Fußball

EU-Gericht kippt TV-Exklusivrechte Bundesliga muss nicht zittern

Der Europäische Gerichtshof kippt die die Exklusivvermarktung für Fußballspiele im Bezahlfernsehen. Die englische Liga hat nun ein gewaltiges Problem. Doch was bedeutet das Urteil für die deutsche Bundesliga? Nicht viel, sagt Experte Hartmut Zastrow. Es könnte sogar ein Vorteil sein.

Das Urteil sei kein Erdbeben, sagt Experte Hartmut Zastrow. Und könnte der Bundesliga mittelfristig sogar zum Vorteil gereichen.

Das Urteil sei kein Erdbeben, sagt Experte Hartmut Zastrow. Und könnte der Bundesliga mittelfristig sogar zum Vorteil gereichen.

(Foto: dpa)

Eine englische Pub-Besitzerin hat den Milliardenmarkt der Sportrechte im Fernsehen wenn nicht durcheinandergewirbelt, so doch zumindest in Bewegung versetzt. Der Europäische Gerichtshof kippt die Exklusivvermarktung für Fußballspiele, weil sie gegen EU-Recht verstößt. Ein Urteil, das für Aufregung sorgt. Vor allem in England, wo die Wirtin Karen Murphy vom "Red White & Blue" in Portsmouth in ihrem spektakulären Streit mit der reichen Premier League gesiegt hat.

Dementsprechend groß ist die Aufregung auf der Insel. Ein "Bosman-Urteil für Fernsehrechte" nennen englische Kommentatoren das Urteil. Prompt sanken die Aktienkurse von Sky in Deutschland und dem englischen Anbieter BSkyB. Nur, was bedeutet der Richterspruch eigentlich für die Bundeliga? Nicht viel. Sagt zumindest der Vorstand des Marketing-Unternehmens "Sport + Markt", Hartmut Zastrow.

Seine These: "Die Bundesliga muss nicht zittern. Das ist kein Erdbeben." Die deutsche Profivereine müssten "mit homöopathischen Einnahmenseinbußen durch den Wegfall der TV-Vermarktung in Europa rechnen." Sicher ist allerdings, dass viele der derzeitigen Fernseh-Verträge in Teilbereichen ungültig sind und die Exklusiv-Vermarktung von Fernsehrechten im Sport geändert werden muss. Das betrifft die europäischen Fußball-Ligen ebenso wie die großen Sport-Verbände.

Fußball-Liga sagt eher nichts

"Die Fifa, Uefa und Champions League müssen sich warm anziehen", sagte Zastrow: "Nur die ganz großen Networks werden in Zukunft in der Lage sein, die Rechte zu kaufen." Momentan werden Rechte in jedem Land einzeln verkauft, demnächst dürfte das europaweit erfolgen. Betroffen ist in Deutschland derzeit die Auslandsvermarktung der Bundesliga innerhalb der EU. Der Anteil in der laufenden Saison liegt bei rund 25 Millionen Euro, während die Liga im Inland etwa 420 Millionen Euro einnimmt. Die Rechte von der Saison 2013/14 an sollen noch in diesem Jahr neu ausgeschrieben werden.

Trotz des seit Jahren schwelenden Streits und des absehbaren EuGH-Urteils kommentierte die Deutsche Fußball Liga mehr oder wenig nichtssagend. "Wir werden nun die Urteilsbegründung hinsichtlich möglicher Konsequenzen prüfen", hieß es in einer Pressemitteilung. "Die DFL hat sich gemeinsam mit ihrer Vertriebstochter DFL Sports Enterprises in den vergangenen Monaten intensiv mit der Thematik befasst und Vorkehrungen getroffen, um Auswirkungen sowohl auf die nationalen als auch die internationalen Medienrechte soweit wie möglich einzuschränken." Details wollte die DFL nicht nennen.

Englische Premier League hat ein Problem

"Der große Verlierer ist die Premier League, die könnte ein massives Problem bekommen. Sie könnte durch Auslandsvermarktung 300 bis 400 Millionen Euro pro Jahr verlieren", prophezeite Zastrow. Die Premier League hat derzeit einen etwa 1,8 Milliarden Pfund (2,14 Milliarden Euro) schweren Dreijahresvertrag im Inland. "Langfristig ist dieses Urteil sogar ein Vorteil für die Bundesliga, denn alles, was andere große Ligen in ihrer TV-Vermarktung beschränkt, in der die Bundesliga nicht so hohe Einnahmen aufweist, ist gut für die DFL", sagte Zastrow weiter. Die TV-Erlöse sorgen in Deutschland nur für knapp ein Drittel der Gesamteinnahmen der Vereine.

Quelle: ntv.de, dpa/sgi/sid

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen