"Schweizer des Jahres" im Sumpf Blatter beteuert und will ein Diplom
17.12.2015, 10:24 Uhr
Blatter in Limousine - prima Foto, oder?
(Foto: REUTERS)
Vor der Ethikkammer der Fifa soll der suspendierte Präsident Joseph Blatter erklären, was es mit den 1,8 Millionen Euro auf sich hat, die er dem Uefa-Chef Michel Platini überwiesen hat. Schmiergeld? Blatter gibt sich unschuldig und betont seine Verdienste für den Fußball.
Der suspendierte Fifa-Präsident Joseph Blatter hat vor seiner Aussage vor den Ethikhütern des Fußball-Weltverbands seine Argumente gegen eine längere Sperre bekräftigt. Die Zahlung von zwei Millionen Franken an den ebenfalls suspendierten Uefa-Chef Michel Platini im Jahr 2011 sei völlig korrekt gewesen, beteuerte Blatter im Interview der Schweizer "Weltwoche".
"Der Platini-Vertrag ging durch die Finanzkommission, durch das Exekutivkomitee und durch die Kontrollorgane. Er passierte auch den Kongress. Alles wurde abgesegnet", sagte Blatter der konservativen Zeitung, die ihn zum "Schweizer des Jahres" kürte. Ihre jüngste Ausgabe macht sie mit Blatter auf dem Titelblatt auf und schwärmt von den "eindrücklichen Leistungen dieses Ausnahmeschweizers, der als eine Mischung aus Sonderbotschafter und Entwicklungshelfer rastlos um den Planeten tourte". Der 79-Jährige werde verkannt, er sei ein "unermüdlicher und bewundernswerter Fußballkämpfer für eine bessere Welt". Blatter selbst sagt im Interview: "Eigentlich müsste man mir ein Diplom überreichen für das, was ich hier erreicht habe."
Die Realität sieht allerdings ein wenig anders aus. Blatter traf an diesem Donnerstag um kurz nach acht Uhr in einer Limousine vor der Fifa-Zentrale in Zürich ein und sagt seit neun Uhr vor der rechtsprechenden Ethikkammer aus. "Ich habe in meinen vierzig Jahren bei der Fifa weder gegen ethische noch juristische Regeln verstoßen." Sein Ziel ist es, eine über die bisher verhängten 90 Tage hinausgehende Sperre abzuwenden und am 26. Februar kommenden Jahres den außerordentlichen Fifa-Kongress zu leiten, bei dem sein Nachfolger gekürt werden soll.
Vor der Ethikkammer geht es um eine von Blatter 2011 veranlasste Zahlung der Fifa von 1,8 Millionen Euro an Platini. Beide Beschuldigten behaupten, dass die Zahlung ein mündlich vereinbartes Honorar für Platinis Berater-Tätigkeit in Diensten der Fifa zwischen 1998 und 2002 gewesen sei. Die Ermittler hingegen gehen von Schmiergeld zugunsten Blatters Wiederwahl vor vier Jahren aus. Am Freitag ist Platinis Anhörung terminiert. Allerdings will der Chef der Uefa, der sich immer noch Hoffnungen macht, am 26. Februar 2016 zum neuen Fifa-Präsidenten gewählt zu werden, nach Auskunft seiner Anwälte nicht erscheinen. Das politisch motivierte Verfahren diene allein dazu, seine Kandidatur für das Amt des Fifa-Präsidenten zu verhindern, hatte Platini beklagt und seinen Verzicht auf eine Aussage mit einer angeblichen "Missachtung der Unschuldsvermutung" durch die Ethikhüter begründet. Das Urteil des deutschen Richters Hans-Joachim Eckert gegen Blatter, gegen den auch die Schweizer Bundesanwaltschaft ermittelt, und Platini wird für den kommenden Montag erwartet.
Quelle: ntv.de, sgi/dpa/sid