Nationalteam kriselt vor Heim-EM DFB-Vize schimpft über Kimmich und fordert neues Personal
28.12.2023, 12:04 Uhr
Ralph-Uwe Schaffert hat klare Meinungen zur Männer-Nationalmannschaft.
(Foto: picture alliance / Eibner-Pressefoto)
Ralph-Uwe Schaffert hat viele Posten im deutschen Fußball, die Beratung von Bundestrainer Julian Nagelsmann gehört nicht dazu. Trotzdem holt der DFB-Vizepräsident zum Rundumschlag aus: Was die Nationalelf brauche, sei ein radikaler Wechsel des Personals.
In der bundesdeutschen Fußball-Öffentlichkeit taucht Ralph-Uwe Schaffert eher selten auf. Der 67-Jährige ist Vizepräsident des Deutschen Fußball-Bundes, dazu Präsident des Norddeutschen sowie des Niedersächsischen Verbandes, beim DFB ist der ehemalige Richter für sozialpolitische Aufgaben und DFB-Stiftungen und auch Satzungsfragen zuständig. Seit August gehört er außerdem einem UEFA-Gremium für Rechtsangelegenheiten an. Doch auch zu sportlichen Belangen hat Schaffert eine Meinung, die er bisweilen medienwirksam kundtut.
Schon nach der blamablen Weltmeisterschaft im Vorjahr in Katar hatte er sich die Männer-Nationalmannschaft zur Brust genommen, kurz vor dem Start ins Heim-EM-Jahr 2024 knöpft er sich die Fußballprofis erneut vor. Seine Idee: "Es wäre mal an der Zeit, das spielende Personal radikal zu wechseln." Denn Schaffert hat "bei einer nicht ganz geringen Anzahl der zurzeit tätigen Spieler das Gefühl, dass man meint, vielleicht mit 85 Prozent des möglichen Einsatzes auf dem Platz auskommen zu können."
An Julian Nagelsmanns Stelle würde ein Bundestrainer Schaffert demnach weniger auf die Hochbegabten setzen und stattdessen mehr auf jene, "die bereit sind, die Ärmel hochzukrempeln". Nagelsmann hatte zuletzt erklärt, künftig auf mehr "Worker" zu setzen. Wobei Schaffert die Verantwortung für die Krise klar bei den Spielern sieht: "Ich glaube nicht, dass es am Trainer liegt."
Auch Gündoğan muss Kritik einstecken
Im Gespräch mit der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung" und der "Neuen Presse" nennt der 67-Jährige auch ganz konkrete Beispiele für Nationalspieler, die er für überbewertet hält. Joshua Kimmich vom FC Bayern zum Beispiel, der in Nagelsmanns Planung zur Heim-EM im kommenden Sommer eine zentrale Rolle einnimmt und gemeinhin als Führungsspieler anerkannt ist. "Den Beweis ist er bisher schuldig geblieben. Auch im Verein", befand Schaffert.
Nicht nachvollziehen kann Schaffert die seiner Meinung nach unterschiedlichen Leistungen von Nationalmannschaftskapitän İlkay Gündoğan in der Auswahl und im Verein, derzeit beim FC Barcelona, davor bei Champions-League-Gewinner Manchester City. Bei diesem könne man auf die Idee kommen: "Hat der jetzt seinen minderbegabten Zwillingsbruder geschickt? Das verstehe ich nicht." In der Tat ist Gündoğan in seinen Klubs seit Jahren Leistungsträger, während die Bundestrainer Joachim Löw und Hansi Flick in der DFB-Elf keine vergleichbare Rolle für den inzwischen 33-Jährigen fanden.
Bei seinem vorherigen Verbalangriff auf die DFB-Elf im Januar 2023 war Schaffert übrigens anschließen öffentlich zurückgerudert. Beim Neujahrsempfang des Fußball-Kreisverbandes Hildesheim hatte er laut "Hildesheimer Allgmeiner Zeitung" gesagt: "Wenn sich die deutschen Nationalspieler wie Äffchen die Münder zuhalten und sich den Friseur ins Hotel bestellen, muss man sich nicht wundern, wenn sie gegen Japan verlieren." Für den vielfach als rassistisch eingestuften Äffchen-Vergleich hatte Schaffert kurz darauf via "Bild" erklärt: "Der Begriff 'Äffchen' ist unglücklich, das würde ich heute so nicht mehr sagen. Das war sicher nicht in Ordnung."
Quelle: ntv.de, tsi/dpa/sid