Fußball

Lewandowski trifft und rekordelt Der erste Weltfußballer ohne Titel

Robert Lewandowski schoss dieses Jahr 15 Tore in der Champions League und unglaubliche 55 insgesamt.

Robert Lewandowski schoss dieses Jahr 15 Tore in der Champions League und unglaubliche 55 insgesamt.

(Foto: REUTERS)

Robert Lewandowski ist der beste Stürmer der Welt. Punkt. Gegen Olympique Lyon im Halbfinale der Champions League erzielt er seinen 55. Treffer der Saison und bricht damit einen deutschen Rekord. Eine Königsklassen-Bestmarke wartet noch - aber auch der Titel als Weltfußballer?

55 sind es. Fünfundfünfzig! Allein diese Zahl sollte Paris Saint-Germain vor dem Finale der Champions League (am Sonntag ab 21 Uhr im Liveticker bei ntv.de) Angst machen. So oft hat Robert Lewandowski für den FC Bayern in dieser Saison in nur 46 Pflichtspielen getroffen. Wie grandios diese Leistung ist, zeigt der Vergleich mit anderen Wunderstürmern. Erling Haaland folgt mit Abstand (44 Treffer) auf Platz zwei, Ciro Immobile schoss 39, Cristiano Ronaldo 37 und Timo Werner 34 Tore. Der erste Pariser, Kylian Mbappé, ist mit 30 Treffern noch weiter hinten zu finden. Dass Lewandowski der derzeit beste Stürmer der Welt ist, verdeutlichte er wieder einmal im Halbfinale der Königsklasse beim 3:0 über Olympique Lyon.

In der elften Minute zeigte der Pole, was für ein feines Füßchen er doch besitzt und setzte Leon Goretzka mit einem technisch perfekten Doppelpass in Szene. Dann passierte etwas mit absolutem Seltenheitswert: Serge Gnabry spielte Ivan Perisic auf links an, während sich Lewandowski am rechten Strafraumende freischlich. Der Kroate passte präzise in die Mitte des Sechszehners auf den heranrauschenden Stürmer. Aber frei vor dem Tor grätschte dieser doch tatsächlich über den Ball und vergab die hundertprozentige Chance. Aber Lewandowski wäre nicht der beste Stürmer der Welt, wenn die Szene damit beendet wäre: Noch im Fallen gab er dem Ball einen entscheidenden zweiten Tritt, sodass er von Lyons Torwart Anthony Lopes genau vor die Füße von Gnabry für dessen zweiten Treffer prallte.

Klinsmann-Rekord gebrochen

Extra für das Trefferkonto seines Bayern-Kollegen vollführte der 31-Jährige dieses Kunststück zwar nicht und auch später verpasste er eine Riesenchance. Aber durch Gnabrys Tor holten beide gemeinsam das beste Champions-League-Duo überhaupt, Ronaldo und Gareth Bale, ein. Und wenn der Pole eines kann, dann Rekorde. Also beseitigte er mit seinem Treffer in der 88. Minute noch schnell alle Restzweifel. Am Sieg der Bayern. An der besten Sturmpartnerschaft der Königsklasse. Und auch an seiner Weltklasseform.

Nach einer Freistoßflanke von Joshua Kimmich übersprang Lewandowski gleich zwei Verteidiger und köpfte wuchtig ins linke Eck ein. Dabei stützte er sich so clever auf, dass Lyons Marcelo nicht mehr wirklich hochkam - aber eben auch nur so viel, dass der Schiedsrichter kaum auf Foul entscheiden konnte. Der 15. Treffer des Bayernstürmers in der Champions League egalisierte Jürgen Klinsmanns Bestwert (im Uefa-Cup 1995/96) für die meisten Tore überhaupt für eine deutsche Mannschaft in einem europäischen Wettbewerb. Außerdem zog er mit Legende Gerd Müller gleich, der in der Saison 1972/73 den Bayern-Rekord von 55 Toren aufgestellt hatte.

Eine weitere Bestmarke könnte im Finale folgen: Nur noch zwei Treffer liegt der Pole nun hinter Ronaldos Fabelrekord von 17 Champions-League-Toren für Real Madrid aus der Saison 2013/14. "Darüber wird Robert nicht groß nachdenken, er ist happy, dass er das 3:0 machen konnte, um für uns das Spiel abzuschließen", sagte Bayern-Trainer Hansi Flick nach dem Sieg über Lyon. "Für mich ist er der weltbeste Mittelstürmer. Deswegen bin ich gespannt, wie es weitergeht und hoffe, dass er gegen Paris auch trifft."

Keine Ehrung für Lewandowski?

Die Wahrscheinlichkeit dafür ist hoch. Sehr sogar. In neun aufeinanderfolgenden CL-Partien hat Lewandowski getroffen. Nur Ronaldo hat jemals eine längere Serie mit elf Spielen geschafft. Dass der Bayern-Stümer in der Königsklasse nicht traf, ist lange her. Zuletzt war das im März 2019. Sogar in 13 der letzten 15 Partien netzte er ein - beide Spiele ohne Tor fanden gegen Jürgen Klopps FC Liverpool statt. Und sollte der 31-Jährige tatsächlich nicht im Finale treffen, dann legt er bestimmt ein Tor auf. Sechs Vorlagen und damit 21 Scorerpunkte hat er nun gesammelt: fast oder mehr als doppelt so viele wie die auf ihn folgenden Gnabry (zwölf), Haaland (elf), Ángel Di María (elf) und Mbappé (zehn).

All diese Rekorde sollen dem Weltklassemann, wenn es nach den Bayern geht, die logisch erscheinende Auszeichnung als Weltfußballer einbringen. Das Problem: Die ursprünglich für den 21. September geplante Gala in Mailand ist abgesagt. Ende Juli hatte ein Sprecher des Fußballweltverbands Fifa erklärt, man prüfe "verschiedene Optionen, in welcher Form wir etwas durchführen würden". Also doch keine Ehrung für Lewandowski? Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge ließ das natürlich nicht auf sich sitzen, rief kurzerhand Fifa-Präsident Gianni Infantino an und verkündete im Anschluss: "Gianni Infantino hat mir gesagt, dass der Award für den besten Spieler, die beste Spielerin und den besten Trainer verliehen werden soll."

Nun, entschieden ist an der Front noch nichts. Klar ist jedoch, dass Lewandowski ein Champions-League-Titel im Rennen um den Award helfen würde. Sein 56. Tor dieses Jahr, vor dem Paris wohl noch mehr Angst hat als vor der Zahl 55, könnte den Weg zur Weltfußball-Trophäe und zum Triple ebnen. Damit hätte er dann nur noch 19 Treffer weniger, als die gesamte PSG-Mannschaft dieses Jahr in der Ligue 1 geschossen hat. Ein Weltfußballer ist der Pole auch ohne Award bereits.

Quelle: ntv.de

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