Fußball

Die Politik mischt sich ein Der Rassismus hat Italiens Fußball im Griff

Fans des SSC Neapel halten Masken des rassistisch angefeindeten Profis kalidou Koulibaly.

Fans des SSC Neapel halten Masken des rassistisch angefeindeten Profis kalidou Koulibaly.

(Foto: imago/Pacific Press Agency)

Die Fans des SSC Neapel zeigen sich solidarisch mit ihrem angegriffenen Spieler. Das Problem aber bleibt: Immer wieder hat die Serie A mit heftigem Rassismus zu kämpfen. Italiens rechtspopulistischer Innenminister will nun mit der Regierungsmacht einschreiten.

Immerhin die eigenen Fans zeigten Haltung: Nach rassistischen Beschimpfungen gegen den Senegalesen Kalidou Koulibaly verteidigten die Fans des SSC Neapel ihren Abwehrchef. Bei der Partie gegen Bologna am Samstag hielten die Neapel-Anhänger Fotos von Koulibaly und Transparente mit der Aufschrift "Stopp Rassismus" hoch. Doch das täuscht nicht darüber hinweg, dass der italienische Fußball das Problem Rassismus und Gewalt nicht in den Griff bekommt. Koulibaly war am zweiten Weihnachtstag bei der Partie gegen Inter Mailand im San Siro-Stadion mit Affenlauten beleidigt worden, was kein Einzelfall war.

Der ehemalige Bundesligaprofi Kevin-Prince Boateng beklagte, dass in den letzten Jahren kaum Fortschritte beim Kampf gegen Rassismus in Stadien gemacht worden seien. "Für bestimmte Personen ist ein farbiger Mensch ein Affe", sagte Boateng der Zeitung "Corriere della Sera". Der Fußballer, der derzeit beim italienischen Serie-A-Club Sassuolo Calcio spielt, wurde während seiner Zeit beim AC Mailand 2013 ebenfalls rassistisch beschimpft. Boateng wurde in Berlin geboren, sein Vater stammt aus Ghana.

Es sei gut möglich, dass sich die Situation verschlimmert habe, sagte der Ex-Eintracht-Frankfurt-Spieler. "Wenn man bedenkt, dass sich einst über mich 50 Fans hermachten. Im San Siro waren es letztens 10.000." Auch in Deutschland sei die Lage nicht sehr unterschiedlich. In anderen Ländern sei man strenger, in Italien würden Regeln missachtet, sagte der ehemalige Nationalspieler Alessandro Nesta, der auch in den USA gelebt hat, laut Nachrichtenagentur Ansa. "In Amerika verhaftet man dich, wenn du zu einer farbigen Person ein unangebrachtes Wort sagst."

Vorladung nach Rom

Seit dem Regierungswechsel im Sommer heizt sich ein ausländerfeindliches Klima in Italien auf. Vor allem Innenminister Matteo Salvini von der rechten Lega hetzt gegen Migranten und ist mit seinem Motto "Italiener zuerst" im Umfragehoch. "Im Stadion spiegelt sich das Klima im Land, es verstärkt sich", sagte Renzo Ulivieri vom Trainerverband Assoallenatori. Nach den rassistischen Ausfällen gegen Koulibaly wurde gegen Inter Mailand eine Strafe von zwei Spielen unter Publikumsausschluss verhängt. Salvini kritisierte die Entscheidung, die Fans aus dem Stadion zu verbannen. "Wenn sich zwei Kilometer von einer Bar entfernt zwei Personen mit Messern verletzen, schließt du dann die Bar?", sagte er dem Fußball-TV-Programm Tiki Taka am Donnerstagabend. Statt Millionen echter Fans müssten die Täter bestraft werden. Der Ansa zufolge wurden nach den Krawallen drei Hooligans festgenommen.

Die italienische Regierung schaltet sich nun ein und will konkrete Maßnahmen ergreifen. Innenminister Salvini hat gemeinsam mit Sportminister Giancarlo Giorgetti die Managements beider Klubs sowie Vertreter der Schiedsrichter und organisierter Fangruppen zu einem Treffen am 7. Januar in Rom eingeladen. Wie die Regierung dort mitteilte, sei eine Zusammenarbeit nach britischem Modell zwischen Klubs, Sicherheitskräften und Fangemeinschaften zur Bekämpfung von Gewalt in und rund um die Stadien das Ziel des Treffens. "Sichere Stadien" diene als Slogan, Salvini sprach sich zudem gegen die Schließung der Stadien aus: "Das wäre die falsche Antwort auf ein konkretes Problem."

Quelle: ntv.de, mra/dpa/sid

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen