Fußball

Medienkritik an Vergabe "völlig überzogen" Blatter: Fußball-WM 2022 bleibt in Katar

Ethik-Komitee hin oder her: Am Ende entscheidet in der Fifa offenbar immer noch Präsident Joseph Blatter.

Ethik-Komitee hin oder her: Am Ende entscheidet in der Fifa offenbar immer noch Präsident Joseph Blatter.

(Foto: AP)

Während die Fifa-Ethiker noch prüfen, ob bei der WM-Vergabe an Katar Bestechung im Spiel war, stellt Fifa-Boss Joseph Blatter schon fest: Das Fußballturnier findet 2022 in Katar statt, mediale Kritik am WM-Gastgeber ist "ungerechtfertigt". Ex-DFB-Präsident Theo Zwanziger widerspricht energisch.

In der Debatte um die umstrittene Fußball-Weltmeisterschaft 2022 in Katar hat Fifa-Chef Joseph Blatter die internationalen Medien scharf attackiert. "Die Kritik, vor allem die der europäischen Medien, an der WM-Vergabe ist völlig überzogen und ungerechtfertigt", sagte der 77-jährige Schweizer in Kuala Lumpur. Es sei nicht fair, wie im Vorfeld über diese WM-Endrunde in einem arabischen Land berichtet werde, ohne mit den Umständen in diesem Land vertraut zu sein.

Forderungen, die WM 2022 in ein anderes Land zu verlegen, seien völlig absurd. Die Fifa werde die Golfnation in allen Punkten unterstützen, damit die erste WM auf arabischem Boden ein unvergessliches Erlebnis werde, sagte Blatter: "Wir haben die Entscheidung, eine Weltmeisterschaft in der arabischen Welt zu spielen, getroffen, und wir werden die WM in Katar ausrichten."

Damit führte Blatter die Ermittlungen des vermeintlich unabhängigen Fifa-Ethik-Komitees zu den WM-Vergaben an Russland (2018) und Katar (2022) schon vor deren Abschluss ad absurdum. In beiden Fällen waren Bestechungsvorwürfe laut geworden, die nun geprüft werden sollen. Die Ermittlungsergebnisse sollen frühestens 2014 vorliegen.

Die Kritik an WM-Gastgeber Katar hatte sich in der vergangenen Woche durch eine alarmierende Amnesty-Studie verschärft. In der Untersuchung prangert die Organisation massive Verletzungen der Menschenrechte auf Baustellen des Ausrichterlandes der Fußball-Weltmeisterschaft 2022 an. Fallbeispiele zeichnen ein erschütterndes Bild davon, wie Arbeiter im Gastgeberland der Fußball-WM leiden.

Zwanziger schüttelt den Kopf

Strittig ist zudem, wann die WM überhaupt ausgespielt werden soll. Wegen Sommertemperaturen von bis zu 50 Grad Celsius ist die traditionelle Austragung im Juni und Juli nicht möglich. Anfang Oktober vertagte das Fifa-Exekutivkomitee jedoch die Entscheidung über eine Verlegung in kühlere Monate. "Vor der WM 2014 in Brasilien wird es keine Entscheidung geben", teilte Blatter damals mit. Erst im Juli hatte der Fifa-Präsident eingeräumt, dass sich der Fußball-Weltverband die Temperatur-Problematik bei der WM-Vergabe 2010 "nicht richtig angeschaut" habe.

Der ehemalige Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), Theo Zwanziger, brachte derweil erneut sein Unverständnis über die Vergabe nach Katar zum Ausdruck. "Diese Entscheidung habe ich nie verstanden und ich werde sie auch nie verstehen. Je länger diese Diskussion andauert, desto größer wird mein Eindruck, dass das eine der größten Fehlentscheidungen war, die es jemals im Sport gegeben hat", sagte der 68-Jährige bei einer Sportdebatte von Zeit Online in Berlin: "Eine WM gibt man nicht in ein Land, das halb so groß ist wie Hessen und Temperaturen ausweist, bei denen man nicht spielen kann, wodurch dann Terminverschiebungen diskutiert werden." Zwanziger ist Mitglied des Fifa-Exekutivkomitees.

Quelle: ntv.de, cwo/sid

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