"Einer wird das Ding reindrücken" Kroos hört Pur, Boateng guckt Italien-Videos

Toni Kroos, schlagfertig

Toni Kroos, schlagfertig

(Foto: REUTERS)

Oliver Bierhoff verrät, wie Italien zu schlagen ist und warum er entschieden hat, dass die DFB-Elf den EM-Titel gewinnen muss. DJ Boateng gibt sich schnoddrig-entspannt - aber bei dessen Playlist hört der Spaß für Toni Kroos offenbar auf.

Was sagte der Bundestrainer?

Er sagte sich im Stillen womöglich: "Weil der Oliver plötzlich Wunder vollbringt an diesem Jahrestag, soll er doch den Journalisten erklären, wie er das gemacht hat vor 20 Jahren mit dem Golden Goal - und nun mit diesem Schwebetrick. Dazu noch der Jérôme, weil der viel zu tun bekommen wird am Samstag, und den Toni, weil seine Frisur genauso gut sitzt wie bei den Italienern." Und so geschah es.

Erst erinnerte Oliver Bierhoff daran, dass die DFB-Elf vor vier Jahren "die bessere Mannschaft" gewesen sei, aber durch Unaufmerksamkeiten verloren habe. "Italien ist der schwerste Brocken, den wir bekommen konnten. Es wird ein harter Kampf. Italien ist minimalistisch eingestellt, denen reicht ein 1:0. Es wird uns alles abverlangt werden."

Toni Kroos erschien frisch frisiert nach dem Training gemeinsam mit Jérôme Boateng in Évian - und schlagfertig. Zu Italien: "Erklären Sie mir, warum ich ein Trauma haben sollte? Wie oft habe ich gegen Italien bei einem Turnier gespielt?", fragt er einen Journalisten. Als einer wissen möchte, ob ein Weiterkommen bedeute, dass Deutschland auch Europameister werde: "Meinen Informationen zufolge ist es am Samstag ein Viertelfinale." Nach Transfergerüchten gefragt und ob er derzeit über seine Zukunft nachdenke: "Ich mache mir immer Gedanken um meine Zukunft." Dann lacht er.

Boateng gab sich ganz entspannt und berichtete: "Elfmeterschießen wurde nicht geübt", und außerdem gebe es schlimmere Sachen als Italien. Der deutsche Abwehrturm bereitet sich schlicht mit Videos auf seine italienischen Hauptkontrahenten Éder und Pellè vor - das reicht ihm wohl. Die inbrünstige Darbietung der Nationalhymne von Italiens Torwartikone Gianluigi Buffon ist ihm allerdings schnurz. "Ich kann nicht um die Ecke gucken bei den Hymnen. Ich hab's mal im Fernsehen gesehen."

Was die Musik angeht sind die Geschmäcker in der Mannschaft wohl unterschiedlich. Während DJ Boateng als Stil House "und alles gemischt" in der Kabine auflegt, bleibt der Real-Madrid-Star lieber für sich: "Ich höre meine eigenen Sachen, das will sonst keiner hören." Zum Beispiel die Deutschpop-Band "Pur", mit deren Sänger Kroos befreundet ist.

Wie ist der Krankenstand?

Jonas Hector pausierte beim gestrigen Training - heute war er wieder dabei. "Alle 23 sind an Bord. Auch Jonas hat mittrainiert", sagte Olli. Der Bundestrainer wird dankbar sein, dass es für Samstag keine Baustelle gibt. Hector hat in den ersten vier EM-Spielen keine Minute verpasst, und sich für das DFB-Team bislang als solider Linksverteidiger erwiesen.

Bastian Schweinsteiger könnte offenbar auch von Anfang an ran (Bierhoff: "Ich habe das Gefühl, dass Basti so weit ist"), dann müsste allerdings dessen Konkurrent im defensiven Mittelfeld, Italien-Spezialist Sami Khedira, weichen. "Da habt ihr einiges zu spekulieren die nächsten Tage", freute sich Bierhoff diebisch in Richtung der fragenden Journalisten. Die amüsierten sich im Gegenzug über den vieldeutigen Versprecher Bierhoffs: "Basti ist ein Spieler, auf den Jogi zu 100 Prozent verzichten, äh, bauen kann."

Und wie geht es unserem Nachbarn Jérôme Boateng? "Mit der Wade passt das", sagte er in seiner typisch schnoddrigen Art - und gab gleich eine Warnung an die italienische Offensive mit: "Ich werde auch nicht anders hingehen wegen meiner Gelben Karte, sondern so wie immer."

Wer ist Mitarbeiter des Tages?

Natürlich Olli, Ex-Hubschrauberstürmer, Serie-A-Torschützenkönig, Golden-Goal-Fußballgeschichteschreiber 1996 und seit Jahren Nationalmannschaftsmanager beim DFB. Ein Job, der für ihn geschaffen wurde. Vor genau 20 Jahren schoss er die deutsche Elf in England zum bislang letzten EM-Titel, zwar mit einem Abschluss der Güteklasse "kann man mal versuchen". "Wenn ich nicht dieses Tor gemacht hätte, nicht die Möglichkeit gehabt hätte, würde ich vielleicht jetzt nicht hier sitzen", sagte Bierhoff.

Der Shampoo-Freund ließ nun im Ausblick auf Samstag verlauten, in Italien herrsche inzwischen nicht nur wie zu seiner Zeit "Wertschätzung, sondern auch Begeisterung dafür, wie wir Fußball spielen". Bierhoff lobte das aktuelle Team: "Die Geschlossenheit war 1996 nicht so groß wie hier." Und wie läuft das mit dem entscheidenden Tor gegen Italien? "Einer wird da sein und das Ding reindrücken." Klingt einfach. Ein bisschen alt fühlt sich Bierhoff offenbar auch: "Leroy (Sané) ist im Januar 1996 geboren, also wird es Zeit, dass wir eine neue Geschichte schreiben." Einverstanden.

War sonst noch was?

Das heutige Training des DFB-Kaders fand im Geheimen statt. Und auch die Abschlusseinheit für das EM-Viertelfinale wird am Genfer See abgehalten und nicht am Spielort in Bordeaux, wie es üblich ist. Dafür musste der DFB einen gesonderten Antrag abgeben, den die Uefa genehmigt hat. Im Stammquartier von Évian konnte Löw mit seiner Mannschaft hinter Sichtschutz und abgeschirmt von Sicherheitsleuten unbeobachtet arbeiten. Eventuelle personelle Überraschungen sollen so ihre Wirkung nicht vorab verlieren. Aber ob dies ein Beleg dafür ist, dass Joachim Löw "unsicher" ist, wie der frühere Nationalspieler Steffen Freund sagt? Nun ja.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen