"Keine Angst vor Deutschland" Griechen hoffen auf neuen Coup

Totgesagte leben länger: Die Griechen ließen am Ende sowohl die Polen als auch die Russen hinter sich.

Totgesagte leben länger: Die Griechen ließen am Ende sowohl die Polen als auch die Russen hinter sich.

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

Achtung Außenseiter! Auf Deutschland kommt im Viertelfinale eine undankbare Aufgabe zu. Denn gegen die Defensivstrategen aus Griechenland tun sich spielstarke Mannschaften schwer. Zudem sind die Hellenen nicht nur aus sportlichen Gründen besonders motiviert.

Bei den Griechen wächst der Glaube an ein zweites EM-Märchen. Selbst das Viertelfinale am Freitag (20.45 Uhr) in Danzig gegen die vermeintliche Fußball-Übermacht Deutschland kann die Mannschaft um die Bundesliga-Legionäre Sokratis (Bremen) und Kyriakos Papadopoulos (Schalke) nicht schrecken. Ähnlich wie schon beim EM-Triumph 2004 in Portugal fühlt sie sich in der Rolle des Außenseiters wohl. Bei dem von Eintracht Frankfurt an den AS Monaco ausgeliehenen Außenverteidiger Georgios Tzavellas ist die Vorfreude größer als der Respekt: "Deutschland hat eine große Mannschaft, das liegt uns."

Parallelen zum sensationellen EM-Erfolg sind unverkennbar. Schon in Portugal erwiesen sich die Defensivstrategen für große Fußball-Nationen als Spielverderber. "Die Griechen kämpfen ähnlich wie vor acht Jahren mit einer großen Leidenschaft und stehen gleichzeitig sehr sicher", urteilte der damalige Griechen-Coach Otto Rehhagel in der "Bild"-Zeitung und stimmte Bundestrainer Joachim Löw auf eine schwere Aufgabe ein. "Diese Mannschaft sollte auch Deutschland im Viertelfinale nicht unterschätzen."

Zusätzliche Brisanz erhält die Partie durch den wirtschaftspolitischen Zwist beider Länder. Die jüngste Aufforderung von Bundeskanzlerin Angela Merkel an das Euro-Sorgenkind Griechenland, sich an Vereinbarungen zum Abbau der Staatsschulden zu halten, nutzten die heimischen Medien als Steilvorlage. "Bringt uns jetzt die Merkel", wünschte sich das Sportblatt "Goal-News" bereits vor dem entscheidenden letzten Gruppen-Duell der DFB-Elf mit Griechenland und kommentierte doppeldeutig: "Ihr werdet Griechenland nie aus der EURO rauswerfen."

"Wir haben einen großen Sieg erreicht"

Nach dem Lucky Punch im finalen Gruppenkampf gegen die zuvor hochgelobten Russen (1:0) ist der Stolz vergangener Tage zurück. Urplötzlich schlug die Kritik an der Nationalelf in Lob um. Bei aller Freude über diesen Stimmungswandel hält Trainer Fernando Santos wenig von solchen Extremen: "Ein Sieg über Russland macht uns nicht zur besten und der schlechte Turnierstart nicht zur schlechtesten Mannschaft der Welt."

Rechtzeitig vor den entscheidenden EM-Spielen ist es dem portugiesischen Fußball-Lehrer gelungen, die Stärken der Mannschaft zu wecken. Und die liegen - wie schon in Zeiten unter der Regie von Rehhagel - vor allem in der Defensive. Selbst die Turbo-Dribbler aus Russland fanden kein probates Mittel. Gelegentliche Konter und Stärken bei Standards machen die Griechen zu einem unbequemen Gegner. "Wir haben einen großen Sieg erreicht gegen die stärkste Mannschaft unserer Gruppe und sind jetzt sehr zuversichtlich für die kommende Aufgabe", kommentierte der Schalker Papadopoulos.

Mit der Ruhe auf dem Trainingsgelände der Griechen in Legionowo rund 30 Kilometer von Warschau entfernt ist es seit dem Viertelfinal-Einzug vorbei. Das größere Medienaufkommen werten die Profis als Indiz für gewachsenen Respekt. EM-Neuling Papadopoulos verspürt Lust auf mehr: "Deutschland ist eine ganz starke Mannschaft mit großartigen Spielern. Wir haben Respekt, aber keine Angst."

Quelle: ntv.de, Heinz Büse, dpa

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