Fußball

EM-Qualifikation in der Türkei DFB-Spieler kämpfen um Plätze

Wer darf an den Ball? Joachim Löw lässt sich kaum in die Karten gucken.

Wer darf an den Ball? Joachim Löw lässt sich kaum in die Karten gucken.

(Foto: dpa)

Wenn die deutschen Fußballer heute in Istanbul gegen die Türkei spielen, könnten sie sich zurücklehnen. Schließlich haben sie die Qualifikation für die EM 2012 schon geschafft. Doch erstens hat Bundestrainer Joachim Löw ein Zurücklehnen ausdrücklich verboten. Und zweitens wissen die Spieler: Es geht um die Plätze im Turnierkader. Sami Khedira weiß: "Wenn man sich zu sicher fühlt, entwickelt man sich zurück".

Was, um alles in der Welt, soll schon wichtig sein an einem Fußballspiel, in dem es für eine der beiden Mannschaften um nichts mehr geht? Die Antwort hat in dieser Woche Sami Khedira gegeben. Der spielt heute ab 20.30 Uhr mit der deutschen Nationalmannschaft in Istanbul gegen die Türkei. Grundsätzlich geht es um die Qualifikation zur Europameisterschaft, die im nächsten Sommer die Polen und die Ukrainer ausrichten. Doch während es für die Gastgeber noch um alles, sprich um Platz zwei in der Gruppe A geht, der auch noch zur Teilnahme führen kann, ist das Team von Joachim Löw nach acht Siegen in acht Spielen bereits qualifiziert. Und spielt somit, strenggenommen, nur noch um die Goldene Ananas.

Also muss der Bundestrainer die Spannung hochhalten, wie es in Sportlerdiktion heißt. Was ihm allerdings nicht besonders schwer fällt. Dafür sorgen seine Spieler selbst. Joachim Löw hat so viele gute Fußballer um sich geschart, dass sich die Sache mit dem Konkurrenzkampf um die Plätze im EM-Kader von selbst ergibt, er muss das Ganze nur in geordnete Bahnen lenken. Das macht er seit Monaten. Zum Beispiel lobte er in jüngster Zeit auffällig oft und nachdrücklich Toni Kroos, der vor allem bei den Siegen gegen Brasilien (3:2) und Österreich (6:2) als Sechser im defensiven Mittelfeld mit hervorragenden Leistung für sich warb. Der Bundestrainer hat für ihn sogar ein eigenes Wort erfunden – Zwischenspieler, als Mittler zwischen Abwehr und Angriff.

Khedira kann sich zeigen

Damit sind wir wieder bei Sami Khedira, der zuletzt verletzt fehlte und nun nachdrücklich seinen Platz in der Mannschaft einforderte. Zeitgleich beklagte er sich ein wenig dünnhäutig über mangelnde Wertschätzung. Zumindest gegen die Türkei wird er die Position an der Seite von Bastian Schweinsteiger bekommen. Toni Kroos erleichterte dem Bundestrainer die Entscheidung, indem er grippekrank zu Hause in München blieb. Dass aber der 24-jährige Khedira sich Sorgen macht, steht exemplarisch dafür, auf welch hohem Niveau die Nationalelf agiert. Und wie schnell alles gehen kann. Etwas mehr als ein Jahr ist es her, dass er für den verletzten Michael Ballack in die Mannschaft kam. Khedira spielte eine grandiose Weltmeisterschaft in Südafrika, stieg flugs zum Stammspieler auf und wechselte vom VfB Stuttgart zu Real Madrid. Jetzt stellt er fest: "Wenn man sich zu sicher fühlt, entwickelt man sich automatisch zurück." Heute hat er die Chance, sich zu präsentieren.

Sami Khedira profitiert von der Erkrankung Toni Kroos' - wenn er seine Sache gut macht.

Sami Khedira profitiert von der Erkrankung Toni Kroos' - wenn er seine Sache gut macht.

(Foto: dpa)

Das gilt selbstredend auch für seine Kollegen. Wobei Joachim Löw noch ein kleines Rätsel aus seiner Aufstellung macht. Mesut Özil, der ebenfalls bei Real spielt beim 3:0 Hinspiel vor einem Jahr in Berlin als Regisseur und mit zwei Toren glänzte, plagt sich mit einer gereizten Achillessehne und sagt: "Im Moment bin ich nicht fit. Ich habe Schmerzen." Für ihn wird wohl Dortmunds Wunderkind Mario Götze in der Startelf stehen. Miroslav Klose, der gerade bei Lazio Rom seinen vierten Frühling erlebt, hat einen Bluterguss im Knie, für ihn soll der Münchner Mario Gomez die Tore schießen. Der Rest dürfte aber klar sein: Manuel Neuer im Tor, in der Vierkette, von links nach rechts, Benedikt Höwedes, Per Mertesacker, Holger Badstuber und Kapitän Philipp Lahm, davor Bastian Schweinsteiger und eben Sami Khedira. Und auf den Außenpositionen im Mittelfeld sind der wiedererstarkte Lukas Podolski links und Thomas Müller auf der anderen Feldseite bis auf weiteres gesetzt.

Keine Experimente

Denn eines hat Joachim Löw angekündigt: Allzu gewagte Experimente wird es nicht geben, nicht heute in Istanbul und auch nicht am kommenden Dienstag in Düsseldorf beim letzten Gruppenspiel gegen Belgien. "Wir wollen nicht den Eindruck der Wettbewerbsverzerrung vermitteln." Und schließlich geht es bei allem individuellen Kampf um die EM-Plätze auch noch um einen gemeinsamen Rekord: Zehn Siege in zehn Qualifikationsspielen - das hat noch keine DFB-Mannschaft geschafft. Wäre doch eine feine Sache. Auch wenn solche Statistiken verdammt nah an der Goldenen Ananas sind.

Türkei - Deutschland, ab 20.30 Uhr im n-tv.de-Liveticker

Türkei: Volkan - Gökhan Gönöl, Korkmaz, Servet Cetin, Hakan Balta Selcuk Inan, Topal - Hamit Altintop, Emre, Arda - Burek Yilmaz

Deutschland: Neuer - Höwedes, Mertesacker, Badstuber, Lahm - Khedira, Schweinsteiger - Müller, Götze, Podolski - Gomez

Quelle: ntv.de

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