Fußball

Bayern hinter BVB und Gladbach Das Ende einer Übermannschaft

Ob es nun daran liegt, dass Bastian Schweinsteiger fehlt, sei dahingestellt. Fest steht jedenfalls: Der FC Bayern schleicht sich in der Fußball-Bundesliga in die Krise. Und Sportdirektor Christian Nerlinger fällt nicht viel mehr ein, als mit Durchhalteparolen die Winterpause herbeizusehnen.

Huch, der Ball! Bayerns David Alaba und der Mainzer Elkin Soto.

Huch, der Ball! Bayerns David Alaba und der Mainzer Elkin Soto.

(Foto: dpa)

Die Sache schien klar. Fünf Punkte Vorsprung hatte der FC Bayern nach einem Drittel der Saison, und am zwölften Spieltag empfing der Spitzenreiter der Fußball-Bundesliga den Tabellenzweiten Borussia Dortmund. Nach einem Sieg würden die Münchner acht Punkte vor dem Deutschen Meister stehen. Die Frage war längst nicht mehr, ob die Bayern den Titel holen, sondern nur noch wann. Sie haben zweifellos die besten Spieler, sie haben nach wie vor die meisten Tore geschossen und die wenigsten kassiert.

Doch in der Tabelle stehen sie nun, nach 14 Runden, nur noch auf Platz drei – hinter dem Deutschen Meister aus Dortmund und dem Überraschungsteam aus Mönchengladbach. Das Gerede von der Übermannschaft der Liga ist verstummt. Und da war vielleicht weniger dran, als viele glaubten. Münchens Sportdirektor Christian Nerlinger hat es vorher schon gewusst, sagte er hinterher. "In den Medien hieß es doch bereits, dass wir bis Weihnachten Meister sind. Wir waren uns immer darüber bewusst, dass es nicht so leicht werden wird." Doch was ist passiert?

Der BVB gewann das Gipfeltreffen in München und ließ den Schalkern am Samstag beim 2:0 im Revierderby keine Chance. Die Bayern hingegen enttäuschten und verloren in Mainz. Und weil die Borussen aus Mönchengladbach nicht nur den SV Werder Bremen mit 5:0 vom Platz fegten, sondern auch am Freitag in Köln leicht, locker und dominant mit 3:0 gewannen, steht die Mannschaft von Trainer Lucien Favre ebenfalls noch vor den Bayern auf Platz zwei. Soweit die Fakten. Doch: Was ist mit den Bayern los?

"Haben auf die Fresse bekommen"

Wer nach Gründen sucht, warum die Münchner ihre Dominanz verloren haben, der könnte Mario Gomez fragen. "Wir haben auf die Fresse bekommen heute. Das müssen wir einstecken und nächste Woche besser machen", gab der Stürmer nach der verdienten Niederlage in Mainz zu Protokoll und sprach von der schlechtesten Saisonleistung seiner Mannschaft. Das ist nicht falsch, hilft aber bei der Ursachenforschung nicht weiter.

Einen etwas konstruktiveren Hinweis gab da Sportdirektor Christian Nerlinger, der bemängelte, dass es der Mannschaft des FC Bayern beim FSV an grundsätzlichen Dingen wie "Laufbereitschaft, Aggressivität, Kompaktheit" gefehlt habe. Und auf die Frage nach Bastian Schweinsteiger antwortete: "Wir sind natürlich alle froh, wenn Bastian wieder zurück ist. Aber Bayern München muss es kompensieren können, wenn ein Spieler über einen gewissen Zeitraum ausfällt." Tja, muss er können. Aber gelingt ihm das auch? Zumindest der zeitliche Zusammenhang ist frappierend. Seitdem der Taktgeber wegen seines Schlüsselbeinbruchs fehlt, läuft es in der Bundesliga nicht mehr rund.

Einem glücklichen Sieg beim Tabellenletzten in Augsburg folgten besagte Niederlagen gegen Dortmund und Mainz. Andererseits hatten die Bayern zuvor auch mit Bastian Schweinsteiger am zehnten Spieltag bei Hannover 96 verloren. Und gewannen in der vergangenen Woche ohne ihn in der Champions League souverän gegen den FC Villarreal. Das lässt zumindest einen monokausalen Zusammenhang fraglich erscheinen. Zumal in Mainz wieder elf Nationalspieler in der Startelf standen, darunter mit Torwart Manuel Neuer, Jerome Boateng, Holger Badstuber, Kapitän Philipp Lahm, Toni Kroos, Thomas Müller und Mario Gomez sieben deutsche.

Erstmals seit August nicht mehr an der Spitze

Fakt jedenfalls ist: Die Münchner haben in dieser Saison noch keinen Punkt geholt, wenn sie in Rückstand gerieten, ob mit oder ohne Bastian Schweinsteiger. Und Fakt ist auch: Erstmals seit Ende August steht der FC Bayern nicht an der Tabellenspitze und schleicht sich in die Krise. Die Konkurrenz aus Dortmund und Mönchengladbach wirkt wesentlich frischer, beide Teams haben in dieser Saison ihre Partien in München gewonnen. "Das ist sicherlich ein Tiefpunkt", sagte dann auch ein sichtlich geknickter Thomas Müller nach der Niederlage in Mainz. Auch Kollege Kroos zeigte sich wenig überraschend wenig begeistert: "Zwei Niederlagen in Folge sind für einen Klub wie Bayern München äußerst ungewöhnlich. Wir müssen uns vorwerfen lassen, dass wir unsere gute Ausgangsposition hergeschenkt haben."

Tatsächlich dürften die Bayern mit einer ähnlich uninspirierten Leistung auch am kommenden Samstag gegen Werder Bremen Probleme bekommen. Allerdings können die Münchner darauf setzen, dass die beiden Borussias sich im Spitzenspiel die Punkte gegenseitig wegnehmen. Bis dahin kündigt Christian Nerlinger an: "Die Mannschaft wird in den nächsten Wochen bis zum Winter ein Zeichen setzten." Ob positiv oder negativ hat er nicht gesagt.

Quelle: ntv.de

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