Fußball

CL-Show des perfekten Orchesters Ajax erteilt "dem Weltfußball eine Lehre"

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Frenkie de Jong und seine junge Ajax-Crew mischen die Champions League gewaltig auf.

(Foto: imago images / Beautiful Sports)

Ein Wunder, Magie, Geschenk für die Menschheit: Die internationalen Medien überschlagen sich nach der nächsten magischen Nacht der Ajax-Bubis mit Superlativen. Mit dem Hinspiel-Sieg im Halbfinale der Champions League bei Tottenham verzaubert die Mannschaft einmal mehr die Fußball-Romantiker.

"König Johan" Cruyff hätte seine helle Freude an den "Wunderjungs" gehabt. Ajax Amsterdam wirbelt die europäische Fußball-Hierarchie weiter munter durcheinander und steht schon jetzt auf einer Stufe mit Real Madrid und dem FC Bayern - doch der umworbene Erfolgscoach Erik ten Hag bremste nach dem beeindruckenden 1:0 (1:0) seiner jungen Wilden im Halbfinal-Hinspiel der Champions League bei Tottenham Hotspur und der Fortsetzung des Ajax-Märchens die Euphorie.

Zwar schwärmte auch ten Hag von einer "unglaublichen Nacht" und einem "fantastischen Ergebnis". Aber, so fügte der 49-Jährige vor dem Rückspiel am kommenden Mittwoch in der heimischen Johan-Cruyff-Arena mahnend an: "Wir sind noch nicht durch. Wenn wir ins Finale wollen, müssen wir uns weiter steigern." Dass die "Wunderjungs" aber überhaupt vom Endspiel am 1. Juni in Madrid träumen dürfen, gleicht angesichts der schier übermächtigen Konkurrenz aus England, Spanien, Italien oder auch Deutschland einer Sensation. Schon jetzt sind Frenkie de Jong, der für 75 Millionen zum FC Barcelona wechselt, Matthijs de Ligt oder Donny van de Beek als Nachfolger der legendären Elf von 1995 um Frank Rijkaard, Jari Litmanen und Clarence Seedorf in aller Munde.

Tottenham - Amsterdam 0:1 (0:1)

Tor: 0:1 van de Beek (15.)
Tottenham:
Lloris - Alderweireld, Sanchez, Vertonghen (39. Sissoko) - Trippier (80. Foyth), Eriksen, Wanyama, Rose (79. Davies) - Alli, Llorente, Lucas Moura; Trainer: Pochettino.
Amsterdam: Onana - Veltman, de Ligt, Blind, Tagliafico - Schöne (65. Mazraoui) - van de Beek, de Jong - Ziyech (87. Huntelaar), Tadic, Neres; Trainer: ten Hag.
Schiedsrichter: Antonio Mateu Lahoz (Spanien)
Zuschauer: 70.000

"Die Niederländer haben dem Weltfußball wieder eine Lehre erteilt", lobte der "Corriere della Sera" nach de Beeks Siegtreffer (15.) überschwänglich. Die "Gazzetta dello Sport" bewunderte eine weitere "Show des perfekten Orchesters. Ajax verzückt ganz Europa." Das junge Team setze "fröhlich fort, was es bereits in München, Turin und Madrid getan hatte: die Fußballwelt durchschütteln. Sie verspotten die Gesetze des Fußball-Kapitalismus", schrieb die Zeitung "AD" anerkennend. Tottenham wäre der nächste prominente Name, der "von einem phänomenalen Ajax entsorgt wird", so der "Daily Telegraph".  Die Zeitung "De Volkskrant" wurde gar poetisch. "Diese Mannschaft hat die Ehre von so manchem Spitzenklub verletzt. Mit Fußball, der von Herzen kommt", schrieb das Blatt: "Das ist ein Geschenk für den Fußball liebenden Teil der Menschheit."

Schlussakkord einer unglaublichen Kampagne?

Immerhin gelang es Ajax, das zuletzt 1995 den begehrten Titel in der Königsklasse gewonnen hatte, alle drei Auswärtsspiele in Achtel- (4:1 bei Real Madrid), Viertel- (2:1 bei Juventus Turin) und nun Halbfinale zu gewinnen. Dies schafften in der Champions League bisher nur Bayern München (2012/13) und Real Madrid (2017/18) - und beide Klubs triumphierten später. "De Telegraaf" sieht die Erben von Legende Cruyff deshalb schon "in einer einzigartigen Reihe" mit den beiden Topklubs.

Auch wenn "der Schlussakkord einer unglaublichen Kampagne noch immer nicht geschrieben ist" ("NRC Handelsblad") - inzwischen glaubt selbst das unbeschwerte Ajax-Team an etwas, was vor der Saison selbst die kühnsten Optimisten nicht für möglich gehalten hatten. "Ja, Ajax ist bereit für den großen Coup", hatte der frühere Schalker Klaas-Jan Huntelaar schon vor dem Erfolg von London gesagt: "Wenn wir weiter unser Spiel so wie bisher durchziehen, wird sich dieser Traum ganz sicher erfüllen."

In der Tottenham-Arena gelang dies erneut eindrucksvoll. Ajax trat unbekümmert auf. Im Vergleich zu den großen Teams habe man "einen Vorteil", erklärte Torwart André Onana, "wir haben keinen Druck und können nichts verlieren". Mit dieser Leichtigkeit des Seins übertrifft das Team von ten Hag, der von 2013 bis 2015 für die Amateure von Bayern München verantwortlich gewesen war und inzwischen bei vielen Topklubs heiß begehrt ist, alle Erwartungen. Auch in der Liga liegt Ajax als Tabellenführer und im Pokal als Finalist auf Kurs. Noch sieht Tottenham, das zunächst Borussia Dortmund und dann im Viertelfinale Manchester City mit Pep Guardiola ausgeschaltet hatte, aber eine Chance. "Unsere zweite Halbzeit war okay. Wir liegen nur 0:1 zurück und glauben, dass wir es noch schaffen können", sagte Spurs-Trainer Mauricio Pochettino: "Wir leben noch."

Quelle: ntv.de

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