Fußball

Maximale Bewunderung für Musiala Der Mann, der Matthäus folgen könnte

Aus dem Top-Talent wird mal ein ganz Großer, heißt es über Musiala.

Aus dem Top-Talent wird mal ein ganz Großer, heißt es über Musiala.

(Foto: imago images/Eibner)

Jamal Musiala ist ein guter Fußaller, ein sehr guter sogar. Das ist seinem Entdecker in England schon früh klar. Rosh Bhatti schwärmt in höchsten Tönen vom Bayern-Profi. Der 18-Jährige werde eines Tages den Ballon d'Or gewinnen. Er wäre damit erst der zweite Deutsche nach Lothar Matthäus.

Jamal Musiala spielt in der Fußball-Nationalmannschaft, er hat sich längst beim FC Bayern durchgesetzt und steht bei der Wahl zum Weltfußballer auf der Liste der Nominierten für die "Kopa Trophy". Eben jenen Preis der französischen Sportzeitung "France Football", der den besten Fußballer unter 21 Jahren auszeichnet. Diese Ehrung hatten 2018 Kylian Mbappé und zuletzt 2019 Matthijs de Ligt erhalten. Auch für den "Golden Boy" ist Musiala nominiert, den Preis, den die italienische "Tuttosport" vergibt. Dort könnte er auf Erling Haaland folgen, der im vergangenen Jahr ausgezeichnet worden war.

Rosh Bhatti wundern die ganzen Nominierungen so gar nicht. Der Entdecker von Musiala rechnet damit, dass der deutsche Nationalspieler "eines Tages den 'Ballon d'Or' gewinnen" wird, sagte Bhatti dem "Kicker". Damit würde der Bayern-Profi aufsteigen in die Liga von Lionel Messi und Cristiano Ronaldo. Und mit Lothar Matthäus. Der frühere Bayern-Profi und Rekord-Nationalspieler war im Jahr 1991 als erster überhaupt als Weltfußballer ausgezeichnet worden. Und ist noch immer der einzige Deutsche. Das ist jetzt 30 Jahre her.

Immerhin schon elf Jahre ist es her, dass Bhatti als Scout des FC Southampton Musiala zum ersten Mal begegnete. Er erinnert sich so: "Ich konnte nicht glauben, was ich sah. Ich dachte nur: Ist er wirklich erst sieben? Er spielt wie ein Zwölfjähriger!" Bhatti bezeichnete ihn als "Wunderkind". "Niemand hier hat ihn je vergessen. Manche kamen ihm nahe, aber ich habe nie wieder jemanden wie Jamal in diesem Alter gesehen."

Angekommen in Deutschland

Musiala spielte ab November 2010 in der Jugend des FC Southampton, jedoch nur ein halbes Jahr, schon im März 2011 schaffte er den Sprung in die Jugendakademie des FC Chelsea. Wurde im Dezember 2016 erstmals in die U15 Englands berufen, im Juli 2018 spielte er für die U16, ehe nur drei Monate darauf für Deutschlands U16 debütierte. Zwei Spiele dauerte das Intermezzo an, dann zog es Musiala zurück in die U17 Englands. Debüt am 6. September 2019 - und das, obwohl er im Juli zum FC Bayern und damit auch vereinstechnisch nach Deutschland gewechselt war. Auch für die englische U21 spielte er noch, traf in zwei Partien einmal - ehe er sich dann doch endgültig von Deutschland überzeugen ließ. A-Nationalmannschaft unter Joachim Löw, Debüt am 25. März dieses Jahres.

Mit seinem ersten Spiel bei der EM im Sommer kürte sich Musiala zum jüngsten deutschen Nationalspieler in der DFB-Turniergeschichte. Da war er bereits jüngster Bundesliga-Debütant des FC Bayern, jüngster Bundesliga-Torschütze sowie jüngster Champions-League-Torschütze seines Klubs. Eine Karriere im Eiltempo. Und das, obwohl er "anfangs körperliche Probleme" hatte, wie es Bayerns Nachwuchschef Jochen Sauer dem "Kicker" erklärte. "Er ist relativ schüchtern und ruhig, bodenständig, aber er hat alles angenommen, um an Defiziten zu arbeiten, war nie beleidigt", so Sauer, der schwärmte: "Jamal macht mit dem Ball Dinge, die nicht jeder kann. Er hat diese besonderen Momente in seinem Spiel, ließ in der U19 die Verteidiger stehen, wie wir es noch nicht gesehen hatten."

"Bin dankbar"

Thomas Müller ist selten um einen Spruch verlegen, auch für seinen Mitspieler hat er einen parat. Einen, in dem viel Wahrheit stecken dürfte: Eigentlich sei er, Müller, "ja nur Jamals Platzhalter", hatte der Ur-Bayer nach dem Bundesliga-Sieg in Leipzig gesagt, als Musiala als "Spieler des Spiels" ausgezeichnet worden war. Das gelte für den FC Bayern und die Nationalmannschaft. Hansi Flick, erst deren Trainer bei den Bayern, nun im DFB, sagte über den Youngster: "Er ist einer, der sehr gut im Eins-gegen-eins ist, der mutig Fußball spielt." Auch Bayerns neuer Trainer setzt auf den Offensivmann: "Irgendwie ist ein Magnet eingebaut. Der Ball flippert immer wieder zu ihm zurück."

Musiala selbst habe nicht mit solch einer Karriere gerechnet, sagte er: "Schon krass, wie schnell alles gegangen ist. Manchmal brauche ich ein paar Minuten, um das alles zu checken", so der 18-Jährige: "Ich bin dankbar, dass bis jetzt alles so gut gelaufen ist." Um auf der großen Bühne zu bestehen, hat er sich gemeinsam mit seiner Mutter, die Soziologin ist, vorbereitet: "Ich habe sehr früh daran gearbeitet, für Spiele mental bereit zu sein. Das gibt mir Stabilität." Zudem arbeitet er mit einem Privatcoach an Details im neurozentrierten Training, um seine Leistung weiter zu steigern. Es geht etwa um Gleichgewichtssteuerung und Augentraining. Seines Krafttrainings hatte sich bereits Teamkollege Leon Goretzka etwas scherzhaft angenommen. Schließlich wird Musiala von seinen Mitspielern scherzhaft "Bambi" genannt, wie das junge, kleine Reh aus dem gleichnamigen Disney-Film. Vor Spielen, gibt er zu, sei er "ein bisschen nervös", auf dem Feld dann aber ganz ruhig.

Reif und bodenständig, so präsentiert sich Musiala auf und abseits des Platzes. Seine Zukunft liegt in Deutschland, noch einmal kann er die Nationalmannschaft nicht wechseln. Das will er auch gar nicht, und doch hat er England nicht vergessen. Dort, wo alles begann, organisieren er und seine Familie nun das Jugendturnier "Jamal Musiala City Central Cup". Es geht um Fußball, klar, aber auch um Werte wie Respekt, Empathie und Verantwortung. "Ich wurde erzogen, etwas zurückzugeben, wenn ich Geld verdiene", erklärt Musiala dem "Kicker".

Es passt zu dem Jugendlichen, der laut Lothar Matthäus so gut werden kann wie Neymar. Das sagte dieser kürzlich - und hätte womöglich einen noch treffenderen Vergleich ziehen können. Denn der Brasilianer hat weder den "Golden Boy" noch die "Kopa Trophy" (zugegeben, die wird erst seit 2018 verliehen) gewonnen, für beide ist Musiala nominiert. Und wenn Bhatti recht behält und Musiala eines Tages den "Ballon d'Or" gewinnt, hat er Neymar erst recht überholt. Dann wäre er so gut wie Matthäus - und Deutschland hätte wieder einen Weltfußballer.

Quelle: ntv.de

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