Formel1

Widersprüche bei Ferrari Vettels Loyalität wird zur Qual

Sebastian Vettel fuhr in Spanien das zweitbeste Resultat der Saison ein.

Sebastian Vettel fuhr in Spanien das zweitbeste Resultat der Saison ein.

(Foto: HOCH ZWEI/Pool/COLOMBO IMAGES)

Die nächste Panne im Funk, schon wieder ein gereizter Sebastian Vettel im Ferrari-Cockpit: Der Große Preis von Spanien passt ins Bild dieser Saison. Und so dreht sich nach dem Rennen in Barcelona erneut alles um die schwierige Beziehung zwischen dem Fahrer und seinem Team.

Die größte Watschn fing sich Ferrari dieses Mal nicht auf der Strecke. Und auch nicht vom angekratzten Sebastian Vettel. Die größte Watschn kassierte die Scuderia aus der Heimat. Dort, wo Ferrari nationales Heiligtum ist, erklärten die Medien nach dem Großen Preis von Spanien die Dominanz des Rennstalls für beendet und erhoben das Hinterherfahrer-Team AlphaTauri auf den Thron des italienischen Motorsports. Mehr Spott für die stolze Scuderia in Rot geht kaum. Und auch wenn Vettel mit Platz sieben ein überraschend gutes Ergebnis einfuhr, mit sich und seiner Performance zufrieden war, so ist die bittere Wahrheit: Ferrari ist (nur noch) ein Team aus dem Mittelfeld.

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Nach dem Motorschaden von Charles Leclerc und den sechs Punkten von Vettel ist Ferrari in der WM-Wertung der Teams auf Platz fünf (!) abgerutscht. Nicht nur die längst enteilten Mercedes und Red Bull stehen vor der Scuderia, nun sind auch noch Racing Point und McLaren vorbeigezogen. Schlimmer als die (zumindest für zwei Wochen) zementierte Realität ist lediglich das Bild, das die Roten nach wie vor öffentlich erlebbar abgeben. Irreführend in der Darstellung nach außen, zerrissen in der Kommunikation während des Rennens und immer ängstlicher in den Ansagen. In Barcelona nun war sich der Kommandostand völlig uneins, wie ihr deutscher Pilot mit seinen stark abgenutzten Reifen umgehen sollte.

"Verdammt nochmal ..."

Vettel, auf weichen Reifen unterwegs und noch weit vom Ziel entfernt, erkundigte sich nach der Strategie. Sollte er schnelle Runden fahren, um bald erneut die Reifen zu wechseln? Oder doch lieber schonen, um damit bis zum Ende durchzufahren? Von der Box kam kaum eine Antwort, nur der Hinweis, er könne ruhig Gas geben. Drei Runden später meldete sich der Kommandostand wieder. "Was meinst du, können wir mit den Reifen bis ins Ziel fahren?", lautete die Frage. Vettel, der die Reifen gerade minutenlang hart gefordert hatte, reagierte maximal wütend: "Verdammt nochmal, danach habe ich euch doch gerade gefragt!"

Dass er am Ende dennoch sein zweitbestes Resultat im sechsten Saisonrennen einfuhr, stellte ihn zumindest ein wenig zufrieden. Derweil war er aber auch besonders bemüht, nicht wieder in den Modus operandi "Eskalation" zu verfallen. "Es gibt immer Sachen, die man besser machen kann", meinte der 33-Jährige. "Wichtig ist, dass wir gemeinsam das Risiko eingegangen sind und es sich ausgezahlt hat." Zur neuen Funk-Posse sagte er nur, wenn auch ein wenig verzweifelt: "Ich hatte ein paar Mal gefragt, auf welcher Strategie wir sind. Aber man muss auch nicht darauf herumreiten, es war eben ein schwieriges Rennen."

Wirklich "totaler Schwachsinn"?

Schwierig bleibt es auch zwischen Vettel und Ferrari. Der bemühte bis verzweifelte Kampf um Loyalität will so gar nicht dazu passen, was Teamchef Mattia Binotto am Wochenende der "Bild der Sonntag" mitteilte. Nämlich, dass alle Diskussionen in Deutschland über Spannungen "totaler Schwachsinn" seien. Dass man Vettel "als Mensch und als Fahrer" vertraue. Und dass ein Rauswurf "eine Schande wäre". Etwas, das sie bei Ferrari niemals tun würden. Es ist eine Charme-, eine PR-Offensive, die die Gräben indes kaum überdecken kann. Zu offen tritt seit Wochen die Disharmonie zutage. Es ist eine zähe Geschichte zwischen Vertrags- und Funk-Possen. Eine, die offenbar so noch bis zum Ende der Saison, bis zur endgültigen Trennung durchgezogen werden soll. Ob das gelingt? Nicht nur in Italien haben sie große Zweifel.

So erkannte die französische Zeitung "L'Equipe" in ihrem Rennfazit: "Vettels Herz ist nicht mehr bei Ferrari. Trotz des siebten Platzes am Sonntag wirkt die Beziehung zunehmend gestört, die Scheidung scheint beinahe vollzogen. Die Kommunikation mit dem Kommandostand war beinahe surreal."

Quelle: ntv.de

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