"Nachricht für Charlie: Fuck off!" Vettel wütet gegen alle, Verstappen ätzt
31.10.2016, 11:40 Uhr
Sebastian Vettel schafft es mit seiner Schimpftirade via Funk ganz sicher in jeden Rückblick auf die Formel-1-Saison 2016.
(Foto: imago/Agencia EFE)
Sebastian Vettel platzt beim Großen Preis von Mexiko während des Rennens der Kragen. Nach unfairem Manöver von Max Verstappen lässt der Ferrari-Star eine wüste Schimpftirade los. Doch der Red-Bull-Youngster teilt auch nach dem Rennen aus.
Selbst lange nach seiner Schimpftirade gegen den ungestümen Youngster Max Verstappen und die Formel-1-Rennleitung dürfte sich Sebastian Vettel nicht wirklich beruhigt haben. Der stinksaure Ferrari-Star lieferte sich beim Großen Preis von Mexiko erst einen Zoff mit seinem früheren Red-Bull-Team und musste sich zu allem Unglück noch eine nachträgliche Bestrafung gefallen lassen.
Von einem unverhofften dritten Platz fiel Vettel auf Rang fünf zurück. "Wir hätten dieses Podium völlig verdient gehabt, es wurde uns jedoch von der Bürokratie genommen", schimpfte Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene. Er geißelte die Sanktionierung seines Starpiloten als "zu streng und irgendwie ungerecht".
Erst Strafe, dann Gegenstrafe
Vettel: "Beweg dich, beweg dich verdammt nochmal. Er ist ein..."
Vettel: "Bin ich der einzige oder seht ihr nicht, was ich sehe? Er drängt mich zurück in Ricciardo!"
Vettel: "Im Ernst jetzt. Ich werde jemanden schlagen. Ich glaube, ich habe einen Platten."
Ingenieur: "Die Reifen sind in Ordnung, die Reifen sind in Ordnung!"
Vettel: "Er muss mir die Position zurückgeben. Ende der Geschichte!"
Ingenieur: "Charlie hat gesagt ..."
Vettel: "Hier ist eine Nachricht für Charlie: Fuck off! Fuck off!"
Ferrari-Teamchef Arrivabene: "Sebastian, beruhige dich! Das wird untersucht. Ich weiß, dass das nicht fair ist. Aber beruhige dich! Konzentriere dich und wir besprechen das hinterher."
Vettel: "Ok, verstanden Maurizio."
Vettel brachte ein Abwehrmanöver von Verstappen in der viertletzten Runde in Rage. Der 19-Jährige musste nach einem Verbremser über den Grünstreifen fahren, ließ den über Boxenfunk nun bitterböse schimpfenden Kontrahenten aber nicht gewähren und verteidigte seinen dritten Platz.
Die Rennkommissare brummten dem Niederländer nach der Zieldurchfahrt eine Fünf-Sekunden-Strafe auf, wodurch der viermalige Weltmeister vermeintlich Position drei sicher hatte. Verstappen wurde aus dem Vorbereitungsraum vor der Siegerzeremonie geholt, und Vettel durfte zumindest für etwas mehr als drei Stunden wieder das Podestgefühl auskosten.
Red Bull allerdings beschwerte sich, dass der Ferrari-Fahrer durch einen unerlaubten Spurwechsel während des Bremsens Daniel Ricciardo zum Ausweichen genötigt habe. Das Resultat: Auch Vettel wurde mit einer Zeitstrafe belegt und verlor Rang drei. "So wünscht man sich keinen Rennausgang, dass man über die Linie fährt und einen Hals hat, dass einem der Kragen platzt", hatte Vettel vor seiner Sanktionierung gesagt.
"Getan, was ich tun musste"
Während des Rennens hatte er nicht nur über Verstappen geschimpft, sondern mit derber Wortwahl auch über Rennleiter Charlie Whiting. Dem gab er via Boxenfunk mit: "Hier ist eine Nachricht für Charlie: Fuck off! Fuck off!" Später sagte Vettel, er sei offensichtlich sehr "arrabbiato", also grantig, gewesen: "Ich denke, ich habe getan, was ich tun musste und habe Max in einen Fehler gedrängt. Er wurde dann angewiesen die Position zurückgeben, hat sich aber nicht bewegt."
Der konfliktfreudige Verstappen zeigte sich unbeeindruckt ätzte seinerseits gegen Vettel. "Er hat vor niemandem Respekt, er ist im Moment ein frustrierter Typ. Er sollte zurück in den Kindergarten", schimpfte der Youngster, der mit seinem oft wilden Fahrstil Auslöser für die zum Grand Prix in den USA eingeführte Regel zum Spurwechselverbot in der Bremszone war.
"Eines vierfachen Champions nicht würdig"
Auch Vettels früherer Förderer, Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko, kritisierte den Deutschen. "Seine Wortwahl war alles andere als erstklassig", meinte der Österreicher. Überhaupt sei die gesamte Situation "eines vierfachen Champions nicht würdig". Verstappen indes sorgte noch mit einer Kollision schon in der ersten Runde gegen Nico Rosberg für mächtig Verstimmung.
Der Mercedes-Pilot sprach von einem "Red-Bull-Kamikaze" und "ein bisschen Harakiri". Vor allem Teamaufsichtsrat Niki Lauda zürnte. "Verstappen rammt den Nico beim Start von der Strecke, das hätte ihn die ganze WM kosten können. Diese Aktion ist für mich inakzeptabel", urteilte der Österreicher. "Irgendwann muss das mal in seinen Kopf rein, er ist ein Wiederholungstäter."
Lauda empfahl Verstappen, sich schnellstens zu mäßigen. "Wenn er nicht so aggressiv fahren würde, würde er sich wesentlich schneller entwickeln", sagte Lauda. "Er muss aufhören, so großkopfert Autorennen zu fahren. Die Wut der anderen Fahrer wird immer größer, irgendwann werden sie dem eine geben."
Quelle: ntv.de, Martin Moravec, dpa