Leere nach Niederlage gegen Italien DFB-Team will nur noch weg

Löw verabschiedet sich mit Format aus dem Turnier.

Löw verabschiedet sich mit Format aus dem Turnier.

(Foto: AP)

Statt zum Finale nach Kiew muss die deutsche Nationalmannschaft den Heimflug aus Warschau nach Frankfurt antreten. Stille und Niedergeschlagenheit herrschen nach dem Halbfinal-K.o. gegen Italien. Das lange Warten auf einen Titelgewinn geht weiter.

Die Körperhaltung von Andre Schürrle spricht Bände.

Die Körperhaltung von Andre Schürrle spricht Bände.

(Foto: AP)

Nach dem wollten Joachim Löw und seine enttäuschten Spieler nur noch weg vom Ort des Schreckens. In der Kabine herrschte nach dem 1:2 im EM-Halbfinale gegen den Turnier-Angstgegner Italien Stille, Niedergeschlagenheit und Ratlosigkeit.

Die Enttäuschung saß dieses Mal viel tiefer als nach dem WM-K.o. vor zwei Jahren in Südafrika, als gegen den späteren Champion Spanien ebenfalls das Finale verpasst worden war. "Die Erwartungen waren höher. Wir wollten nicht ins Finale, wir wollten das Turnier gewinnen. Das war das große Ziel. Es schmerzt", sagte Holger Badstuber und gab damit die Stimmung im Team wieder.

Schmerzhafte Niederlage

Auch Löw war nach dem plötzlichen Ende sofort in den Katakomben des Warschauer Nationalstadions verschwunden, während sich seine Spieler auf dem Rasen gegenseitig aufrichteten und sich bei den deutschen Fans bedankten. Mit seiner Match-Taktik, die zunächst mehr auf die Italiener und nicht auf die eigenen Offensivqualitäten ausgerichtet war, lag der Taktik-Tüftler dieses Mal voll daneben. "Im Nachhinein hätten wir dieses oder jenes machen können", meinte Löw auf die Frage, ob er bei seinen erneuten Personal-Überraschungen vielleicht einen Tick zu weit gegangen sei.

Doch auch Löws Personal erlaubte sich ausgerechnet im K.o.-Spiel gegen die cleveren und abgezockten Italiener Aussetzer, die man bei den vier vorangegangenen EM-Siegen so nicht gesehen hatte. "Wir haben Fehler gemacht, die man auf diesem Niveau nicht machen darf", räumte Kapitän Philipp Lahm ein, der selbst vor dem zweiten Treffer von Italiens schillerndem Stürmerstar Mario Balotelli schwer patzte.

Keine Schande

Bei den Spielern war die Enttäuschung in der Nacht noch groß. "Es ist schwierig, jetzt die richtigen Worte zu finden", sagte Stürmer Mario Gomez. "Es ist eine gewisse Leere da", bemerkte Torwart Manuel Neuer.

Eine Diskussion über die Ausrichtung und Entwicklung der deutschen Nationalmannschaft aber wollten weder Lahm noch dessen Chef Löw in der Stunde der Ratlosigkeit zulassen. "Es gibt keinen Grund, etwas anzuzweifeln", erklärte Löw vor dem Abflug aus Warschau. "Die Enttäuschung ist für alle groß. Man sollte nicht den Fehler machen, alles zu hinterfragen. Die Mannschaft hat insgesamt ein gutes Turnier gespielt. Wenn man in der ersten Halbzeit zwei Gegentore kriegt, dann wird es schwer. Trotzdem hat die Mannschaft ein großes Herz gezeigt", bilanzierte Löw. "Grundsätzlich hatten wir zwei sehr gute Jahre. Die Mannschaft hat sich hervorragend entwickelt. Wir haben gegen eine wieder starke italienische Mannschaft verloren."

"Nach so einer Niederlage ist man tierisch enttäuscht. Jeder fällt in ein tiefes Loch. Wir haben an unser Ziel geglaubt und es nicht gepackt", sagte Teammanager Oliver Bierhoff frustriert. "Wir sind absolut konkurrenzfähig. In unserer Zukunft sieht es gut aus. Aber es gibt keine Garantie für diesen Titel", meinte Lahm.

DFB-Präsident Wolfgang Niersbach meinte mit Blick auf die Negativserie gegen die Azzurri: "Es ist immer wieder das Gleiche, wenn man gegen Italien spielt. Es ist ein Stück weit zum Verzweifeln."

Trotz des verpassten Endspiels zog der DFB-Chefcoach eine positive Turnierbilanz. "Wir hatten die jüngste Mannschaft, haben trotz allem ein starkes Turnier gespielt. Wir haben in einer starken Gruppe alle Spiele gewonnen. Die Mannschaft wird auch diese Niederlage verkraften und sich weiterentwickeln", betonte Löw.

Quelle: ntv.de, dpa

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