch deutlicher ausspielen. Mercedes feierte aber in beiden Rennen einen Doppelerfolg, Bottas vor Hamilton in Melbourne und Hamilton vor Bottas in Bahrain. Der Brite ist auch zuversichtlich, dass "wir noch mehr aus den Rennwochenenden rausholen können".

Quelle: ntv.de, Jens Marx, dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen