"Spieler sind mir hoch und heilig" Darmstadt-Coach bedauert "Verräter"-Vorwurf
11.12.2016, 15:47 Uhr
Ramon Berndroth tut es leid.
(Foto: imago/Pressefoto Baumann)
Nach der Niederlage in Freiburg und dem Abrutschen ans Tabellenende findet Darmstadts Interimscoach Ramon Berndroth überdeutliche Worte. Seinem Team wirft er vor: "Wir haben einen Verräter drin." Nun entschuldigt er sich.
Interimscoach Ramon Berndroth von Bundesliga-Schlusslicht SV Darmstadt 98 hat sich von seinem "Verräter"-Vorwurf distanziert. "Das Wort Verräter hat hier in diesem Kreis keiner verdient. Meine Spieler sind mir als Menschen hoch und heilig. Das ist mir durchgerutscht", wurde Berndroth auf bild.de zitiert.
Einen Tag zuvor hatte der Fußball-Coach nach dem 0:1 beim SC Freiburg noch harsche Worte gewählt. "Wir waren eine Mannschaft, das hat man in der Kabine schon gemerkt. Aber wir waren nicht restlos eine Mannschaft, wir haben einen Verräter drin. Das werde ich auch intern ansprechen", hatte Berndroth beim TV-Sender Sky gesagt.
Das sei nicht korrekt gewesen, ergänzte der 64-Jährige nun. "Ich weiß auch nicht, warum mir das Wort rausrutscht", sagte Berndroth. "Ich wollte eigentlich sagen, dass im 'Wir-Gefühl' keiner ausscheren darf, was ich gestern in der Beobachtung vermutet habe." Mit dem betroffenen Spieler sei aber nun alles geklärt. "Alles super", sagte Berndroth: "Wir haben uns ausgesprochen, beide waren einsichtig. Wir haben das intern geklärt, und das stimmt mich auch optimistisch für die nächsten Spiele."
"Können ein neues Kapitel schreiben"

Für die Darmstädter ist in dieser Saison weiterhin alles drin, glaubt Berndroth.
(Foto: imago/Jan Huebner)
Den Absturz ans Tabellenende hatte Berndroth schon am Samstag positiv gedeutet: "Jetzt können wir ein neues Kapitel schreiben - denn es kann ja nur noch bergauf gehen." "Von den Punkten her sind wir nach wie vor konkurrenzfähig, und von der Leistung her auch. Wir haben gezeigt, dass es noch eine interessante Saison werden kann", sagte der 64-Jährige, der am Montag Norbert Meier beerbt hatte: "Ich war über weite Strecken sehr zufrieden. Mit der Defensive, mit der Offensive und mit dem Wir-Gefühl. Es fehlten nur Nuancen."
Doch obwohl die Lilien am 14. Spieltag einen Punkt beim Aufsteiger verdient gehabt hätten und nur wegen eines umstrittenen Foulelfmeters als Verlierer vom Platz gingen, sprechen die Zahlen gegen die Südhessen. Die Darmstädter kassierten die siebte Pflichtspielpleite in Folge (Klub-Negativrekord). Zudem ist Darmstadt als einziges Team in dieser Saison noch ohne Auswärtspunkt. Und beim Blick auf die kommenden Gegner (gegen Bayern München, bei Hertha BSC) scheinen weitere Punkte vor der Winterpause unrealistisch.
"Elf Krieger" auf dem richtigen Weg
Doch für Berndroth spielen diese Statistiken keine Rolle - genau wie die Strafstoß-Entscheidung von Schiedsrichter Wolfgang Stark, die der angeblich gefoulte Joker Nils Petersen vor 24.000 Zuschauern im ausverkauften Schwarzwaldstadion zum Siegtor für den SC nutzte (86.): "Wenn wir bis zur Winterpause insgesamt dreimal mit Pech verlieren, ist der Boden dafür bereitet, dass wir das erste Spiel im neuen Jahr mit Glück gewinnen."
Berndroth dürfte dann zwar nicht mehr auf der Bank sitzen, seine Schützlinge hat der Coach dennoch erst einmal erreicht. "Das Trainerteam hat uns ein Stück weit zurück in die Spur gebracht - in die Richtung, was Darmstadt 98 ist", sagte Kapitän Aytac Sulu, der Meier und Ex-Sportchef Holger Fach ganz offensichtlich nicht allzu viele Tränen nachweinte: "Nicht jeder Trainer passt mit seiner Philosophie zu jeder Mannschaft."
Ähnlich wie Sulu äußerten sich auch Marcel Heller und Peter Niemeyer positiv über Berndroth, der die Mannschaft gegenüber der zurückliegenden Niederlage gegen den Hamburger SV (0:2) auf fünf Positionen verändert hatte. "Man hat gesehen, dass wir wieder Darmstadt 98 sind", sagte Heller. Niemeyer hatte sogar "elf Krieger auf dem Platz" gesehen: "Es war ein Schritt in die richtige Richtung."
Quelle: ntv.de, cwo/dpa