Lok Leipzig erstattet Anzeige Anne-Frank-Skandal im deutschen Fußball
31.10.2017, 15:21 Uhr
"Nein zum Antisemitismus": Lazios Spieler in Bologna.
(Foto: REUTERS)
Erst sind es die Ultras von Lazio Rom, dann tauchen in Düsseldorf und nun in Leipzig verunglimpfende Anne-Frank-Aufkleber auf - im Trikot des Fußball-Regionalligisten BSG Chemie, vor dem Stadtderby gegen Lok. Der Klub distanziert sich umgehend von der Aktion.
Nach Italien sind nun auch in Deutschland ebenso verunglimpfende wie widerliche Anne-Frank-Aufkleber aufgetaucht. Vor dem brisanten Stadtderby zwischen den beiden Fußball-Regionalligisten BSG Chemie und 1. FC Lokomotive Leipzig am 22. November wurden diese in Umlauf gebracht. Darauf zu sehen sind Anne Frank im Trikot mit dem BSG-Logo und die Aufschrift "JDN CHM" (Juden Chemie). Ähnliche Bilder wurden vor kurzem in Düsseldorf gefunden. Dort waren Sticker mit Anne Frank im Trikot des FC Schalke 04 zu sehen.
Die Nationalsozialisten hatten das jüdische Mädchen 1945 kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges ins Konzentrationslager Bergen-Belsen deportiert, wo sie im Alter von 15 Jahren starb. Von 1942 bis 1944 hatte sie sich mit ihrer Familie vor den Nazis in einem Hinterhaus der Amsterdamer Prinsengracht 263 versteckt und über diese Zeit ein Tagebuch verfasst.
Lok Leipzig sorgt sich offenbar um seinen ohnehin lädierten Ruf und distanzierte sich von der Aktion: "Derzeit machen in Europa Aufkleber mit antisemitischen Botschaften die Runde. Nun versuchen offenbar einige Personen, auch unseren geliebten FCL damit in Verbindung zu bringen." Der Verein habe umgehend Anzeige erstattet. "Bevor tatsächlich irgendjemand auf die völlig absurde Idee kommen sollte, der 1. FC Lok habe mit so einer Widerwärtigkeit etwas zu tun, möchten wir hier noch einmal klarstellen: Der 1. FC Lokomotive Leipzig distanziert sich in aller Schärfe von allen Formen von Antisemitismus und Faschismus." Lok hat seit Jahren ein Problem mit Neonazis und rechten Fans, die zum Teil auch im Blick des sächsischen Verfassungsschutzes sind. Bei Chemie Leipzig hat sich eine linkspolitische Ultraszene entwickelt.
Vor einer Woche hatten Ultras von Lazio Rom, die "Irriducibili", im Olympiastadion Anne Frank verhöhnt. Die "Unbeugsamen" fallen seit Jahrzehnten durch üble antisemitische und rassistische Aktionen auf. Nach dem Spiel Lazios gegen Cagliari Calcio in der italienischen Serie A am 22. Oktober prangten an Stadionwänden Aufkleber, die Anne Frank im Trikot des AS Rom zeigten. Neben diesen Aufklebern standen antisemitische und homophobe Sprüche, die die Anhänger des Stadtrivalen beleidigen sollten. Das alles hatte zu großer Empörung über Italien und die Sportwelt hinaus geführt. 13 Ultras bekamen landesweites Stadionverbot. Bei der Partie drei Tage später beim FC Bologna hatten sich Lazios Spieler T-Shirts über ihre Trikots gezogen, auf denen unter einem Porträt von Anne Frank stand: "Nein zum Antisemitismus". Die Stadionsprecher lasen vor dem Anpfiff aus dem berühmten Tagebuch vor und forderten die Zuschauer zu einer Schweigeminute auf.
Quelle: ntv.de, sgi/dpa/sid