So läuft der 12. Bundesliga-Spieltag Bayern in der Krise, Wiese ein Rätsel
08.11.2013, 13:10 Uhr
Männer des Jahres: Claudio Pizarro und Xherdan Shaqiri vom FC Bayern mit Moderator Joko Winterscheidt.
(Foto: dpa)
Während die Bayern mit Fußball aus dem vergangenen Jahrtausend gewinnen, lüftet Augsburgs Callsen-Bracker das Geheimnis seines Namens. Ansonsten warten vor diesem zwölften Spieltag der Bundesliga alle auf den deutschen Clásico.
Wie hoch gewinnt der FC Bayern?
Die Bayern befinden sich ja in einer handfesten Krise. Nur mit 1:0 gewannen sie in dieser Woche ihr Champions-League-Spiel bei Viktoria Pilsen, es war ihr neunter internationaler Sieg in Folge. Ein Rekord. Aber wie sie ihre Tore erzielen! Tiki-Taka war gestern. Nun konzentrieren sich die Münchner auf ein Erfolgsrezept aus dem vergangenen Jahrtausend: Flanke - Kopfball - Tor, meistens durch Mario Mandzukic. Hinzu kommt, dass Bastian Schweinsteiger erneut am Sprunggelenk seines rechten Fußes operiert werden muss und auf unbestimmte Zeit ausfällt. Da bleibt als einzige positive Nachricht, dass die Fachzeitschrift für Taktikfragen "GQ" die Spieler des FC Bayern zu den "Männern des Jahres" gekürt hat. Claudio Pizarro und Xerdan Shaquiri nahmen den Preis in Berlin persönlich entgegen. Ach ja, an diesem zwölften Spieltag der Fußball-Bundesliga geht es gegen den FC Augsburg. Wir tippen auf ein 3:0. Damit wären die Bayern 37 Partien in Folge ungeschlagen. Auch ein Rekord.
Eine gute Nachricht gibt es auch aus Augsburg. Endlich ist g eklärt, warum Innenverteidiger Jan-Ingwer Callsen-Bracker eigentlich Jan-Ingwer Callsen-Bracker heißt. Bracker mit langem A. Der "Münchner Merkur" hat's herausgefunden. Es geht, verkürzt gesagt, um Schleswig-Holstein, Dänemark, einen Großvater namens Bracker, eine Adoption und einen Bauern namens Callsen. Ansonsten sagt Jan-Ingwer Callsen-Bracker das, was die meisten Gegner des FC Bayern vorher sagen. Oder zumindest denken: Wir fahren hin mit dem Traum, dass es der Tag ist, an dem man was mitnehmen kann.
Wie spanisch sind die Verhältnisse?
Alle warten auf den deutschen Clásico am übernächsten, dem 13. Spieltag, der wegen der beiden Länderspiele der DFB-Elf in Italien und England erst am 23. November stattfindet. Dann treffen im Westfalenstadion die Dortmunder auf die Bayern. Bis es so weit ist, beschäftigt sich der BVB erst einmal mit dem VfL Wolfsburg. Der wähnt sich seit dem Sprung auf Tabellenplatz fünf im Aufschwung. Allerdings fehlt am Samstag der verletzte Spielmacher Diego zum ersten Mal in dieser Saison. Und ob eine Mannschaft, die jüngst im eigenen Stadion gegen Eintracht Braunschweig verlor, nun mit den Dortmundern mithalten kann? Wir glauben's ja nicht. Und Bayer Leverkusen? Darf sich auch nach der Niederlage in, genau, Braunschweig am vergangenen Spieltag zum Spitzentrio zählen. Nun ist der Hamburger SV zu Gast, die Mannschaft mit der zweitschlechtesten Abwehr der Liga. Hinter der steht René Adler im Tor, einst in Leverkusen unter Vertrag. Er weist seinen Ex-Verein dezent darauf hin, dass die großen Zwei doch eine Nummer zu groß sind. "Ich denke, dass Dortmund und Bayern in der Liga eine exponierte Stellung haben. Ich finde es richtig, dass man sich gar nicht an diesem Zweikampf beteiligt."
Was passiert sonst noch an diesem Spieltag?
Nach der Niederlage gegen den FC Bayern dürfen die Hoffenheimer wieder ihr Glück in einem Heimspiel versuchen, zu Gast in Sinsheim ist der Aufsteiger aus Berlin. Herthas Mittelfeldspieler Ronny wurde in dieser Woche dazu verdonnert, schlappe 44.000 Euro Strafe zu zahlen, weil er Februar dieses Jahres gegen vier Uhr morgens mit seinem Geländewagen in Schlangenlinien und auffällig langsam durch Berlin-Mitte gefahren war. Und sich dann auch noch wehrte, als Polizeibeamte in Zivil ihm Handfesseln anlegen wollten. Das alles mit unfassbaren 0,4 Promille Alkohol im Blut. Derweil macht sich Hoffenheims Allesbezahler Dietmar Hopp Gedanken über Tim Wiese. Der ehemalige Nationaltorhüter war einst in den Kraichgau gekommen, um für den großen Aufschwung zu sorgen. Es folgte ein nahezu beispielloser Abstieg. Erst kritisierten sie Wiese für seine schwachen Leistungen, dann setzten sie ihn auf die Bank. Und seit September trainiert er ganz alleine. Allesbestimmer Hopp kann sich das nicht erklären: "Wie diese Sache so eskalieren konnte, ist mir ein Rätsel." Allerdings: "Als wir damals die Möglichkeit bekamen, ihn zu verpflichten, hieß es: Mit Tim Wiese wird sich Hoffenheim so stabilisieren, dass auf Dauer mehr drin sein wird als Mittelmaß. Wir sind danach aber viel schlechter geworden als Mittelmaß." Auch auf Schalke diskutieren sie über ihren Torhüter, allerdings aus aktuellem Anlass. Doch Timo Hildebrand bekommt nach seinem wunderlichen Aussetzer in der Königsklassen-Partie beim FC Chelsea gegen Werder Bremen eine neue Chance. Trainer Jens Keller hat sich da bereits festgelegt.
Welche Mannschaft überrascht?
Bisher hatte es die Frankfurter Eintracht so gehalten, da ss sie ihre Spiele in der Europaliga gewann, sich in der Bundesliga hingegen vornehm zurückhielt. Drei internationale Siege stehen zwei nationalen gegenüber. Aber vielleicht wendet sich ja nun nach der 2:4-Niederlage am Donnerstag bei Hapoel Tel Aviv das Blatt. Und die Mannschaft überrascht mit einem Erfolg beim FSV Mainz. Trainer Armin Veh allerdings scheint nicht so recht daran zu glauben: "Mit einer solchen Einstellung brauchen wir in der Bundesliga gar nicht anzutreten. Die Leistung in der ersten Halbzeit war katastrophal. Wir standen völlig neben den Schuhen. Es gibt kein Spiel, das wir so angehen können, wie wir es getan haben." Nicht, dass die Eintracht am Ende den Europapokal gewinnt - und aus der Bundesliga absteigt.
Das will auch der SC Freiburg vermeiden, der in Europa allerdings ungleich erfolgloser ist. Nun kommt der VfB Stuttgart zu Besuch. Und weil beide Mannschaften aus Baden-Württemberg kommen, sprechen sie dort gerne von einem Derby. Ganz genau erklärt hat einst VfB-Sportdirektor Fredi Bobic die Lage: "Spiele gegen den Karlsruher SC sind die richtigen Derbys, Spiele gegen Hoffenheim gar keine Derbys, Spiele gegen Freiburg kleine Derbys".
Für welchen Trainer wird es eng?
Wenn er nicht gerade erst beim 1. FC Nürnberg angeheuert hätte, würden wir sagen, für Gertjan Verbeek. Der Club ist Tabellenvorletzter, hat in dieser Saison noch kein Spiel gewonnen und in den zwei Partien unter dem Nachfolger von Michael Wiesinger gab es ein 1:1 in Stuttgart und eine 0:3-Heimniederlage gegen Freiburg, die nicht nur bei den Fans am vergangenen Wochenende für denkbar schlechte Stimmung sorgte. Verbeek ist vor dem dritten Spiel bereits in der Rubrik Durchhalteparolen gelandet: "Es ist nicht alles schlecht, aber es muss besser werden, sonst steigen wir ab." Nun geht es an den Niederrhein zur Gladbacher Borussia. Apropos Durchhalten: In der Auswärtstabelle stehen die Nürnberger immerhin auf Platz elf. Das macht Mut. Zumindest wenn sie ausblenden, dass die Mönchengladbacher alle fünf bisherigen Heimspiele gewonnen haben.
Wo wird es brisant?
Erst hatten wir gelesen "Schweini irrt durch Hannover". Nanu, wir dachten, der ist doch verletzt. Aber nein, es war ein richtiges Schwein. Was den Schluss nahe legt, dass in Braunschweig und/oder Hannover doch einige dumme Menschen wohnen. Zur Erinnerung: Es geht um ein Fußballspiel, das, weil beide Mannschaften aus Niedersachsen kommen, gerne Derby genannt wird. Wie die Polizei mitteilte, hatten Unbekannte dem Schwein nicht nur einen Schal umgebunden und auf die linke Seite mit schwarzer Farbe das 96-Logo aufgemalt. Sondern auf die rechte Seite auch die Zahl 1. Am Sonntag jährt sich der Todestag des früheren Hannoveraner Torhüters Robert Enke zum vierten Mal. Er hatte sich selbst das Leben genommen. Ein Sprecher der Polizei brachte es auf den Punkt: "Sollte sich die 1 auf Enke beziehen, wäre dies eine ungeheure Geschmacklosigkeit."
Was sagt das Orakel?
"Wir spielen ja nicht in der Kreisliga und trainieren nur einmal. Wir sind Profis, wir dürfen zweimal in der Woche spielen. Sehen Sie Spieler wie Lahm oder Schweinsteiger. Die spielen seit zehn Jahren englische Wochen. Und wenn wir dann Urlaub haben, fahren die noch zur Nationalmannschaft. Von daher dürfen wir uns nicht beklagen." Eintracht Frankfurts Stefan Aigner spielt gerne in der Europaliga.
Quelle: ntv.de