Fußball

Warum Klopp ihn wollte Das 127-Millionen-Missverständnis Moises Caicedo

Moises Caicedo will nicht Liverpools Rekordtransfer werden.

Moises Caicedo will nicht Liverpools Rekordtransfer werden.

(Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com)

Am Rande des komplett chaotischen Wechsels von Harry Kane spielt sich in der Premier League noch ein weiteres Transfer-Theater ab, das am Ende nur Verlierer kennt. In den Hauptrollen: Ein sündhaft teurer No-Name, Jürgen Klopp und ein alter Bekannter aus der Bundesliga.

Der FC Chelsea beschließt, einen Sechser zu kaufen. Nicht jetzt, sondern im Frühjahr. Die seit Übernahme von US-Investor Todd Boehly sagenhaft spendierfreudigen Londoner werden in Brighton fündig. Brighton mag vielen außerhalb der Insel noch kein Begriff sein. Doch als eine Art SC Freiburg der Premier League leistet der Klub in den letzten Jahren hervorragende Arbeit.

Im letzten Jahr wird der Verein Sechster. Chelsea landet auf Rang 12. Der Fluch der guten Tat lässt nicht lange auf sich warten. Weltmeister Alexis MacAllister wechselt für 42 Millionen Euro zu Liverpool, Torwart Robert Sanchez schließt sich eben dem FC Chelsea an.

Das komplette Paket

Und da soll er nicht der einzige sein. Die Blues finden ihren Sechser in Moises Caicedo. Nicht jetzt, sondern im Frühjahr. Während Spieler und Klub sich schnell einig sind, stellt sich Brighton quer. Die Ablösesumme ist zu niedrig. Dazu sei gesagt, Moises Caicedo ist ein Spielertyp, den so gut wie alle Top-Klubs der Welt zurzeit suchen.

Die NBA hat einen Spitznamen für Spieler, die so vielseitig sind, dass es sie eigentlich nicht geben dürfte. Sie heißen "Unicorns" - Einhörner. Auch die Job-Beschreibung von Spitzenteams für die Sechs, also der Schaltzentrale vor der Abwehr, liest sich momentan etwas unglaublich.

Sie können durch intelligentes Stellungsspiel einen Großteil der Pässe abfangen, sind athletisch genug, um in viele Zweikämpfe zu kommen und gewinnen diese fast immer? Darüber hinaus verfügen Sie über eine saubere Ballbehandlung und ein gutes Gespür dafür, ob Sie einen kurzen Pass zum Nebenmann oder einen 60 Meter langen Ball hinter die Kette spielen müssen? Wenn Sie dazu in Pressingsituationen am Ball nicht nervös werden und taktisch clevere Fouls ziehen können, ohne eine gelbe Karte zu riskieren, bewerben Sie sich gern.

Ein teurer Premier-League-Hype

Es gibt nur eine Handvoll Spieler, auf die all diese Eigenschaften zutreffen. Das macht sie umso begehrter - und teurer. Enzo Fernandez ist so einer. Er wechselt Anfang des Jahres 2023 für 121 Millionen Euro zum FC Chelsea. Thomas Tuchels Wunschspieler Declan Rice ist so einer. Der FC Arsenal bezahlt 116 Millionen Euro an West Ham, um sich dessen Dienste zu sichern. Beide Vereine haben nie mehr Geld für einen neuen Spieler ausgegeben.

Und auch Moises Caicedo ist so einer - ein Staubsauger auf der Sechs wie vor einigen Jahren N'Golo Kanté. Mit grotesk präzisen Tacklings und einer beachtlichen Athletik sorgt Caicedo da für Ordnung, wo keine herrscht. Dabei ist er keinesfalls ein reiner Zerstörer. 88 Prozent seiner Pässe kommen pro Partie an, der Ecuadorianer hat ein gutes Auge für seine Mitspieler. In seinen besten Momenten wirkt er am Ball ähnlich elegant, wie der junge Paul Pogba. Erbarmungslos jagt Caicedo Gegenspieler und Pässe vor seinem Strafraum. Die Machete braucht er im Dschungel aus Spielerbeinen dabei selten. Weiter als bis zur Gelben Karte geht es für Caicedo nie.

Nach den Statement-Transfers von Arsenal und Chelsea ist auch der FC Liverpool bereit, historisch tief in die Tasche zu greifen. Der von den Ablöseforderungen abgeschreckte FC Chelsea hingegen nimmt stattdessen Tyler Adams in den Fokus. Der US-Amerikaner spielte einst für RB Leipzig in der Bundesliga, dann zieht es ihn im letzten Sommer zu Leeds United. Nun winkt dem Mittelfeldspieler der Jackpot. Von Leeds, die in die zweite Liga abgestiegen sind, soll es zum FC Chelsea in die Hauptstadt gehen. Für 23 Millionen Euro zieht der FC Chelsea seine Ausstiegsklausel, alles scheint klar. Bis Freitagmorgen.

"Werden sehen, was das bedeutet"

Zunächst verbreiten mehrere Medien die Nachricht, dass Moises Caicedo den Verein wechselt. Sagenhafte 127 Millionen Euro bezahlt der FC Liverpool für den erst 21 Jahre alten Wunder-Sechser. Es wäre der teuerste Transfer, der jemals innerhalb der Premier League über die Bühne gegangen wäre. Auf einer Pressekonferenz äußert sich Trainer Jürgen Klopp wie folgt: "Die Ablösesumme ist mit dem Klub vereinbart. Wir werden sehen, was das bedeutet. Wir sind kein Verein mit unendlichen Mitteln und wir haben nicht erwartet, dass in diesem Sommer einige Dinge passieren würden. Dann ist es passiert."

Dass "es passiert" hört auch der FC Chelsea. Zu diesem Zeitpunkt hat Tyler Adams bereits die erste Hälfte seines Medizinchecks absolviert. Während sich die Blues mit ihrer Niederlage abfinden, meldet sich Caicedo selbst zu Wort. Er wolle nicht zum FC Liverpool, wenn er wechselt, dann nur zum FC Chelsea. Und plötzlich haben alle anderen verloren. Brighton, die jetzt in einer deutlich schlechteren Verhandlungsposition sind. Der FC Liverpool, der sein neues Mittelfeld noch nicht komplettiert hat. Und Tyler Adams. Dem schlägt Chelsea nach dem ganzen Hin und Her prompt die Tür vor der Nase zu. Statt einer aufgeregten Pressekonferenz und euphorisierten Blues-Fans wartet auf Adams heute der Zweitliga-Start. Um 16 Uhr spielt Leeds United in Birmingham.

Quelle: ntv.de

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