
Max Verstappen wird sich den Wirbel ganz genau anschauen.
(Foto: imago images/Nordphoto)
Max Verstappen gilt als einziger Konkurrent für Weltmeister Lewis Hamilton. Ein Top-Rennfahrer in einem Top-Auto mit einem guten Motor. Doch Motorenhersteller Honda steigt aus der Formel 1 aus. Und damit droht Red Bull laut ntv-Motorsport-Experte Felix Görner ein noch herberer Verlust.
Es ist die Nachricht des Tages aus der Formel 1: Honda steigt nach der Saison 2021 aus. Sieben Jahre nach dem Comeback in der Königsklasse des Motorsports ist dann erneut Schluss. Für Red Bull sowie das Schwesterteam Alpha Tauri bedeutet dies, dass sie sich einen neuen Motorenlieferanten suchen müssen. Eine unschöne Überraschung, vor allem für das Team von Max Verstappen.
Red Bull Racing hatte laut ntv-Motosport-Experte Felix Görner langfristig auf Honda gesetzt. Das Team wollte so unabhängig von der Konkurrenz um Mercedes, Ferrari und Renault sein. "Es ist sicherlich auch ein Rückschlag für die Formel 1, weil man jetzt nur noch drei Motorhersteller hat."
Für Görner ist klar: Die frühzeitige Entscheidung von Honda weist auf die Ausrichtung zur E-Mobilität hin. Der Motorenlieferant geht damit den gleichen Weg wie andere Unternehmen auch, denen die Formel 1 mit ihren horrenden Kosten sowie auch aus Umweltgründen nicht mehr zeitgemäß erscheint. Görner empfindet es als "fair", dass Honda jetzt schon Fakten schafft. "Es gibt Red Bull die Möglichkeit, eine Alternative zu suchen für die beiden Teams."
Es gibt nur eine realistische Alternative
Aber gibt es wirklich eine gute Alternative? Es bleibt offenbar nur der Weg zurück zu Renault, so Görner. Denn Herbert Diess, Vorstandschef von Volkswagen, hat zwar immer wieder mal Interesse an einem Einstieg von VW in die Formel 1 gezeigt, doch die Entwicklung eines Motors geht nicht so schnell. "Wir reden von einem Zyklus von mindestens drei Jahren, bis man so ein Triebwerk hergestellt hat", stellt Görner klar. "Das heißt also: VW ist für Red Bull Racing 2022 keine realistische Alternative." Auch ein anderer Motorenbauer wird nicht mal eben den Sprung in die Formel 1 schaffen, denn ab 2022 gilt: Alles neu in der Motorsport-Königsklasse. Eine komplett neue Formel 1 ermöglicht auch völlig neue Entwicklungen, nicht nur bei den Motoren. Und diese werden schon ab der kommenden Saison laufen, weswegen kein Hersteller die Chance hat, ab 2022 mal eben ein perfektes Modell auf dem Markt zu präsentieren, ohne vorher bereits Gelder auszugeben.
Der Wechsel zu Mercedes sei unwahrscheinlich, schließlich will sich das deutsche Unternehmen keine Konkurrenz ins eigene Haus holen, so Görner. Die Befürchtung, dass Red Bulls Stardesigner Adrian Newey ein besseres Auto baut als das Mercedes-Team ist offenbar groß. Mit dem gleichen Motor hätten Weltmeister Lewis Hamilton und Valtteri Bottas dann plötzlich das Nachsehen. Zudem spielen laut dem Experten auch die persönlichen Animositäten eine Rolle, denn Mercedes-Teamchef Toto Wolff und Red-Bulls-Motorsportberater Helmut Marko sollen sich nicht sonderlich grün sein. "Ich bleibe dabei: Mercedes und Red Bull wird es Stand heute nicht geben", lautet daher Görners Urteil.
Ferrari ist ebenfalls keine Alternative, die bauen für sich selbst und für Haas und sind damit bereits ausgelastet. Zumal auch hier wie bei Mercedes gilt: Konkurrenz zum eigenen Team will sich niemand schaffen.
Renault braucht neuen Partner
Bleibt also nur Renault übrig. Und dem Motorenbauer könnte die Not Red Bulls sogar in die Karten spielen. Schließlich wechselt McLaren zu Mercedes und Renault verliert damit einen zahlungskräftigen Partner. Red Bull käme also quasi wie gerufen, um die Lücke zu füllen. Doch von Renault hatte sich Red Bull im Unfrieden getrennt. Die Hoffnung, dass Renault an die Leistung von Mercedes heranreichen würde, hatte sich nicht erfüllt. Der Partner war deswegen sogar öffentlich kritisiert worden - ein Affront gegen Renault. Einer, der nun vermutlich ausgeräumt werden muss.
Was aber wird Red-Bulls-Vorausfahrer Verstappen davon halten, dass sein Bolide einen womöglich minderwertigen Motor bekommt? Laut Görner hat der Pilot Klauseln im Vertrag, die ihm erlauben, vorzeitig zu kündigen, wenn er kein konkurrenzfähiges Paket zur Verfügung gestellt bekommt. "Er wird sich ganz genau umschauen, wie diese Motorenfrage ab 2022 aussieht." Görners Prognose: Der Niederländer könnte zu Mercedes wechseln, ein Rennstall, der schon jetzt eine Alternative ist. "Toto Wolff hat ja auch immer schon gesagt, dass er Max Verstappen sofort nehmen würde, wenn er auf dem Markt wäre."
Neuer Motor, neue Probleme im Team? Für Red Bull wäre es der Super-GAU, wenn Verstappen sich tatsächlich ein anderes Team suchen und in Zukunft als Konkurrent des Rennstalls auftreten sollte. Zwar beteuert Teamchef Christian Horner, dass sowohl Red Bull Racing als auch Alpha Tauri langfristig in der Formel 1 vertreten bleiben wollen. Doch Görner hält einen Ausstieg Red Bulls für nicht ausgeschlossen: Dann nämlich, wenn es keine zufriedenstellende Option gibt, die es dem österreichischen Team ermöglicht, um die Weltmeisterschaft mitzufahren. "Ich bin gespannt, ob Red Bull eine Alternative findet, ansonsten wäre ein Ausstieg eine Option für Dietrich Mateschitz." Der Eigner von Red Bull sei ein konsequenter, so Görner: "Dann ist Mateschitz so, dass er sagt: 'Dann machen wir das halt nicht mehr.'"
Der Druck für das Team ist also groß. Bei der Suche nach einem neuen Motorenpartner. Und erst recht dabei, Verstappen zufriedenzustellen.
Quelle: ntv.de