Fußball

PSG-Coup gegen Man United Di María tritt gereizt aus Neymars Schatten

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(Foto: imago/PanoramiC)

Ohne den verletzten Neymar gewinnt Paris St. Germain im Achtelfinale der Champions League bei Manchester United. Dabei zeigt das Team von Trainer Tuchel, dass es doch nicht so abhängig ist vom teuersten Fußballer der Welt. Stattdessen glänzt ein Rückkehrer.

Thomas Tuchel hätte das Thema abmoderieren können, ganz diplomatisch. Er hätte sagen können, dass sich seine Fußballprofis im Tunnel befunden hätten beim 2:0-Sieg im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League gegen Manchester United, dass sie voll fokussiert gewesen seien - immun gegen Einflüsse von außen, so etwas in der Art.

"Wenn man ihn reizt, macht ihn das sicher nicht schlechter": Thomas Tuchel.

"Wenn man ihn reizt, macht ihn das sicher nicht schlechter": Thomas Tuchel.

(Foto: dpa)

Doch dem Trainer von Paris Saint-Germain stand der Sinn nach einer kleinen Boshaftigkeit. Er wollte die Fans von Man United wissen lassen, dass sie möglicherweise mitverantwortlich waren für den aus ihrer Sicht ungünstigen Ausgang der Partie. Also sagte er auf die Frage, ob die Feindseligkeiten von den Rängen seinen argentinischen Offensivspieler Ángel Di María eher motiviert als eingeschüchtert hätten: "Ich denke, der Junge ist ein echter Wettkämpfer. Wenn man ihn reizt, macht ihn das sicher nicht schlechter." Das Publikum des englischen Rekordmeisters ist nicht dafür bekannt, früheren Angestellten des Klubs mit Ablehnung zu begegnen, wenn sie mit ihrem aktuellen Arbeitgeber im Old Trafford vorstellig werden. Doch bei Di María, dem ehemals teuersten Spieler im englischen Fußball, der es nur eine Saison in Manchester aushielt und enttäuschte, war das anders.

Frostiger Empfang im Old Trafford

Die Fans buhten schon, als die Startelf von PSG verkündet und sein Name durchgesagt wurde. Als das Spiel dann lief, wurde jeder seiner Ballkontakte mit Unmutsbekundungen bedacht. Seine früheren Kollegen bereiteten ihm einen ähnlich unbequemen Empfang. United-Kapitän Ashley Young beförderte Di María in der ersten Halbzeit mit einem beherzten Bodycheck in den etwa einen halben Meter tiefen Graben zwischen Seitenlinie und Haupttribüne. Er hatte Glück, dafür nicht mit der Gelb-Rote Karte bestraft zu werden.

Di María reagierte auf spezielle Weise. Er war der Mann des Spiels und bereitete beide Tore für seine Mannschaft vor. Das erste durch den aufgerückten Innenverteidiger Presnel Kimpembe in der 53. Minute per Ecke, das zweite von Kylian Mbappé nach einem Gegenstoß nach exakt einer Stunde per flacher Hereingabe. Als sich nach dem Pariser 1:0 ein Knäuel jubelnder Spieler in weißen Trikots bildete, sah es aus, als würde Di María im Überschwang der Gefühle Beschimpfungen an die Adresse des heimischen Publikums rufen. Halbprofessionelle Lippenleser wollen ein "Fuck off!" erkannt haben.

Kurz danach hob er eine Bierflasche aus Plastik auf, die offenbar in seine Richtung geworfen worden war, und deutete an, daraus zu trinken, ehe er sie an einen Ordner weitergab. Di María machte sich einen Spaß daraus, Revanche an den heimischen Fans für den frostigen Empfang zu üben. Ganz nebenbei zeigte er, dass die Lage bei PSG doch nicht so dramatisch ist, wie Trainer Tuchel sie im Vorlauf auf die Reise nach Manchester dargestellt hatte.

"Plan D" geht auf

Im Moment muss Tuchel auf Angreifer Neymar verzichten. Der teuerste Mann im Weltfußball fällt wegen eines Mittelfußbruchs zehn Wochen aus. Auch Edinson Cavani kann aktuell keinen Sport treiben, er ist an der Hüfte verletzt. Für die Partie bei dem unter Übergangstrainer Ole Gunnar Solskjaer wieder erstarkten englischen Rekordmeister hatte Tuchel deshalb einen ganz besonderen Notfall-Plan in Aussicht gestellt: "Wir reden nicht von Plan B, sondern von Plan D", hatte er wegen der prominenten Ausfälle geklagt.

Das klang fast so, als wollte er schon im Vorheinein Entschuldigungen für eine mögliche Niederlage suchen. Doch die Partie zeigte, dass die Mannschaft nicht so abhängig von Neymar und Cavani ist wie gedacht. Durch den Sieg an diesem Dienstagabend vor 74.054 Zuschauern im ausverkauften im Old Trafford hat PSG beste Chancen, im Rückspiel in drei Wochen den Viertelfinal-Einzug zu schaffen, zumal United ohne Paul Pogba anreisen wird.

Er flog kurz vor Schluss vom Platz. "Wir haben als Team gespielt. Wir haben einander geholfen. Das war der Schlüssel", sagte Tuchel.  Und, klar: Möglicherweise wäre eine solche Mannschaftsleistung auch mit Neymar und Cavani möglich gewesen. Aber besonders gefehlt haben sie eben auch nicht. An ihrer Stelle glänzten der ehemalige Bundesliga-Profi Julian Draxler, der rasend schnelle Mbappé - und der gereizte Rückkehrer Di María.

Quelle: ntv.de

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