"You'll Neven walk alone" BVB-Fans feiern Subotic mit heißer Liebe
30.04.2017, 13:29 Uhr
Da applaudieren selbst die Ex-Kollegen: Neven Subotic.
(Foto: imago/Team 2)
Er trägt zwar das Trikot des 1. FC Köln - doch in seinem Herzen ist Neven Subotic ein Dortmunder. Die Südtribüne feiert bei der Nullnummer ihren Ex. Der ist sichtlich gerührt. Nur Trainer Thomas Tuchel will ihn offenbar nicht.
Nach dem Abpfiff zogen sich die Spieler in Schwarz-Gelb kollektiv zurück und überließen einem Spieler in Rot die Bühne. Das war ungewöhnlich, denn in der Farbenlehre der Dortmunder Borussia reagieren sie eigentlich allergisch auf rot und blau. Doch in diesem Fall lagen die Dinge anders: Neven Subotic trat vor die Gelbe Wand und wurde von der weltweit größten Stehplatztribüne frenetisch gefeiert. Der Serbe ist zwar an den 1. FC Köln ausgeliehen, doch im Herzen, das wurde mehr als deutlich, bleibt er Borusse. Subotic genoss die große Bühne, die Fans auf der Südtribüne sorgten für die passende musikalische Untermalung: "Dortmunder Jungs, Dortmunder Jungs, wir sind alle Dortmunder Jungs."
Die Szene war der emotionale Höhepunkt einer Partie am Samstagnachmittag, die in der kollektiven Rückschau der beiden Klubs aus dem Ruhrgebiet und dem Rheinland kaum für wohlige Schauer sorgen dürfte. Schließlich war das, was bei der Nullnummer vor 81.360 Zuschauern im ausverkauften Westfalenstadion geboten wurde, vor allem in der zweiten Halbzeit in etlichen Passagen reichlich dürftig, auch wenn Trainer Thomas Tuchel das später anders darstellte und betonte, er sei "begeistert, mit wie viel Fleiß und Aufmerksamkeit wir dieses Spiel angenommen haben". Doch was nutzt das, wenn der Chancenwucher so exorbitant ist, dass eine Vielzahl bester Möglichkeiten verpufft? "Das gibt es nur im Fußball, dass so ein Spiel unentschieden ausgeht", sagte Tuchel: "Wir hatten so viele große Torchancen, dass es normalerweise ein Sieg für uns sein muss."
Das erklärte Saisonziel der Dortmunder, die direkte Qualifikation für die Champions League sicherzustellen, ist damit ein bisschen schwieriger geworden. Beim heutigen Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt kann der Konkurrent aus Hoffenheim mit einem Sieg an den Dortmundern vorbeiziehen und auf Platz drei springen. Aber das alles rückte erst einmal in den Hintergrund, denn es ging um Neven Subotic, der von den Fans euphorisch gefeiert wurde. Der Manndecker ist zwar an den 1. FC Köln ausgeliehen, die Dortmunder Fans erkennen ihn jedoch noch immer als einen der ihren.
"Verbindung wird auch in 100 Jahren bestehen"
Und das ließen sie den 28-Jährigen deutlich spüren, der die kostbaren Augenblicke genoss und sich gerührt zeigte: "Wenn man so einen Moment einmal im Leben hat, dann darf man sich extrem glücklich schätzen", sagte Subotic: "Die achteinhalb Jahre, die ich in Dortmund verbracht habe, waren für mich ein Glück und ein Segen. Das ist eine Verbindung, die wird auch in 100 Jahren noch bestehen. Dortmund ist mein Zuhause, das wird es auch für immer bleiben. Das ist etwas, was ich sehr eng im Herzen trage."
Tatsächlich geht diese Liason weit über das hinaus, was einen Profi und seinen Verein normalerweise zusammenhält. In Dortmund haben es die Menschen nicht vergessen, dass dieser Spieler nach dem Gewinn der Meisterschaft 2011 spontan auf die Straße ging, um mit ihnen zu feiern. Auch das soziale Engagement findet Anerkennung. Dass Neven Subotic mit der nach ihm benannten Stiftung weltweit Projekte für Kinder in Not unterstützt und Brunnenbauprojekte in Afrika durchführt, trägt seinen Teil zur Reputation dieses Spielers bei. Neven Subotic und Borussia Dortmund, das ist eine kochende Leidenschaft, die allerdings nicht von allen geteilt wird. Obwohl der Spieler beim BVB noch einen Vertrag bis 2018 hat und deutlich macht, am liebsten zurückkehren zu wollen, kann es durchaus sein, dass diese Liebesgeschichte nicht fortgeschrieben wird. Denn offensichtlich baut Thomas Tuchel nicht in einer solchen Form auf diesen Spieler, wie es sein Vorgänger Jürgen Klopp tat, bei dem Subotic als Stammspieler gesetzt war.
Der Serbe spürt das. Obwohl seine Augen bei der Rückkehr leuchteten, gab er sich bei Aussagen über seine sportliche Zukunft betont zurückhaltend. Er suche "einen Verein, der mich braucht, und natürlich möchte ich auch Fußball spielen." Man werde "im Sommer sehen, wer da in Frage kommt". Ob Borussia Dortmund dieser Verein sein kann, bleibt abzuwarten. Als Tuchel und Kölns Trainer Peter Stöger gebeten wurden, das Auftreten von Subotic an diesem Nachmittag zu beurteilen, ließ Tuchel dem Kollegen mit den Worten den Vortritt: "Er ist dein Spieler."
Mit Ömer Toprak aus Leverkusen hat der BVB für die neue Saison bereits einen Manndecker verpflichtet, ob da noch Platz für Neven Subotic bleibt, erscheint eher unwahrscheinlich. Doch bevor sie sich mit solchen Gedanken beschäftigen, müssen sie beim Revierklub die Mission finalisieren, die sie als wichtigste dieser Spielzeit formuliert haben: Die direkte Rückkehr in die Champions League - so die Vorgabe - steht über allem. Am kommenden Samstag gibt es beim Gastspiel der TSG Hoffenheim die Gelegenheit, den direkten Konkurrenten auf Distanz zu bringen. In Dortmund fühlen sie sich für diese Aufgabe gerüstet, wie Tuchel betont: "Wir haben die Form, das Selbstvertrauen und die Mentalität, um uns einen Heimsieg zuzutrauen."
Quelle: ntv.de