DDR-Hitzkopf Peter Ducke Der Kicker, der Pelé zum Schwärmen brachte
14.10.2016, 09:47 Uhr
Die erfolgreichste Zeit von Carl Zeiss Jena ist eindeutig mit dem Namen Peter Ducke verbunden.
(Foto: imago/Camera 4)
Auf dem Rasen ein Genie, abseits des Platzes ein Rebell: Noch heute geraten Fußballkenner ins Schwärmen, wenn sie von Peter Ducke sprechen. Der DDR-Stürmer zählt seinerzeit zu den besten Kickern der Welt - und verzichtet für Jena auf eine West-Karriere.
Der große Pelé staunte nicht schlecht. Mit starkem Interesse verfolgte Brasiliens Fußball-Ikone bei der Südamerikareise der ehemaligen DDR-Auswahl den jungen Stürmer namens Peter Ducke, der den Ball mit den Füßen ähnlich streichelte wie er selbst. "Dieser Mann", schwärmte Pelé damals, "gehört zu den zehn Besten der Welt." Auf dieses Lob angesprochen, antwortete Ducke einmal fast unbeeindruckt: "Was die Südamerikaner in die Wiege gelegt bekommen, das hatte ich auch."
Nun wird der "Pelé des Ostens" 75 Jahre alt. Seine spektakulären Tore und seine rebellische Art sind unvergessen, auch wenn sich Ducke inzwischen fast vollständig aus der Öffentlichkeit zurückgezogen hat. Im 1000-Einwohnerdorf Großschwabhausen, knapp acht Kilometer von Jena entfernt, lebt der frühere Stürmerstar des FC Carl Zeiss mit seiner dritten Ehefrau Marion. Den 75. Geburtstag feiern beide aber im sonnigen Süden. "Manchmal werde ich nachdenklich und sinniere, wohin sind all die Jahre hin? Aber mir geht es gesundheitlich gut, und ich klage nicht", sagte Ducke der "Berliner Zeitung".
Ducke hat eine bewegte Karriere hinter sich, die nicht immer einfach war. Mit seiner unkonventionellen Art auf dem Rasen und auch außerhalb, passte er eher nach Südamerika als zum Autoritarismus der DDR. Wegen seiner eigensinnigen und mitunter auch aufbrausenden Art wurde Ducke auch "Schwarzer Peter" genannt.
"Peter war weltklasse!"
Diesen Ruf "verteidigte" er auch nach der Karriere: 1979 musste er den Vereinsausweis bei Carl Zeiss abgeben, weil er als damaliger Nachwuchstrainer mit einem West-Auto mit West-Kennzeichen auf das Vereinsgelände fuhr. Sein Drang zur Individualität machte ihn auf dem Rasen zu etwas Einzigartigem, zumindest in der DDR. Keiner war so unberechenbar wie er. "Peter war auf dem Platz eine Wundertüte. Man wusste nie, was er mit dem Ball macht", sagte sein ehemaliger Teamkollege Lothar Kurbjuweit: "Der hatte in jedem Spiel Sonderbewacher, die er meist abgeschüttelt hat. Peter war weltklasse!"
Das fand auch Hans Meyer, der als Trainer von Carl Zeiss Jena am Hitzkopf Ducke fast verzweifelt wäre, am Stürmer Ducke aber einen Narren gefressen hatte. Auf die Frage, ob er in seiner Trainerkarriere nicht auch gerne mal Weltstars wie Ronaldinho trainiert hätte, antwortete Meyer einmal: "Junger Mensch, ich habe es in Jena doch gehabt: Peter Ducke!"
Olympia-Bronze mit der DDR
Die erfolgreichste Zeit des heutigen Regionallisten Carl Zeiss Jena ist eindeutig mit dem Namen Peter Ducke verbunden. Der Angreifer schoss den Klub zu drei Meistertiteln in der DDR-Oberliga. 1972 gewann er mit der DDR-Auswahl in München Olympia-Bronze. Bei der WM in West-Deutschland zwei Jahre später spielte Ducke wegen einer nicht ganz auskurierten Knieverletzung aber keine große Rolle.
In Jena beendete Ducke auch seine Karriere, obwohl Westklubs ihn mit eindeutigen Angeboten gelockt hatten. Bei einem Spiel 1962 im schwedischen Malmö gegen Atlético Madrid sprach ihn ein Vertreter von Werder Bremen an. "Der sagte zu mir: 'Herr Ducke, gehen Sie runter, dort steht ein Mercedes für Sie und im Handschuhfach liegen 80.000 Mark'", erzählte Ducke. Dass auch der FC Barcelona ein Angebot für ihn hinterlassen hatte, erfuhr Ducke erst nach dem Mauerfall.
Quelle: ntv.de, Jörg Soldwisch, sid