Was war nur mit den Gästen los? Der BVB entgeistert Schalke im Derby
16.05.2020, 17:20 Uhr
Erling Haaland sorgte für die Bundesliga-Torpremiere nach der Corona-Pause.
(Foto: REUTERS)
Im Kampf um die Deutsche Meisterschaft hat die Corona-Zwangspause Borussia Dortmund nicht geschadet. Druckvoll, souverän und effektiv führt die Mannschaft von Lucien Favre den FC Schalke 04 in einem skurrilen "Geisterderby" vor. Haaland schießt dabei das erste Tor der Liga nach dem Restart.
Mit Blitzfußball hat Borussia Dortmund im einseitigen Revierderby einen überzeugenden Prestigesieg im Kampf um die Meisterschaft gefeiert. Der BVB bestrafte Fehler von Schalke 04 in der 178. Auflage des Ruhrpott-Klassikers gnadenlos und gewann hochverdient 4:0 (2:0). Er rückte mit seinem höchsten Derbysieg seit 1966 für zumindest eine Nacht bis auf einen Punkt an den Tabellenführer Bayern München heran.
Tore: 1:0 Haaland (29.), 2:0 Guerreiro (45.), 3:0 Hazard (48.), 4:0 Guerreiro (63.)
Dortmund: Bürki - Piszczek, Hummels, Akanji - Hakimi, Delaney (68. Balerdi), Dahoud (87. Mario Götze), Guerreiro (87. Schmelzer) - Hazard (79. Sancho), Haaland, Brandt; Trainer: Favre.
Schalke: Schubert - Todibo (46. Burgstaller), Salif Sane, Nastasic - Kenny (86. Becker), McKennie, Serdar (73. Schöpf), Oczipka - Caligiuri (76. Miranda), Harit - Raman (46. Matondo); Trainer: Wagne.
Schiedsrichter: Aytekin (Oberasbach)
Zuschauer: keine
Das Führungstor von Erling Haaland (28.), sein zehntes im neunten Ligaspiel, war statistisch in mehrfacher Hinsicht ein besonderes: Es bedeutete das 2500. Gegentor für die schwachen Schalker in der deutschen Eliteklasse, zudem brachte es den BVB in die Spur für den 800. Bundesliga-Sieg. Nur der FC Bayern (1111) hat mehr. Haaland traf damit beim Bundesliga-, Pokal-, Champions-League- und Revierderby-Debüt. Raphael Guerreiro (44./63.) und Thorgan Hazard (48.) erzielten die weiteren Tore.
"Fußball ist Fußball, man versucht schon, seinen Spaß zu finden", sagte Julian Brandt nach der Partie. "Ich glaube, den hatten wir teilweise. Am Ende wurde es etwas weniger, das hat man die letzten sieben, acht Wochen schon gemerkt." Der BVB hätte seinen kleinen Vorteil genutzt, weil beim Champions-League-Spiel in Paris kurz vor der Corona-Pause schon mal ein Geisterspiel hatte. Zur Schwierigkeit, während des Spiels nicht zu jubeln sagte Brandt: "Das ist schon schwer. Es ist aber im Moment so. Wir versuchen, uns so gut es geht an die Regeln zu halten". Sein Fazit zur Spielweise des BVB fiel positiv aus: "Nach so langer Zeit fand ich es gut."
BVB mit großen Personalsorgen
Die Dortmunder mussten recht spontan ohne Jadon Sancho (Muskelprobleme in der Wade) antreten, dafür sollte der 17-Jährige Gio Reyna erstmals von Beginn an spielen. Sollte. Der junge Amerikaner verletzte sich beim Aufwärmen, Thorgan Hazard kam rein. Ohnehin fehlten Marco Reus, Emre Can, Axel Witsel und Dan-Axel Zagadou - die zweimonatige Zwangspause hatte in dieser Hinsicht beim BVB ihre Wirkung verfehlt.
80.000 Zuschauer hätten den Spielern normalerweise ins Ohr geschrien - so jedoch hallten die Anweisungen der Trainer und das Ploppen beim Pass von der leeren "Grauen Wand" wider. Dabei erfuhr das Duell als erstes Topspiel einer großen Liga weltweit Aufmerksamkeit.
Beeindruckendes Pressing des BVB
Bis auf einen frühen Videobeweis (Schalkes Jonjoe Kenny sprang der Ball im Strafraum an die Hand) geschah wenig, bis Dortmund nach Ballgewinn im Pressing über die rechte Angriffsseite heranrollte. Jean-Clair Todibo klärte mit einer Grätsche beherzt (13.). Die Gäste bekamen immer mehr Probleme, der BVB spielte flott, doch auch Haaland traf zunächst nur das Außennetz (24.). Als der Norweger dann doch eine glänzende Kombination vollendete, ließ er sich bei seinem Tänzchen an der Eckfahne mit gebührendem Abstand feiern. Julian Brandt hatte den Angriff per Hacke eingeleitet.
Salif Sané warf sich danach tollkühn in einen scharfen Schuss des guten Mahmoud Dahoud, um noch für einige Minuten das 2:0 zu verhindern (41.). Dies fiel dann, nachdem Schalkes Torhüter Markus Schubert ein Befreiungsschlag missglückt war. David Wagner brachte Guido Burgstaller und Rabbi Matondo, um die laue königsblaue Offensive zu beleben, der wirkungslose Benito Raman blieb in der Kabine. Schalke versuchte es im 4-4-2 und konnte beim 3:0 doch wieder nur traurig hinterherschauen. Die Gäste wirkten hilflos angesichts des Dortmunder Hochgeschwindigkeitsspiels und zeigten keine ernsthaften Anstalten für eine Wende.
Quelle: ntv.de