Fußball

"Der Hammer hängt in Dortmund" Der große BVB frustriert die Bayern

Die Dortmunder stehen Spalier und klatschen.

Die Dortmunder stehen Spalier und klatschen.

(Foto: dpa)

Für den FC Bayern geht es um mehr als einen Titel im Pokalfinale gegen Dortmund. Es geht um das Ende der schwarz-gelben Schrumpfkur für den Rekordmeister. Nach der Münchner Blamage unkt Stefan Effenberg, "ich würde kotzen als Bayern-Spieler" – und die tun genau das. Doch Bayernd Präsident Uli Hoeneß hat zig Millionen Ideen, um Abhilfe zu schaffen.

Vor dem DFB-Pokalfinale 2012 ging es um Größe. Darum, welche der beiden besten Fußballmannschaften Deutschlands denn nun die bessere ist, der neue Rekord-Meister Borussia Dortmund oder Branchenführer FC Bayern. "Es ist ein guter Maßstab, um zu sehen, wo der Hammer hängt", hatte Bayern-Präsident Uli Hoeneß vor dem Anpfiff betont und dabei wohl die feste Überzeugung in sich getragen: Diesmal werden es seine Münchner schon richten gegen Jürgen Klopps BVB.

Im DFB-Pokalfinale 2012 und danach wiederholten sich dann zwei Muster, die sich schon in den letzten vier Ligaduellen offenbart hatten. Der BVB gewann als erste Mannschaft auch das fünfte Duell in Folge und krönte sich erstmals in seiner 103-jährigen Vereinsgeschichte zum Double-Gewinner. Die Bayern hingegen sahen sich von Dortmund erneut nur unglücklich geschlagen. Um Größe ging es anschließend auch, um sportliche und um menschliche.

"Würde kotzen als Bayern-Spieler"

"Ich würde kotzen als Bayern-Spieler, wenn ich jetzt da durchgehen müsste: Die Dortmunder stehen Spalier und klatschen - ich hätte 'nen dicken Hals und Frust!", hatte Bezahlfernseh-Experte Stefan Effenberg vor der Siegerehrung gesagt und das Münchner Gefühlschaos damit treffend beschrieben. Bayern-Kapitän Philipp Lahm kam sich ja selbst komisch vor, als er direkt nach dem Schlusspfiff einer Partie analysierte, die der BVB letztlich berauschend mit 5:2 gewonnen hatte: Eigentlich seien seine Münchner über 90 Minuten die bessere Mannschaft gewesen.

Der erneut BVB-torlose Stürmer Mario Gomez beklagte "saublöde Fehler" und fand, von den fünf Gegentoren hätten die Münchner "vier fast selber reingeschossen". Der BVB wiederum hätte im ersten Durchgang aus anderthalb Chancen drei Tore gemacht. Bastian Schweinsteiger sah lauter Bayern-Geschenke, die der Gegner dankend angenommen habe. Der dritte Dortmunder Pokalsieg, wollten die Bayern sagen und sich damit Mut für das Champions-League-Heimfinale machen, war eher geschenkt als verdient.

Als BVB-Kapitän Sebastian Kehl kurz vor Mitternacht den DFB-Pokal im Bauch des Olympiastadions spazieren trug, sollte er natürlich auch auf die Münchner Nörgeleien eingehen – und tat es nicht. "Ich möchte das jetzt nicht kommentieren. Wir haben jetzt fünfmal hintereinander gegen Bayern gewonnen. Und wir haben die Größe, dass wir uns dazu nicht äußern", befand Kehl schlicht.

Er wollte das Ende einer "absolut berauschenden Saison" nicht mit einem verbalen Kleinkrieg ausklingen lassen. Sondern diesen historischen, leicht surrealen Triumph in Berlin einfach genießen, mit dem sich der BVB seiner neuen, gewachsenen Größe noch einmal selbst vergewissert. Und die bittere schwarz-gelbe Schrumpfkur für den FC Bayern verlängert hatte. Als um 22.14 Uhr Konfetti und Goldgirlanden durch das Olympiastadion flimmerten und Kehl den Pokal in die Höhe streckte, hatte sich die Bayern-Fankurve schon fast komplett geleert.

Münchens konsternierter Coach Jupp Heynckes verneinte zwar energisch, dass Dortmund für seine Spieler ein Angstgegner sei. Aber was bitteschön ist dann ein Angstgegner, wenn nicht ein Team, das einem fünfmal in Serie die eigenen Grenzen aufzeigt?

Bayern-Präsident Uli Hoeneß will die "Mannschaft so lange verstärken, bis wir wieder alleine sind".

Bayern-Präsident Uli Hoeneß will die "Mannschaft so lange verstärken, bis wir wieder alleine sind".

(Foto: REUTERS)

Besorgniserregend mit Blick auf die Zukunft dürfte für die Münchner Vereinsbosse gewesen sein, wie sich die erneute Niederlage angebahnt und letztlich zu einer "Blamage" (Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge) ausgewachsen hatte. Das Endspiel in Berlin war trotz des demütigenden Endstands lange Zeit keine Demonstration der oft begeisternden Fußballwucht, die Jürgen Klopp seinen Dortmundern seit 2008 eingeimpft hat. Vielmehr war die Partie vom BVB trotz des Blitzstarts durch Shinji Kagawa (3.) bis zur erneuten 2:1-Führung durch den Elfmeter von Mats Hummels eher nüchtern geführt, abwartend, berechnend, im festen Vertrauen an die eigene Stärke mit einem aus BVB-Sicht grandiosen Finale.

Sie war damit die Kulmination der Entwicklung in dieser Saison, in der Dortmund seine überbordende Spielwut zumindest national erfolgreich um Strategie und einen Plan B ergänzt hat. Dass gegen die Bayern die ersten drei Torchancen direkt zu Treffern führten und das auch noch vor der Bayern-Fankurve, kann man als Glück bezeichnen. Oder eben als Resultat der Tatsache, dass es ganz einfach auch "hochkarätige Chancen" waren, wie Hummels fand: "Wenn man 5:2 gewinnt, ist das verdient." Weitere Seitenhiebe verkniff sich der Dortmunder Abwehrchef, einst beim FC Bayern verschmäht und nun der beste Innenverteidiger der Bundesliga, angesichts der bevorstehenden Fußball-EM an der Seite von Philipp Lahm und Co.

Auch von einer Wachablösung wollten Hummels und Co. nichts wissen. Anders als den Bayern ist es dem BVB im Moment genug, ganz einfach gegen den Rekordmeister zu gewinnen, am besten Titel. Damit das nicht so bleibt, hatte Bayern-Präsident Uli Hoeneß, von dem nach dem 69. DFB-Pokalfinale keine Wortmeldungen überliefert wurden, vorsorglich schon vor der Pokalschmach Sofortmaßnahmen gegen die zu groß gewachsene Konkurrenz angekündigt. "Wir werden unsere Mannschaft so lange verstärken, bis wir wieder alleine sind", erklärte Hoeneß unter der Woche süffisant mit Blick auf die Dortmunder Finanzen. Denn: "Wir haben das Geld dazu." Größe, davon war Hoeneß schon immer überzeugt, kann man der Konkurrenz nicht nur absprechen. Sie lässt sich auch am besten einfach einkaufen.

Ganz ohne Dortmunder Sticheleien ging das historische Pokalfinale in Berlin deshalb doch nicht zu Ende, sie übernahm wie üblich BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke. Er konterte Hoeneß so trocken wie der BVB zuvor die Bayern-Angriffe: "Ich habe gelesen, die Münchner wollten heute zeigen, wo der Hammer hängt. Ich kann nur sagen: Der Hammer hängt in Dortmund."

Quelle: ntv.de

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