DFB-Elf liegt im EM-Halbfinale zurück Deutschland spielt, Balotelli trifft
28.06.2012, 21:39 Uhr
Manuel Neuer auf dem falschen Fuß (l.), Holger Badstuber (M.) verschätzt sich - Mario Balotelli trifft zum ersten Mal.
(Foto: AP)
Von der ersten Minute an agieren Italien und Deutschland im EM-Halbfinale mit Leidenschaft, es geht hin und her. Just in dem Moment, als die DFB-Elf ein optisches Übergewicht bekommt, schlagen die Azzurri in Gestalt von Mario Balotelli zu - doppelt. Deutschland muss in der zweiten Halbzeit des Fußball-Klassikers einem fast aussichtslosen Rückstand hinterherlaufen.
Die deutsche Nationalmannschaft droht das Traumfinale der EM gegen Titelverteidiger Spanien zu verpassen. Die Auswahl von Bundestrainer Joachim Löw, der Mario Gomez, Lukas Podolski und überraschend Toni Kroos in seine Startelf rotierte, liegt zur Halbzeit bereits mit 0:2 in Rückstand. Beide Treffer erzielte das italienische Enfant terrible Mario Balotelli: per Kopf (20.) und mit einem gewaltigen Schuss aus zwölf Metern (36.).
Der Maulwurf buddelte diesmal vergeblich, und erst, als die Aufstellung offiziell wurde, war offensichtlich: Löw hatte es wieder getan. Gomez durfte wieder für Miroslav Klose ran, Podolski für André Schürrle, aber überraschend auch Kroos für Marco Reus. Toni Kroos? Der Münchner war bislang nur auffällig geworden, weil er sich öffentlich beklagt hatte, dass er zu wenig Einssatzzeit bekäme. Vor dem Anpfiff des Halbfinales hatte er bei drei Kurzauftritten gerade mal 18 EM-Minuten absolviert.
Nahezu Manndeckung
Nun also: Ballsicher sei Kroos, außerdem könne er ein Spiel gut lesen, begründete Assistenztrainer Hansi Flick die Aufstellung des Münchners. Kroos kann auch passable Eckbälle schlagen, und seinem ersten Versuch entsprang die erste Chance für die deutsche Mannschaft: Einen Schussversuch von Mats Hummels wehrte Andrea Pirlo mit dem angelegten linken Arm auf der Linie ab, erst dann konnte Gianluigi Buffon zupacken (5.). Auch sonst stand Pirlo oft weit hinten: Kroos nahm ihn schon weit in der italienischen Hälfte fast in Manndeckung.
Von Hochgeschwindigkeits-Fußball wie gegen Griechenland war die deutsche Mannschaft zunächst weit entfernt - die Italiener versuchten, früh zu stören, sie griffen gleich an Manuel Neuers Strafraum an. Beeindrucken ließ sich Löws Auswahl davon aber nicht, sie wirkte unaufgeregt - und kam zu Chancen. Buffon und der ehemalige Wolfsburger Andrea Barzagli hätten nach einer Hereingabe von Jerome Boateng beinahe ein Eigentor coproduziert (12.), kurz darauf faustete Buffon einen Schuss von Kroos weg. Italien aber blieb italienisch lässig.
Früh machte sich bemerkbar, dass Kroos wegen der Bewachung von Pirlo die Defensivarbeit auf der rechten Seite vernachlässigte. Und Pirlo, der 33 Jahre alte Regisseur, erkannte dies. Nach zwei Weitschussprüfungen für Neuer durch den deutschstämmigen Riccardo Montolivo (17.) sowie Antonio Cassano (18.) flog ein langer Pass von Pirlo tief hinein in die deutsche rechte Seite, Cassano drehte sich um Hummels wie um eine Slalomstange, flankte - und dann kam Holger Badstuber zu spät gegen Mario Balotelli: Kopfball, 0:1.
Schlechte Anspiele auf Gomez
Erstmals seit dem Spiel um Platz drei bei der WM 2010 lag die deutsche Mannschaft also in einem Pflichtspiel in Rückstand, und ihre ersten Reaktionen fielen nicht überzeugend aus. Mesut Özil bekam einmal ein Schüsschen zustande, sonst aber keinen Zugriff auf das Spiel. Gomez hing in der Luft, hatte gegen Barzagli aber auch deshalb einen schweren Stand, weil die Anspiele auf ihn so gut wie nicht zu verwerten waren. Die Italiener sahen dem Treiben ein wenig zu und machten es besser.
Nachdem Sami Khedira Buffon mit einem Weitschuss geprüft hatte (35.), zerriss es wenig später auf der anderen Seite fast das Tornetz. Nach einem zauberhaften Pass von Montolivo in den Lauf von Balotelli ließ dieser knapp hinter der Strafraumgrenze einen wuchtigen Schuss los, der im Tordreieck einschlug (36.). Bis zum Halbzeitpfiff wirkte die DFB-Elf beeindruckt. Sie spielte zwar offensiv, aber zu ungenau und wenig effektiv.
Quelle: ntv.de, sid