Fußball

Sorge um den Breitensport DFB-Boss warnt eindringlich vor Super League

Bernd Neuendorf sorgt sich um die Finanzierung des Breitensports.

Bernd Neuendorf sorgt sich um die Finanzierung des Breitensports.

(Foto: REUTERS)

Seit 100 Tagen ist DFB-Präsident Bernd Neuendorf im Amt, der Sportfunktionär muss den größten Fachverband der Welt nach turbulenten Zeiten wieder befrieden. Nur eine von mehreren sportpolitischen Herausforderungen, die die kommenden Monate bringen.

DFB-Präsident Bernd Neuendorf hat die Pläne für eine europäische Super League scharf verurteilt. "Der Sport muss schon deutlich machen - dieses Thema kann man nicht hoch genug bewerten - dass er dem Allgemeinwohl dienen möchte und nicht den Interessen weniger. Die Pläne der Super League sind ein Frontalangriff auf das europäische Sportmodell", sagte Neuendorf in einer digitalen Medienrunde.

Der Streit um die Gründung der Super League wird Mitte Juli vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) ausgetragen. Für den 11. und 12. Juli sind mündliche Verhandlungen an dem höchsten europäischen Gericht in Luxemburg angesetzt. Die Klage war von der European Superleague Company bei einem Gericht in Madrid eingereicht worden, das wiederum den EuGH anrief. "Die Bundesregierung plant, bei dem Termin vertreten zu sein. Ich bin Nancy Faeser dankbar, dass man hier als Sportministerium klar Position bezieht", erklärte Neuendorf.

Der 60-Jährige hob hervor, welche Bedeutung die aktuellen europäischen Wettbewerbe im Fußball haben. "Die wenigsten wissen, dass die Einnahmen der großen Wettbewerbe auch erheblich zur Finanzierung des Breitensports beiträgt. Eine Superliga würde dem weniger dienen. Das kann nicht im Interesse unseres Sports sein", sagte Neuendorf.

"Die ganzen Umstände sind schon fragwürdig"

Die Katar-Euphorie von FIFA-Boss Gianni Infantino kann Neuendorf wenige Monate vor der WM nicht teilen. "Ich freue mich erstmal grundsätzlich auf die WM, was das Sportliche betrifft. Die ganzen Umstände sind schon so, dass sie sicher fragwürdig sind. Es ist eine Veranstaltung, bei der man sagt, ob es die größte und tollste Veranstaltung aller Zeiten wird - da würde ich mal ein Fragezeichen dahinter machen", sagte Neuendorf.

"Rote Karte statt Regenbogen - Homosexuelle in Katar"

Die Reportage "Rote Karte statt Regenbogen - Homosexuelle in Katar" zeigt RTL in einem Nachtjournal-Spezial in der Nacht auf den 23. Juni um 0:20 Uhr, im Rahmen der "Woche der Vielfalt". Erste Auszüge der Reportage von Jonas Gerdes und Timo Latsch zeigt RTL Aktuell am Mittwoch, den 22. Juni ab 18:45 Uhr. Am Donnerstag, den 23. Juni, zeigt ntv die Reportage ab 15:35 Uhr. Auch bei ntv.de und RTL+ ist sie abrufbar.

FIFA-Präsident Infantino spricht stets in Superlativen über das Turnier, das vom 21. November bis 18. Dezember in Katar stattfinden wird. "Das wird die beste WM aller Zeiten und sie wird die arabische Welt vereinigen", prophezeite Infantino jüngst. Zu dem umstrittenen FIFA-Boss wollte sich Neuendorf noch kein Urteil erlauben. "Ich registriere, dass an der einen oder anderen Stelle Kritik laut wird an Infantino. Er ist in Teilen umstritten. Wichtig ist, persönlich mit ihm in den Austausch zu kommen", sagte der DFB-Funktionär.

"Stabilität ist zurückgekehrt"

Persönlich zog Neuendorf nach gut drei Monaten im Amt ein positives Zwischenfazit. "Was in den 100 Tagen gelungen ist, ist, dass es eine gewisse Stabilität im Verband gibt. Diese ist in den Verband zurückgekehrt. Die Stabilität ist dringend erforderlich angesichts der Aufgaben. Ich rede ausdrücklich von Stabilität und nicht von Ruhe. Ich will ja eher produktive Unruhe im Verband", sagte der schon fünfte DFB-Präsident, der das Amt seit 2004 bekleidet - die kommissarischen Amtsinhaber nicht eingerechnet.

Der 60-Jährige hatte sich am 11. März beim Bundestag in Bonn in einer Wahl gegen Peter Peters durchgesetzt. Seither habe sich auch das Verhältnis zur Deutschen Fußball Liga (DFL) entspannt. "Sowohl mit Donata Hopfen als auch mit Aki Watzke habe ich ein sehr gutes Verhältnis. Wir tauschen uns regelmäßig aus, das ist wirklich sehr, sehr angenehm", sagte Neuendorf. Auch das Verhältnis zur Politik und zum Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) habe sich seither verbessert. "Wir wollen nicht mehr die Getriebenen sein, sondern eine treibende Kraft. Wir dürfen nicht mehr so stark um uns selbst kreisen", forderte Neuendorf zur Aufgabenstellung in der näheren Zukunft.

Quelle: ntv.de, ter/dpa

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