Angst vor Absturz in die 3. Liga Der FC Schalke versaut Stevens den 70. Geburtstag
28.11.2023, 08:35 Uhr
Insgesamt viermal übernahm Stevens den FC Schalke: 1996, 2011, 2019 und 2020.
(Foto: imago images/DeFodi)
Zwei DFB-Pokaltriumphe feiert Huub Stevens als Trainer des FC Schalke, Höhepunkt ist der Gewinn des UEFA-Pokals. Von diesen glorreichen Zeiten sind die Königsblauen weit entfernt, es droht der zweite Abstieg nacheinander. Dem Jahrhunderttrainer verhagelt das die Freude auf den 70. Geburtstag.
Kurz vor seinem 70. Geburtstag an diesem Mittwoch könnte für Huub Stevens alles in bester Ordnung sein. Wenn da nicht der FC Schalke wäre. Das, was Stevens Woche für Woche in seiner niederländischen Heimat oder im Stadion von seinem Herzensklub sieht, schlägt ihm aufs Gemüt. "Da kann man doch nicht glücklich sein", sagt Schalkes Jahrhunderttrainer. "Jeder mit einem blau-weißen Herzen macht sich da Sorgen."
Seines ist besonders groß. Und es blutet derzeit sehr. Schalke 04 gegen den Abstieg aus der zweiten Fußball-Bundesliga kämpfen zu sehen, ist hart für Stevens, der ganz andere königsblauen Zeiten erlebte. An der Seite charismatischer Klubfunktionäre wie dem bereits gestorbenen Ex-Manager Rudi Assauer oder dem nach rassistischen Ausfällen und einem Corona-Ausbruch in seinem Stammwerk abgelösten Schalke-Boss Clemens Tönnies gewann Stevens noch Titel und spielte international. 1997 führte er den Revierklub zum UEFA-Pokal-Triumph und 2001 sowie 2002 jeweils zum Gewinn des DFB-Pokals.
"Wir haben unheimlich viel Spaß gehabt", sagt Stevens rückblickend - vom Schmerz des ganz knapp verpassten Titels 2001 einmal abgesehen, als er und Assauer bei der "Meisterschaft der Herzen" Rotz und Wasser heulten. "Was gewesen ist, ist gewesen", sagt Stevens nun. Insgesamt viermal war er seit 1996 Trainer auf Schalke und konnte auch 2020 nicht nein sagen, als er noch einmal für ein Bundesligaspiel aushelfen sollte. Schon damals ging es dem Revierklub sehr schlecht, als er in Richtung zweite Liga taumelte.
Doch was der frühere niederländische Nationalspieler drei Jahre und zwei Bundesliga-Abstiege später sieht, macht ihn noch trauriger. Zuletzt saß er Ende Oktober beim 3:2 gegen Hannover selbst im Stadion in Gelsenkirchen und sah dabei noch eine bessere Leistung als beim verheerenden 3:5 am Samstag in Düsseldorf. "Aber die Art und Weise, wie man Fußball spielt - nein", sagt Stevens. Das ist nicht sein Schalke, nicht die Qualität im Kader, die er noch kannte. "So, wie ich das einschätze, wird es sehr schwierig", urteilt Stevens zu den Schalker Chancen im Kampf gegen den Abstieg.
Bei der PSV Eindhoven läuft es viel besser
Seinem persönlichen Wohlbefinden kann der Zustand Schalkes indes nichts anhaben. "Ich fühle mich gut, ich fühle mich wohl", sagt Stevens und lacht. Das war nicht immer so. In der Vergangenheit sorgte eine Herzbeutelentzündung bei ihm dafür, seine Trainerkarriere endgültig zu beenden. Dies empfand er als "Gelbe Karte" für ihn. Er zog die Lehren daraus, erholte sich und genießt nun die Zeit, die ihm noch bleibt: "Ich hoffe, dass ich noch einige Jahre habe auf der Erde. Dass ich das genießen und Zeit mit den Kindern und Enkelkindern verbringen kann."
Am Mittwoch kommt die ganze Familie wieder zusammen. Es wird "in kleiner Runde" gefeiert. Und wohl auch gefachsimpelt. Denn der Fußball spielt immer noch eine große Rolle in seinem Leben, wenn auch nur noch als Beobachter. Nach eigener Aussage verfolgt er jeden seiner früheren Vereine regelmäßig. Und das waren einige: Roda Kerkrade, PSV Eindhoven, Red Bull Salzburg, PAOK Saloniki, Schalke, Hertha BSC, 1. FC Köln, Hamburger SV, VfB Stuttgart und die TSG Hoffenheim. Doch eigentlich hat er nur an zwei Klubs sein Herz richtig verloren: Schalke in Deutschland und die PSV Eindhoven in den Niederlanden.
"Das ist doch klar, wenn man so lange bei einem Klub war." In Eindhoven war der frühere niederländische Nationalspieler bereits elf Jahre als Profi aktiv. Noch immer ist er regelmäßig bei der PSV im Stadion. Und als souveräner Tabellenführer der Eredivisie macht Eindhoven ihm gerade richtig viel Freude.
Huub Stevens ist mit sich und der Welt spürbar im Reinen. Das spürt man an jedem kräftigen und herzlichen Lachen, mit dem er viele seiner Aussagen begleitet. Eine Rückkehr als Trainer, mit der etliche Kollegen auch in seinem Alter noch kokettieren? Ausgeschlossen. "Das ist klar. In meinem Alter braucht man eigentlich nicht mehr vor einer Truppe stehen. Da sollen jetzt die jungen Burschen ran", bekräftigt Stevens. Und lacht durchdringend.
Quelle: ntv.de, Carsten Lappe, dpa