Fußball

Lothar Matthäus aus Brasilien Dante hat keine Zeit zu weinen

Das Tor, der Schuss, drüber. Im Fallen sieht Bayern-Keeper Manuel Neuer noch, wie Dantes Elfmeterversuch über den Kasten geht.

Das Tor, der Schuss, drüber. Im Fallen sieht Bayern-Keeper Manuel Neuer noch, wie Dantes Elfmeterversuch über den Kasten geht.

(Foto: REUTERS)

Als Mönchengladbachs Dante im Halbfinale des DFB-Pokals seinen Elfmeter verschießt, denkt nicht nur Bayerns Präsident Uli Hoeneß an Lothar Matthäus. Dem hatten ebenfalls einst im entscheidenden Moment die Nerven versagt. Und das ausgerechnet gegen seinen zukünftigen Arbeitgeber. Geschichte wiederholt sich, auch im Fußball.

Vielleicht hätte er es tun sollen, ihm war danach zumute. Doch Dante Bonfim Costa Santos hielt die Tränen zurück und sprach tapfer in die Mikrophone und Aufnahmegeräte der Journalisten. "Heute bin ich traurig, aber im Fußball hat man keine Zeit zum Weinen."

Von Lothar Matthäus gibt es jetzt auch eine brasilianische Variante. Vom Fußballer Lothar Matthäus.

Von Lothar Matthäus gibt es jetzt auch eine brasilianische Variante. Vom Fußballer Lothar Matthäus.

(Foto: REUTERS)

Mit 2:4 hat seine Borussia aus Mönchengladbach das Halbfinale im DFB-Pokal gegen den FC Bayern verloren, im Elfmeterschießen. Dante, Abwehrchef und über 120 Minuten der überragende Zweikämpfer seiner Mannschaft, hatte als dritter Schütze der Gladbacher den Ball über den von ihm aus gesehen linken Winkel des Tor geschlenzt, nein gejagt.  Und weil nach ihm auch noch sein Teamkollege Havard Nordtveit am grandios aufgelegten Münchner Torhüter Manuel Neuer scheiterte, stehen nun die Bayern am 12. Mai im Pokalfinale gegen Borussia Dortmund. Für Dante, den brasilianischen Abwehrspieler aus Salvador Bahia, ist die Geschichte damit aber noch nicht zu Ende. Er hat diesen Strafstoß nämlich nicht gegen irgendjemanden vergeben, sondern gegen seinen mutmaßlich kommenden Arbeitgeber. Die Beteiligten halten sich zwar noch bedeckt, aber der Wechsel des 28-Jährigen im Sommer für die festgeschriebene Ablösesumme von knapp fünf Millionen Euro gilt als sicher.

Am Bökelberg gilt er als Verräter

M'gladbach - FC Bayern  0:0 n.V., 2:4 i.E.

Elfmeterschießen:

FC Bayern
0:1 Alaba
1:2 Ribery
2:3 Lahm
2:4 Toni Kroos
Gladbach
1:1 Daems
2:2 Herrmann
Dante übers Tor
Neuer hält gegen Nordtveit

Mönchengladbach: ter Stegen - Jantschke, Stranzl (62. Brouwers),  Dante, Daems - Nordtveit, Neustädter - Wendt (62. Herrmann), Arango  - Hanke (75. de Camargo), Reus
München: Neuer - Lahm, Boateng, Badstuber, Alaba - Luiz Gustavo,  Toni Kroos - Robben, Thomas Müller (106. Petersen), Ribery - Gomez (100. Olic)
Referee: Kinhöfer Zuschauer: 54.049 (ausv.)

Das Spiel im n-tv.de Liveticker nachlesen!

Offenbar auch für Uli Hoeneß. Und so ließ es sich der Präsident des FC Bayern nicht nehmen, eine kleine Spitze in Richtung des Mönchengladbacher Trainers abzuschießen. "Ich weiß nicht, ob es klug war von dem Herrn Favre, ihn das schießen zu lassen nach den Erfahrungen mit Lothar." Ach ja, Lothar Matthäus. Der hatte im Frühjahr 1984 beschlossen, vom Niederrhein an die Isar zu wechseln und das auch publik gemacht. Das letzte Spiel für seinen alten Verein war das Pokalfinale im Frankfurter Waldstadion am 31. Mai gegen den FC Bayern. Auch hier kam es vor 61.146 Zuschauern zum Elfmeterschießen. Lothar Matthäus, 23 Jahre alt, trat als Erster für die Gladbacher an - und verschoss. Am Ende hielten die Münchner nach einem 8:7 den Pokal in ihren Händen. Lothar Matthäus galt seit da an am Bökelberg als Verräter. Dabei hatte er, ebenso wenig wie der unglückliche Dante, den entscheidenden Strafstoß vergeben. Aber so ist das mit dem kollektiven Gedächtnis.

Aber auch, wenn es ihn wenig trösten mag: Wenn Dante dann in München spielt, wird er dort so schnell nicht mehr in die unangenehme Lage kommen, einen Strafstoß schießen zu müssen. Auch wenn er nach dem Spiel im Borussia-Park betonte: "Ich war so sicher, dass ich das Tor mache." Bayerns Trainer Jupp Heynckes jedenfalls sagte: "Dante ist sicher nicht der Elfmeterschütze, das hat er heute gezeigt." Dass der Brasilianer in der kommenden Saison für den FC Bayern spielt, wollte Jupp Heynckes aber nicht bestätigen. Wäre Dante denn einer sei, der seine Mannschaft verstärken könnte? "Ich denke, dass es in der Bundesliga einige Spieler gibt, die meine Mannschaft verstärken könnten." Und Dante? "Das ist ein guter Abwehrspieler."

Es sprach Bände, dass Lucien Favre, während sein Kollege sich in Einsilbigkeit übte, erst ebenso verschmitzt wie resigniert lächelte und dann die Augen verdrehte. Und Dante selbst? Weiß angeblich nichts "von einem Kontakt. Das sind Spekulationen". In der anderen Sache hatte er zumindest eine Ahnung. Als der Berliner "Tagesspiegel" ihn vor der Partie fragte, ob er im Falle des Falles antreten würde, hatte er geantwortet: "Lieber nicht." Dann aber tapfer nachgesetzt: "Wenn ich den entscheidenden Elfmeter schießen muss, um ins Finale zu kommen, dann akzeptiere ich das." Er hätte das nicht tun sollen.

Quelle: ntv.de

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