Fußball

Nach 19 Jahren ist Schluss Abramowitsch verabschiedet sich vom FC Chelsea

Da war die Welt für Roman Abramowitsch noch in Ordnung: 2021 holte sein künftiger Ex-Club FC Chelsea den Sieg in der Champions-League.

Da war die Welt für Roman Abramowitsch noch in Ordnung: 2021 holte sein künftiger Ex-Club FC Chelsea den Sieg in der Champions-League.

(Foto: picture alliance/dpa/PA Wire)

Noch ist nichts fix, aber der russische Oligarch Abramowitsch sagt seinem Club von der Stamford Bridge Lebewohl. Ob er noch einmal ins Stadion kommt, ist ungewiss. Der Ukraine-Krieg erzwingt den Verkauf. An wen der Champions-League-Sieger geht, ist derweil offen. Der Preis scheint hoch.

Roman Abramowitsch wählte für seinen erzwungenen Abschied aus London emotionale Worte. Ein letztes Mal noch wolle er die Stamford Bridge sehen, sagte der langjährige Klubchef des FC Chelsea, als er nach 19 Jahren den Verkauf des Traditionsklubs ankündigte. Doch ob er das Stadion noch einmal wird besuchen können, ist offen - denn russische Oligarchen haben auch im Fußball einen immer schwereren Stand.

Der 55-jährige Abramowitsch war nach dem Überfall Russlands auf das Nachbarland Ukraine schnell in den Blickpunkt geraten. Er galt als einer von zahlreichen Oligarchen und Firmen, denen in Großbritannien Sanktionen drohen. Am Abend gab er schweren Herzens auf. "Es war die Ehre meines Lebens, Teil des FC Chelsea zu sein", sagte er. Mit einem möglichen Erlös des Verkaufs werde er die Opfer des Krieges in der Ukraine unterstützen.

Zuvor war der Druck beinahe stündlich gestiegen. Der Schweizer Milliardär Hansjörg Wyss berichtete im Interview mit "Blick", dass er mit drei anderen Personen ein Angebot für den Erwerb des Champions-League-Siegers erhalten habe, für den derzeit die Nationalspieler Kai Havertz, Antonio Rüdiger und Timo Werner spielen.

"Oligarchen sind in Panik"

"Er will Chelsea schnell loswerden", sagte Wyss. "Wie alle anderen Oligarchen ist er in Panik." Denn den schwerreichen Russen drohen Sanktionen, die an das geliebte Vermögen gehen. Im englischen Parlament wurde bereits vorgeschlagen, Abramowitschs Konten einzufrieren.

Auf der EU-Sanktionsliste steht Abramowitsch, dem eine Nähe zu Russlands Präsident Wladimir Putin nachgesagt wird, noch nicht. Im Gegensatz zu manch anderem, dessen Geld bereits in den europäischen Fußball geflossen ist.

Betroffen ist etwa Alischer Usmanow, geschätztes Vermögen 14,3 Milliarden US-Dollar, Putin-Vertrauter und bislang finanzieller Unterstützer des FC Everton. Erste Konsequenzen bekam der ehemalige Anteilseigner des FC Arsenal zumindest sportlich schon zu spüren. Everton gab bekannt, die kommerziellen Sponsoring-Vereinbarungen mit Unternehmen, an denen der 68-Jährige bedeutend beteiligt ist, sofort auszusetzen.

Usmanow sieht seine Reputation zerstört

Sein Amt als Präsident des Fecht-Weltverbandes FIE legte Usmanow bis auf weiteres nieder. In seinem Statement auf der Verbands-Homepage bezeichnete er die gegen ihn verhängten EU-Sanktionen als "unfair" und sprach von "falschen und diffamierenden Anschuldigungen", die seine Ehre, Würde und berufliche Reputation zerstörten.

Weniger Aufruhr gibt es da bislang noch um den französischen Erstligisten AS Monaco, Klub des Nationalspielers Kevin Volland und von U21-Europameister Isamil Jakobs. Dort hält Dimitri Rybolowlew als Präsident die Fäden in der Hand. Mit der monegassischen Justiz geriet der 55-Jährige schon einmal 2018 aneinander. Korrupte Machenschaften im Rahmen eines Kunstskandals lauteten die Vorwürfe.

Wyss zieht unterdessen den Chelsea-Kauf in Erwägung. Aber: "Abramowitsch fordert derzeit viel zu viel", erklärte der 86-Jährige. Chelsea stehe bei "ihm mit zwei Milliarden Pfund in der Kreide", habe aber kein Geld. "Bedeutet: Diejenigen, die Chelsea kaufen, sollen Abramowitsch entschädigen."

Für Chelseas Teammanager Thomas Tuchel hat die Besitzer-Diskussion derweil keinen Einfluss auf die tägliche Arbeit, behauptete der Chelsea-Coach, und bat mehrfach, Fragen nach der Ukraine einzustellen. Er habe niemals Krieg erlebt, "ich fühle mich schlecht, alleine darüber zu reden, weil ich sehr privilegiert bin und hier in Frieden sitze".

Quelle: ntv.de, als/sid

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen