Die Hellenen haben in Danzig nichts zu lachen. Erst zerbröseln die deutschen Fußballer ihre Betonabwehr, dann freut sich die Bundeskanzlerin auch noch wie eine Schneekönigin. Trotzdem ist Angela Merkel seltsam geknickt, als sie mit den Griechen durch Danzigs Straßen zieht - auf den Weg ins Schlafzimmer von Hans Sarpei.

Sie war da, ich habe sie selbst gesehen. Allerdings sah sie ganz anders aus als sonst, leicht bekleidet, sehr mitgenommen, in der Mitte merkwürdig geknickt, weit offener Mund. Aber natürlich war das gar nicht die echte Angela Merkel, die die griechischen Fußballfans vor dem Viertelfinale dieser Europameisterschaft gegen Deutschland über den Langen Markt am Neptunbrunnen vorbei durch die Danziger Innenstadt schleppten. Sondern eine Puppe aus Gummi, auf die sie mit rotem Filzstift "MERKEL" geschrieben hatten. Sie haben gelacht und getrunken, später haben sie dann noch ein kleines Feuerwerk veranstaltet und "Hellas! Hellas" gerufen, was so viel heißt wie "Griechenland! Griechenland!" Fragen Sie Heribert Faßbender. Und die Puppe mittendrin.

Die deutsche Bundeskanzlerin und ihre Kollegen in Europa zwingen den griechischen Staat zu sparen, weil er so viele Schulden hat, die anderen Länder der Union dafür bezahlen müssen und zudem Angst um die gemeinsame Währung haben. Der griechische Staat zwingt seine Bürger zu sparen und kürzt ihnen Renten und Gehälter. Die griechischen Bürger haben auf einmal viel weniger Geld als vorher - und sind sauer auf Angela Merkel. Irgendwo ist da ein Fehler im System, aber die Bundeskanzlerin ist in Griechenland wirklich nicht beliebt.

"Angst, heute Abend ins Schlafzimmer zu gehen"

Als die echte Angela Merkel dann beim 4:2-Sieg der DFB-Elf in ihrem hellgrünen Glücksblazer als Edelfan und Glücksbringerin sichtlich gut gelaunt auf der Tribüne des Bernsteinstadions saß, lächelte, winkte und bibberte, hat sie bei den deutschen Toren ganz heftig geklatscht. Sie kennen das bestimmt aus dem Fernsehen. Die griechischen Fans haben sie ausgepfiffen, weil die Szene nach dem ersten Treffer durch Kapitän Philipp Lahm auf den Videoleinwänden in der Arena übertragen wurde. Sie waren bestimmt sauer, weil die Deutschen ein Tor geschossen hatten und die Bundeskanzlerin sich so kindlich freut, wo sie es ihr doch wenigstens auf dem Fußballplatz so gerne heimgezahlt hätten. Vielleicht war es an diesem Tag aber auch nur zu viel Angela Merkel auf einmal.

Hans Sarpei hat mit Griechenland erst einmal wenig zu tun. Er hat bis vor Kurzem professionell Fußball gespielt, zuletzt beim FC Schalke 04 in der Bundesliga. Bekannter ist er allerdings dafür, dass er lustige Sprüche im Internet macht. Er gilt als Kultfigur. Wir wissen nicht, ob das stimmt. Aber er ist wirklich lustig. Am Freitag hat Hans Sarpei sich gefürchtet. Und sprach damit den Griechen aus dem Herzen. Das teilte er via Twitter mit: "Nachrichten: Merkel. Fußball: Merkel. Zeitungen: Merkel. Habe Angst, heute Abend ins Schlafzimmer zu gehen."