Fußball

Rechtsexperten urteilen Bayern-Profi Hernández muss wohl ins Gefängnis

Aus der Bundesliga ins Gefängnis? Lucas Hernández drohen sechs Monate Haft.

Aus der Bundesliga ins Gefängnis? Lucas Hernández drohen sechs Monate Haft.

(Foto: imago images/Sven Simon)

Dem teuersten Einkauf der Bundesliga-Geschichte droht Knast: 80-Millionen-Mann Lucas Hernández vom FC Bayern muss am Dienstag den Vollstreckungsbefehl in Madrid entgegennehmen. Seine Anwälte versuchen alles, doch Rechtsprofessoren glauben, dass der 25-Jährige dem Gefängnis kaum entkommen kann.

Am Donnerstag hatte Lucas Hernández trainingsfrei. Durchatmen nach den Länderspielwochen. Der französische Fußballer von Bayern München hatte wahrscheinlich trotzdem keinen ruhigen Tag. Er dürfte die freie Zeit für Gespräche mit seinem Trainer Julian Nagelsmann, der ihn in den vergangenen Wochen in den Stamm der Münchner Mannschaft befördert hatte, und seinen Anwälten genutzt haben. Denn seit Donnerstagabend steht fest: Hernández wird am kommenden Dienstag um 11 Uhr persönlich vor der 32. Strafkammer in Madrid erscheinen, die am Mittwoch eine sechsmonatige Haft gegen ihn wegen eines Verstoßes gegen ein Annäherungs- und Kontaktverbot angeordnet hatte. Das bestätigte Bayerns Vereinspräsident Herbert Hainer, der seinem Profi "selbstverständlich" Unterstützung zusagte.

Der Elefant im Raum ist nun eine Frage, die über allem schwebt, die sich alle beim deutschen Rekordmeister stellen und mit der sich auch Frankreichs größte Sportzeitung "L'Équipe" beschäftigte: "Muss Lucas Hernández wirklich ins Gefängnis?" Angeblich versuchen die Anwälte des 25-Jährigen vehement, die angesetzte Haftstrafe in eine Geldstrafe umzuwandeln. Nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" sei ein erster Antrag beim Gericht in Madrid jedoch abgewiesen worden, nachdem sich auch die Staatsanwaltschaft dafür ausgesprochen hatte, dass Hernández ins Gefängnis gehen soll. Eine Beschwerde gegen den Vollstreckungsbefehl wurde ebenfalls abgewiesen. Wohl auch, weil es für Hernández bereits die zweite Verurteilung wegen häuslicher Gewalt ist.

Haft "mehr als nur möglich"

Verschiedene Medien berichten, dass die Anwälte des Bayern-Profis am Dienstag erneut Einspruch einlegen werden, um die drohende Haft so lange wie möglich aufzuschieben. Das letzte Wort hätte dann das Landgericht Madrid, die nächsthöhere Instanz. "Es ist mehr als nur möglich, dass er die Haft antreten muss", sagte Strafrechtsprofessor Joan Queralt von der Universität Barcelona der "SZ". Häusliche Gewaltdelikte würden in Spanien extrem streng beurteilt, so der Rechtsexperte. Ähnlich sieht es gegenüber der Zeitung der Straf- und Prozessrechtsprofessor Victor Moreno Catena von der Universität Madrid, der eine Verurteilung wegen Missachtung eines Gerichtsurteils als eine "sehr ernsthafte Angelegenheit" ansieht.

Hernández muss in Madrid erscheinen, um den Haftvollstreckungsbefehl entgegenzunehmen. Täte er dies nicht, würde international nach ihm gefahndet. Nach seinem Termin in Madrid hat der Bayern-Profi nach derzeitiger Lage zehn Tage lang Zeit, seinen Gefängnisaufenthalt "freiwillig" in einer Justizvollzugsanstalt seiner Wahl anzutreten.

Hintergrund des Falls ist ein handgreiflicher Streit im Februar 2017 mit Hernández' damaliger Freundin und heutigen Ehefrau. Beide wurden damals wegen häuslicher Gewalt zu gemeinnütziger Arbeit und einem sechsmonatigen Kontaktverbot verurteilt. Sie versöhnten sich jedoch schnell und verreisten noch während der sechs Monate gemeinsam und heirateten in Las Vegas, berichtete die Sportzeitung "AS". In Spanien bleibt ein Kontaktverbot aber auch dann bestehen, wenn es eine Versöhnung gegeben hat, damit niemand zu einer solchen Aussöhnung genötigt werden kann.

Zweite Verurteilung wegen häuslicher Gewalt

Bei der Rückkehr des Paares wurde dieser Verstoß gegen das Kontaktverbot aktenkundig und Hernández wurde 2019, ein halbes Jahr nach seinem 80-Millionen-Euro-Transfer von Atlético Madrid zum FC Bayern, wegen Missachtung der Auflage zu der sechsmonatigen Haftstrafe verurteilt. Auch weil der Fußballer schon zuvor einmal wegen häuslicher Gewalt verurteilt worden war, erscheint eine Aufhebung des Urteils fraglich.

Ob der Verteidiger, teuerster Einkauf der Bundesliga-Geschichte, dem deutschen Rekordmeister am 20. Oktober im Champions-League-Gruppenspiel bei Benfica Lissabon zur Verfügung steht, ist ebenso unklar wie die Situation der darauffolgenden Wochen und Monate. Die Bayern wurden auf jeden Fall überrascht. Stellung bezog bis zu Hainers Aussagen lange niemand, da es sich um ein laufendes Verfahren handele. Laut der "SZ" könnten die Anwälte von Hernández auch eine Aussetzung des Vollstreckungsbefehls erreichen, die einen Haftantritt bis zu anderthalb Jahre nach hinten verschieben könnten.

Quelle: ntv.de, dbe

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