Confed-Cup-Halbfinale gegen Uruguay Bei Brasilien spielt das Trauma mit
26.06.2013, 10:55 Uhr
Finale in Sicht: Nur noch Uruguay kann den WM-Gastgeber noch vor dem Endspiel im Maracana von Rio de Janeiro stoppen.
(Foto: dpa)
Brasilien erwartet beim Confed-Cup von seiner Selecao nichts anderes als den Titel, doch Halbfinal-Gegner Uruguay eilt der Ruf eines Spielverderbers voraus. Das "Maracanazo" von 1950 ist ein nationales Trauma.
Vor der Halbfinalpartie im Confed-Cup (21.00 Uhr) sind die bösen Geister plötzlich wieder da. Sie rufen in Brasilien Erinnerungen an diesen verfluchten Tag im Juli 1950 wach, der als "Maracanazo" Eingang in die Fußball-Geschichte fand. Nun stellt sich der Selecao wieder Uruguay in den Weg. Nicht bei der WM, nicht im Maracana - aber erneut als potenzieller Spielverderber. "Ich schaue nicht so gerne in die Vergangenheit, lieber in die Zukunft", teilte Luiz Gustavo mit. Mehr wollte der Defensivmann von Bayern München und der brasilianischen Nationalmannschaft den deutschen Fragestellern zum traumatischen 1:2 im letzten Spiel der WM-Endrunde 1950 nicht erzählen.
Das Thema ein Tabu? Da schickt Oscar Tabarez gleich eine unmissverständliche Botschaft an den Gegner im Halbfinale des Confed Cups in Belo Horizonte. "Uruguay weiß, wie man gegen Turnier-Gastgeber spielt und ihnen das Leben schwer macht", sagte der Nationaltrainer des Südamerika-Meisters. Eine Erfahrung, die Argentinien 2011 gegen den Nachbarn mit dem Aus im Elfmeterschießen im Viertelfinale der Copa America machen musste. Oder auch Südafrika, das 2010 gegen Uruguay mit 0:3 die einzige Niederlage kassierte, dadurch aber bei der eigenen WM nach der Vorrunde zum Zuschauen verdammt war.
Totenstille nach Ghiggias Siegtor
Und natürlich Brasilien vor 63 Jahren. Fast 200.000 Brasilianer hatten sich in den gerade eröffneten Fußball-Tempel Rio de Janeiros gezwängt, waren sich sicher, dass die damals noch in Weiß spielende Selecao nach Kantersiegen gegen Schweden (7:1) und Spanien (6:1) bei der Finalrunde der besten vier Teams der Titel im letzten Spiel nicht mehr zu nehmen war. Dann legte Alcides Ghiggia mit seinem Siegtor grausige Totenstille über das Land.
Im Mineirao am Mittwoch zählt Brasiliens 12. Mann gut 52.000 stimmgewaltige Kehlen. "Wir wissen, dass wir die Zuschauer gegen uns haben, aber die spielen ja nicht. Es wird elf gegen elf sein", stellt Tabarez klar. Mit ähnlichen Worten hatte schon Kapitän Obdulio Varela sein Team auf das "Maracanazo" eingestimmt. "Jungs, wer da draußen ist, spielt nicht", sprach der "Turm in der Abwehrschlacht", als die "Brasil, Brasil"-Rufe durch die Katakomben hallten.
Ein 8:0 wie am Sonntag gegen Tahiti, mit dem sich Uruguay als Zweiter der Gruppe B hinter Welt- und Europameister Spanien für die Vorschlussrunde der "Mini-WM" qualifizierte, gab es 1950 auch, im einzigen Gruppenspiel gegen Bolivien. Rekordsieg bis hierhin. Und noch eine Parallele: Die "Urus" wurden auch schon beim 2:1 gegen Nigeria ausgepfiffen. Tabarez erklärte anschließend: "Oftmals ist das Fest für den Sieg des Einen vorbereitet, und dann gewinnt der Andere. Das löst natürlich Unbehagen aus und kann Antipathie erzeugen." Worte, die "El Maestro" nach dem Halbfinale gerne wiederholen möchte.
Heiß hergehen wird es auch vor den Toren des Mineirao. Der nächste Protestzug formiert sich. "Der Zusammenprall wird unvermeidlich sein", erklärte dann auch Márcio Martins Sant'ana, Generalkommandeur der Militärpolizei des zuständigen Bundeslandes Minas Gerais. Die letzte Demonstration am vergangenen Samstag sorgte für 37 Verletzte, 32 Verhaftungen und Verwüstungen.
Quelle: ntv.de, dsi/sid