Kopfstöße, Tritte, Grätschen Das waren die hässlichsten Fouls aller Zeiten
19.07.2016, 13:23 Uhr
Demba Ba nach dem Foul, das ihn die Karriere kosten könnte.
(Foto: AP)
Der ehemalige Hoffenheimer Demba Ba muss nach einer schweren Verletzung um die Fortsetzung seiner Karriere zittern. Schlimme Fouls gibt es immer wieder im Profi-Fußball. Ein Rückblick auf besonders schwere Fehltritte und -stöße.
Shanghai Shenhua gegen Shanghai SIPG, in der 63. Minute muss das chinesische Ligaspiel am vergangenen Wochenende unterbrochen werden. Stürmer Demba Ba, bekannt aus seiner Zeit in der Fußball-Bundesliga, windet sich unter Schmerzen auf dem Rasen. Seine Mannschaft gewinnt das Spiel, aber das ist anschließend zweitrangig. "In 33 Jahren als Trainer habe ich verloren, Unentschieden gespielt und gewonnen. Aber kein Sieg fühlte sich je so bitter an wie der heutige. Was Ba heute passiert ist, möchte keiner sehen. Es könnte seine Profikarriere beenden", sagt sein Trainer Gregorio Manzano. Ba erlitt einen Bruch des linken Schien- und Wadenbeins.
Eine Szene wie die mit Ba ist nicht alltäglich im Profi-Fußball, aber dennoch gibt es regelmäßig Zweikämpfe und Fouls, die die Grenze des Erlaubten deutlich überschreiten. Da ist zum Beispiel der legendäre Kopfstoß von Zinedine Zidane gegen Marco Materazzi im WM-Finale zwischen Frankreich und Italien am 9. Juli 2006. Der Franzose rammt dem Italiener seinen Kopf gegen die Brust. Der Schiedsrichter stellt ihn vom Feld, die Équipe Tricolore muss das Endspiel ohne ihren wichtigsten Mann zu Ende spielen - und verliert 3:5 nach Elfmeterschießen. "Lass mich, du Schwuchtel. Du mit deiner Nutten-Schwester", soll Materazzi zu Zidane gesagt haben.
Dass nun ein weiter Franzose folgt, ist Zufall. Es ist Eric Cantona. Der macht sich in den 90er-Jahren nicht nur wegen seiner eleganten Spielweise einen Namen. Beim Spiel seiner Mannschaft Manchester United gegen Crystal Palace verliert er am 25. Januar 1995 die Beherrschung. Nachdem ein Zuschauer ihn beleidigt, tritt Cantona diesen in "bester" Kung-Fu-Manier nieder. Die Strafe: acht Monate Sperre.
Und nun ein Abstecher in die Fußball-Bundesliga: 7. Mai 2008, Hamburger SV gegen Werder Bremen. HSV-Stürmer Ivica Olic läuft im Derby auf Bremens Torwart Tim Wiese zu. Der springt mit gestrecktem Bein auf ihn zu. Der Torwart verfehlt nur haarscharf dessen Kopf, trifft den Kroaten an der Schulter. Wiese sieht dafür nur Gelb, beweist aber damals schon Qualitäten im Ring.
Von dem portugiesischen Abwehrspieler Pepe könnte man eine eigene Foul-Galerie zusammenstellen. So schwer es fällt, wir beschränken uns auf eine Szene, so geschehen im Ligaspiel zwischen Real Madrid und dem FC Getafe am 21. April 2009. Real liegt 2:3 zurück, als Getafes Francisco Casquero in den Strafraum stürmt. Pepe schubst ihn um und tritt zweimal auf den liegenden Gegenspieler ein. Der Schiedsrichter zückt sofort die rote Karte. Sie glauben, das wars? Von wegen. Ein Getafe-Spieler versucht zu schlichten, daraufhin boxt Pepe ihm mit der Faust ins Gesicht. Sperre: zehn Spiele.
Noch einmal WM-Finale, diesmal 2010. Am 11. Juli vor sechs Jahren stehen sich die Niederlande und Spanien gegenüber. In der 28. Minute ereignet sich die hässlichste Szene des Endspiels. Spaniens Xabi Alonso legt sich dem Ball am Mittelkreis mit dem Kopf vor, da rauscht Nigel de Jong an und tritt ihm mit voller Wucht gegen die Brust. Schiedsrichter Howard Webb zeigt Gelb und bekennt später öffentlich, dass er hätte Rot zeigen müssen. Alonso spielt nach der Aktion weiter - und wird mit Spanien Weltmeister durch ein 1:0 nach Verlängerung.
Wir machen eine kleine Zeitreise in die 80er. August 1981, Werder Bremen gegen Arminia Bielefeld. Ewald Lienen, damals für die Ostwestfalen aktiv, will seinen Gegenspieler Norbert Siegmann umspielen. Doch der trifft ihm mit dem Stollen am Oberschenkel. Das Ergebnis: eine etwa 25 Zentimeter lange und gut sichtbare Fleischwunde. Lienen läuft daraufhin humpelnd und wutentbrannt zu Werder-Trainer Otto Rehhagel und beschwert sich. Er muss ausgewechselt werden, räumt aber 2012 ein, dass alles schlimmer ausgesehen habe, als es wirklich war.
Zwei Jahre später, Pokalspiel zwischen dem FC Barcelona und Athletic Bilbao: Barca-Spielmacher Diego Maradona schnappt sich den Ball, da donnert ihm sein Gegenspieler, der damals berüchtigte Andoni Goikoetxea, seitlich in die Beine. "Ich spürte den Schlag, ich hörte das Geräusch wie das eines Holzes, das bricht", schreibt Maradona in seiner Biografie. Der Argentinier muss vom Platz. Er fällt monatelang aus, sein Wadenbein ist zertrümmert, das Außenband gerissen, das Fußgelenk ausgekugelt. Goikoetxea sieht Gelb - und erhält den Spitznamen "Schlächter von Bilbao". Ach ja: Barcelona gewinnt das Spiel 4:0.
Am 5. Juli 2014 steht Neymar im Mittelpunkt und wird zur tragischen Figur in der Partie seiner Brasilianer gegen Kolumbien. Im WM-Viertelfinalspiel gewinnt die Selecao mit 2:1, dennoch sind anschließend fast alle traurig. Der Auslöser ist eine Spielszene in der 86. Minute. Im Zweikampf springt der Kolumbianer Juan Zúñiga dem Brasilien-Star mit dem Knie in den Rücken. Neymar schreit vor Schmerzen, erleidet einen Wirbelbruch. Für ihn ist die Heim-WM beendet, Zúñiga erhält Morddrohungen und Polizeischutz.
Wieder Fußball-Bundesliga: Der FSV Mainz spielt gegen den HSV am 4. Mai 2015. Elkin Soto will von der Strafraumgrenze schießen, doch von hinten rauscht der Niederländer Rafael von der Vaart heran. Der Mainzer zieht durch und zerfetzt sich dabei das linke Knie. Noch in der Halbzeitpause wird er in die Klinik transportiert. Diagnose: Gelenk ausgerenkt, vorderes Kreuzband und Innenband kaputt, Meniskus aus der Kapsel gerissen. Soto muss seine Karriere beenden.
Roy Keane gilt als einer der härtesten Fußballspieler aller Zeiten. Am 21. April 2001 tritt der Ire kurz vor Spielende mit gestrecktem Bein gegen das Knie von Manchester-City-Kicker Alf-Inge Haland. Keane sieht Rot, wird für drei Spiele gesperrt, muss 5000 Pfund Strafe zahlen. In seiner Biografie schreibt er später, dass er Haland verletzen und sich für eine Aktion aus einem vorherigen Aufeinandertreffen revanchieren wollte. Nachträglich wird er deshalb weitere fünf Spiele gesperrt und erhält eine Geldstrafe in Höhe von 150.000 Pfund.
Respekt, dass Sie durchgehalten haben. Eins geht noch, oder? Diesmal heißen die Protagonisten Franceso Totti und Mario Balotelli. Deren Klubs, der AS Rom und Inter Mailand, stehen sich im Cup-Finale gegenüber. Inter führt 1:0, es sind nur noch zwei Minuten zu spielen: Balotelli dribbelt auf Linksaußen, drei Roma-Spieler, inklusive Totti, sind ihm auf den Fersen. Plötzlich tritt der Regisseur dem Inter-Stürmer von hinten brutal in die Beine. Totti sieht Rot und Inter holt den Pokal.
Quelle: ntv.de, cro