Das "Geisterspiel"-Szenario Die Corona-Sorge infiziert den Fußball
09.03.2020, 11:26 Uhr
Das Champions-League-Spiel zwischen Paris St. Germain und dem BVB droht vor leeren Rängen im Prinzenpark stattzufinden.
Die schnelle Ausbreitung des Coronavirus erreicht nun auch den Profi-Fußball. Sowohl in der Bundesliga als auch im Europapokal drohen "Geisterspiele" vor leeren Rängen. Die Uefa gibt derweil bekannt, dass sich die Spieler und die Schiedsrichter nicht mehr die Hände schütteln werden.
Das obligatorische Abklatschen der Fußballer untereinander und mit dem Schiedsrichtergespann fällt aus. Das verkündet die Uefa. Mit ihrer am Vormittag veröffentlichten Direktive folgt sie einer Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation. Die neue Regelung gelte "für alle Uefa-Spiele" und "bis auf Weiteres". Sie gilt, um das Risiko einer weiteren Ausbreitung des Coronavirus zu minimieren. Die Mitteilung der Uefa ist derweil nur die Spitze der Corona-Sorge, die nun auch den Fußball mit voller Wucht trifft.
Was tun und wie? Diese Frage wird nun überall diskutiert. In der Bundesliga. In den europäischen Ligen. Und immer wahrscheinlicher wird das Szenario der "Geisterspiele", die in Italien bereits seit Ende Februar durchgeführt werden. In dieser Woche drohen drei Partien mit Bundesliga-Beteiligung vor leeren Rängen stattzufinden. Das Rheinderby am Mittwoch zwischen Borussia Mönchengladbach und dem 1. FC Köln, das Rückspiel in der Champions League zwischen Paris St. Germain und Borussia Dortmund ebenso wie das zweite Duell zwischen RB Leipzig und Tottenham Hotspur. In Leipzig droht sogar eine Verschiebung.
Es ist ein schmaler Grat, auf dem sich die Vereine und Veranstalter entlang hangeln müssen. Was ist noch berechtigte Vorsichtsmaßnahme. Was ist bereits Panikmache? Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat am Sonntag eine erste Leitplanke gesetzt. Wegen der steigenden Infektionszahlen hatte er empfohlen, Veranstaltungen mit mehr als 1000 Teilnehmern abzusagen. Für den deutschen Profifußball bedeutet das: kein Spiel könnte mehr stattfinden. Es ist ein folgenreiches Szenario, das für die Deutsche Fußball-Liga derzeit nicht infrage kommt. Die Saison soll wie geplant bis Mitte Mai zu Ende gebracht werden. "Nur so erhalten Klubs und DFL trotz schwieriger Umstände für die kommende Spielzeit Planungssicherheit", sagte Geschäftsführer Christian Seifert noch am Sonntagabend. Er bat darum, einen "angemessenen Weg zu finden zwischen berechtigter Vorsorge und übertriebener Vorsicht".
Die ersten Klubs reagieren
Nun, die Verunsicherung führt derweil zu ersten Reaktionen. So hat Zweitligist VfL Bochum den Karten-Vorverkauf für die nächsten Spiele gestoppt. "Aufgrund der noch nicht final geklärten Situationen um Großveranstaltungen mit über 1000 Besuchern in NRW", schrieb der Klub zunächst bei Twitter. Genauere Informationen lägen aktuell weder vonseiten der Gesundheitsbehörden, noch vonseiten der Deutschen Fußball Liga vor. In Paris dagegen wurde bereits die "Mixed Zone" abgesagt, dort finden normalerweise die Gespräche zwischen Spielern und Journalisten statt. Darüber hinaus wurde das gesamte Stadion laut "L'Équipe" am Sonntag desinfiziert. Ob Zuschauer zugelassen werden, soll heute entschieden werden. Auch in Leipzig ist noch für heute eine Entscheidung angekündigt. Das Gesundheitsamt der Stadt berät derzeit mit den Verantwortlichen von RB Leipzig über die Austragung.
Aber wer darf eigentlich Spiele mit großen Zuschauerzahlen verbieten? Nun, im Falle einer Gefährdung von Spielern und Zuschauern können nur die lokalen Gesundheitsbehörden eine solche Entscheidung treffen, weil dabei neben Aspekten der Infektionsvorbeugung auch solche des gesamten öffentlichen Lebens zu berücksichtigen sind. Die Dachorganisationen des Sports sind nicht berechtigt, eine Partie abzusagen, weil sie nicht als Veranstalter fungieren. Ungeachtet dessen haben mehrere Klubs ihre Spieler unter anderem angewiesen, bis auf Weiteres keine Autogramme mehr zu schreiben und auch nicht für Fotos oder Selfies mit den Fans zur Verfügung zu stehen.
Quelle: ntv.de, tno