Bochum suspendiert Topverdiener Der "dickste" Transfer-Irrtum dieser Saison
10.01.2023, 07:13 Uhr
Lys Mousset hat beim VfL Bochum keine Zukunft.
(Foto: IMAGO/kolbert-press)
Der VfL Bochum und Neuzugang Lys Mousset werden wieder getrennte Wege gehen. Der im Sommer ablösefrei von Sheffield United verpflichtete Franzose trainiert aber sofort "nur noch individuell" und bekommt die Möglichkeit, sich einen neuen Verein zu suchen. Zu oft hatte er den Klub verärgert.
Es gibt Dinge, die klingen wirklich unglaublich. Lys Mousset, die immer kleiner gewordene Sturmhoffnung des VfL Bochum, hatte sich am Sonntag einen Fauxpas geleistet, der ihn sportlich teuer zu stehen kommt. Wobei das eigentlich Quatsch ist. Mehr dazu gleich. Er war im Trainingslager des Fußball-Bundesligisten im spanischen Jerez zu spät zu einer Übungseinheit. Ja, tatsächlich, im Trainingslager! Verrückt. Beim abstiegsbedrohten Klub aus dem Ruhrgebiet empfand man das als finale Provokation des 26-Jährigen – und suspendierte ihn. "Das ist ziemlich enttäuschend, weil wir uns sportlich von ihm einiges erhofft haben", sagte Manager Patrick Fabian laut "Kicker" und bekannte: "Irgendwann ist der Zeitpunkt gekommen, an dem man die Gruppe schützen müssen."
Menschen, die sich bisher weniger mit Lys Mousset beschäftigt haben, könnten das für eine bittere Strafe halten. Aber die Sache ist so: Der Franzose hat bislang ohnehin keine Sekunde für den VfL gespielt, im Prinzip ändert sich an seiner Situation also nix. Er verdient prächtig, die "Bild"-Zeitung berichtet von einem angeblichen Jahresgehalt von einer Million Euro, und dreht ohne jeden Leistungsdruck seine Runde. In den kommenden Wochen könnte ihm das etwas leichter fallen, als noch im vergangenen Jahr, da schleppte er quasi dauerhaft ein paar Kilo zu viel mit sich herum. In Jerez, so heißt es, soll er zuletzt sichtbar schlanker gewesen sein.
"Für mich ist das Thema Lys Mousset erledigt"
Bei den Unerschütterlichen im Bochumer Umfeld war neue Hoffnung gekeimt, dass der Stürmer vielleicht doch noch ein verspäteter Königstransfer werden könnte. Doch diese Hoffnung war schneller aus der Erde gerupft, als der Samen des guten Glaubens eingepflanzt war. "Jetzt kam er noch einmal zu spät, daher ist das Vertrauen von meiner Seite nicht mehr da. Für mich ist das Thema Lys Mousset erledigt. Es wäre eine sinnvolle Sache für ihn, wenn wir dort eine andere Lösung finden", sagte Trainer Thomas Letsch. Bedeutet: Der Franzose soll sich einen neuen Verein suchen und damit auch das Gehaltsgefüge entlasten. Das Problem: bis 2024 ist er gebunden.
Doch so einfach dürfte die Sache nicht werden. Denn der Franzose hat keinen guten Ruf, und das nicht erst seit seinem Engagement beim VfL. Schon in England, er stand zuvor bei Sheffield United unter Vertrag, haderten sie mit den Disziplinlosigkeiten des hoch veranlagten Stürmers. In der englischen Presse wurde er einst als einer der talentiertesten Spieler des Klubs der vergangenen Dekade gerühmt. Ein "tödlicher Torjäger", ein Albtraum für die gegnerischen Verteidiger. Doch diese Lorbeeren verwelkten schneller als die Sprints des 26-Jährigen. Immerhin 99 Mal spielte er in der Premier League, erzielte neun Treffer. Veranlagung allein macht keinen Profi, Einstellung ist ebenso wichtig. Und damit hadert es bei Mousset offenbar gewaltig. In Bochum schaffte er es trotz eines Fitnesstrainers und Diätplan nicht, in eine bundesligataugliche Verfassung zu kommen.
Nicht nur das Vertrauen des Managers und Trainers war aufgebraucht, mehrere Medien berichten, dass Moussets ewiger Laissez-faire auch Thema in der Mannschaft war. Die aber soll sich voll auf die Mission Klassenerhalt konzentrieren.
Königstransfer mit null Einsatzminuten
Ausgerechnet im Ruhrgebiet, wo sie das Fähnchen der Maloche trotz längst geschlossener Zechen immer noch mit Liebe und Leidenschaft in den Wind halten. Dass der Franzose zudem mehr Engagement beim regelmäßigen Gang zum Friseur (gut dokumentiert in den sozialen Netzwerken, ebenso wie andere Protz-Aktivitäten) zeigte als auf dem Platz (Running-Gag unter den VfL-Fans, wobei Gag vielleicht nicht das richtige Wort ist), stieß vielen Anhängern sauer auf. Sie hatten die Hoffnung, in dem 26-Jährigen einen Transfer-Coup für den Abstiegskampf gelandet zu haben. Die Wahrheit liest sich anders, frustrierend: null Einsatzminuten, eine Spieltagsnominierung.
In Bochum sollen sie über die Vorgeschichte natürlich Bescheid gewusst haben und sich dennoch für den Spieler entschieden haben. Vielleicht auch im Vertrauen darauf, dass sich Ex-Trainer Thomas Reis den Ruf erworben hatte, schwierige Typen gut händeln und weiterentwickeln zu können. Aber sowohl Reis, mittlerweile beim FC Schalke 04 unter Vertrag, als nun auch Mousset sind beim VfL Geschichte.
Ob die Bochumer auf die Suspendierung reagieren und abermals auf dem Transfermarkt zuschlagen, ist unklar. Mit Philipp Hofmann, Simon Zoller und dem ebenfalls nicht immer einfachen Silvere Ganvoula stehen nur drei ausgebildete Angreifer im Kader. Wobei Zoller meistens auf dem Flügel eingesetzt wird und Ganvoula lange als Wechselkandidat galt. Bislang hat sich der VfL mit Keven Schlotterbeck (Innenverteidiger, SC Freiburg) und dem Pierre Kunde (zentraler Mittelfeldspieler, Olympiakos Piräus) per Leihe verstärkt.
Quelle: ntv.de, tno