Fußball-EM

Regenbogenfarben vor DFB-Ungarn (Fast) ganz Deutschland setzt Zeichen für Diversität

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Vor der Münchner Allianz Arena wurden viele Regenbogenfahnen verteilt.

(Foto: imago images/ActionPictures)

Ein Zeichen gegen Homofeindlichkeit: An etlichen Orten wehen Regenbogenfahnen schon vor der EM-Partie gegen Ungarn, Stadien leuchten bunt. Die CSU und AfD in Bayern machen aber nicht mit. Und der UEFA-Boss wettert gegen "populistische Aktionen".

Die UEFA verbietet der Stadt München, die Allianz Arena zum letzten EM-Gruppenspiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gegen Ungarn in Regenbogenfarben erleuchten zu lassen. Die Begründung: Die Aktion wäre politisch. Nun, die Regenbogenfarben auszuknipsen, ist mindestens genauso politisch, denken sich viele in Deutschland. Denn wer bei Diskriminierung und Diffamierung eine sogenannte "neutrale" Rolle einnimmt, ebnet ihnen den Weg.

Und so wurden im Laufe des Tages an etlichen Orten, Stadien und Institutionen Regenbogenfahnen aufgehängt. In München und Düsseldorf wehten schon am Nachmittag die Flaggen an den Rathäusern. In der bayerischen Landeshauptstadt präsentierten sich auch die Trams regenbogenbeflaggt. Vor der Arena wurden ab dem frühen Abend Regenbogenfahnen verteilt. Auch in den sozialen Medien gab es viel Zuspruch für die Aktion. Etliche Sport-Vereine und Unternehmen veränderten ihre Logos mit. Parallel zum EM-Spiel übernahmen diverse andere deutsche Fußball-Stadien, was die Arena in München heute nicht durfte. So etwa in Frankfurt, Berlin und Köln.

Der Hashtag #MuenchenMachtEsTrotzdem trendete auf Twitter in der Hoffnung, dass die Allianz Arena zur EM-Partie doch in den Regenbogenfarben getaucht würde. Und zumindest im Stadion deuteten etliche verteilte Flaggen und bunte Outfits darauf hin, dass die UEFA doch im gewissen Maße die Hände beim Verbot von "politischen" Statements gebunden sind.

Während der Nationalhymne Ungarns schaffte es auch ein Flitzer mit einer Regenbogenfahne aufs Feld. Er präsentierte die Flagge direkt vor der ungarischen Nationalhymne, dann wurde er von Ordnern vom Platz gebracht. Auch schwarz gekleidete Anhänger der homofeindlichen, rassistischen und nationalistischen Ultra-Gruppierung "Carpathian Brigade" aus Ungarn schafften es in die Allianz Arena.

Regenbogenflagge keine "politische Provokation"

CDU-Kanzlerkandidat und NRW-Ministerpräsident Armin Laschet begrüßte, dass viele Städte und Stadien in seinem Bundesland bei der heutigen Aktion mitmachten. "Das ist ein Signal des Sports und der Zivilgesellschaft für Vielfalt." Er hoffe, dass diese Respektsbekundungen auch dann von Fans und Vereinen in die Tat umgesetzt würden, sollten sich Team-Mitglieder einmal zu ihrer Homosexualität bekennen. "Dann beginnt nämlich die praktische Vielfalt, die man leben muss, dass man dann auch diese Toleranz aufbringt." Es gehe darum, dem Einzelnen den Respekt entgegenzubringen, den er verdient habe.

Unterdessen setzt auch auf europäischer Ebene - vermutlich zum Verdruss Ungarns - eine politische Institution ein Zeichen: Das Europaparlament hisst eine Regenbogenflagge vor dem Parlamentsgebäude in Brüssel und auch an Standorten von Verbindungsbüros in verschiedenen EU-Ländern. Die Aktion geht auf einen Antrag der deutschen Grünen-Abgeordneten Terry Reintke zurück. Im Plenum hatte sie zuvor klargestellt, dass die Regenbogenflagge keine "politische Provokation" sei, sondern vielmehr ein "Zeichen des Respekts für Grundrechte, Diversität und Menschenwürde".

Ein solches Zeichen gegen Homofeindlichkeit und für Diversität lehnte wiederum der Bayerische Landtag ab: Die CSU und die AfD machten gemeinsame Sache und legten ihr Veto gegen einen entsprechenden Antrag der SPD für die Beflaggung ein. "Wir sind nicht überrascht. Wir sind wütend!", schrieb die SPD-Landtagsfraktion auf Twitter. "Wie war das mit dem Bedauern zur UEFA-Entscheidung, Markus Söder?" Der CSU-Ministerpräsident hatte sich vorher für die Regenbogenfarben an der Allianz Arena ausgesprochen.

UEFA-Präsident wettert gegen angeblichen Populismus

Auslöser der nicht nur in Deutschland geführten Debatte war ein LGBTQI-feindliches Gesetz der rechtsnationalistische Regierung in Budapest. Die Stadt München hatte einen erfolglosen Antrag zur Stadionbeleuchtung an die UEFA mit Verweis auf diese Gesetzgebung gestellt. Bundeskanzlerin Angela Merkel bezeichnete das ungarische Gesetz als "falsch und mit meiner Vorstellung von Politik nicht vereinbar". EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hatte es vorher schon als "Schande" betitelt.

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UEFA-Präsident Aleksander Ceferin rechtfertigte sich und seine Organisation unterdessen im Interview mit der Zeitung "Die Welt". Er hat nichts gegen Homosexuelle und Regenbogenfahnen, aber … So lässt sich sein Statement zusammenfassen. Die UEFA sei keine homophobe Organisation. "Und ich persönlich bin es natürlich auch nicht. Das haben wir oft genug gezeigt. Aber wir wollen bei populistischen Aktionen nicht benutzt werden, nur deswegen haben wir diese Entscheidung getroffen."

"Aufgrund der Popularität des Fußballs wird zu oft versucht, Sportverbände für eigene Zwecke zu missbrauchen", sagte Ceferin weiter. Er wolle Sport und Politik nicht vermischen. "Wir als Verband haben uns stets für Vielfalt, Integrität und Gleichheit eingesetzt und werden das auch in Zukunft tun", kündigte er an. Ob dieses Engagement über eine zeitweise neue Farbgebung des UEFA-Logos hinaus gehen wird, ließ er offen. Der Verband dürfe "kein Werkzeug für jeden Politiker sein, der uns anruft und sagt: Ihr macht jetzt bitte dies und jenes gegen diesen oder jenen Politiker. Sorry, aber das geht nicht", fuhr er in dem Interview fort. Dass nun in München aber Regenbogenfahren verteilt würden, finde er wiederum eine gute Idee. Schließlich sei das nicht auf Initiative "der Politik" zurückgegangen.

Quelle: ntv.de

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