n-tv.de-Experte Thon im Interview "Die DFB-Elf wird Europameister"
08.09.2014, 16:53 Uhr
n-tv.de-Experte Olaf Thon fand den 2:1-Sieg gegen Schottland verdient, glaubt aber auch, dass es gegen Polen schwerer wird. Zur Sorge sieht er dennoch keinen Anlass. Thons Prognose lautet wie schon vor der WM in Brasilien: Löws Mannschaft holt den Titel.
n-tv.de: Herr Thon, 2:1 gegen Schottland gewonnen, es ist alles prima. Aber eigentlich erwartet man von einem Weltmeister mehr. Oder ist die Erwartungshaltung in Deutschland überzogen?
Olaf Thon: Man hat gemerkt, der Rucksack ist drauf und der Pokal wiegt schwer. Gott sei Dank haben wir ihn, das muss Selbstsicherheit und ein breites Kreuz geben. Ich hoffe einfach, dass die Weltmeister an sich glauben. Das Spiel gegen Schottland haben wir verdient gewonnen - und nur das zählt unter dem Strich.
Sprechen wir über Thomas Müller: Zwei Tore geschossen, eins verhindert. Wie wichtig ist es, dass so ein Schlüsselspieler in schwierigen Partien funktioniert?
Sehr wichtig! Er war das Herz des deutschen Spiels. Nicht nur deshalb, weil er die Tore gemacht hat, sondern er hat auch am Ende noch einen vielversprechenden Angriff der Schotten mit einer Art Würgegriff verhindert. Er hat mit dem cleveren, taktischen Foul ein Unentschieden verhindert. Das hat er spitze gemacht! Den Gegner nicht umgehauen, sondern einfach festgehalten, da musste ihm der Schiedsrichter natürlich die Gelbe Karte zeigen, aber wir sind als Sieger vom Platz gegangen. Also: Thomas Müller, einfach spitze!
Die Abwehr könnte in Zukunft der Knackpunkt sein. Mertesacker und Lahm sind weg. Kann man die so einfach ersetzen?
Es war wichtig, dass Boateng wieder fit war und neben Höwedes verteidigen konnte. Die Innenverteidigung ist nicht das Problem, aber auf den Außenbahnen sind wir nicht ideal besetzt. Die jungen Leute müssen erst mal reinfinden, ob das nun Durm auf links ist, der gegen Argentinien eine Lehrstunde erhalten hat, oder Rudy auf der rechten Seite, der zwar eine tolle Flanke zum 1:0 gegeben hat, aber generell auch eher ein offensiverer Spieler ist. Da muss experimentiert werden, das muss sich erst noch finden.
In gut einem Monat geht es weiter gegen Polen. Wenn man sieht, dass Lewandowski beim 7:0-Sieg gegen Gibraltar vier Tore erzielt, dann kann man da schon vom Gipfeltreffen in der Gruppe sprechen, oder?
Ja, das kann man sagen. Aber vier Tore von Lewandowski hin oder her, das war Gibraltar und somit kein Gegner. Ich glaube, wenn wir gegen Gibraltar spielen, gewinnen wir 10:0. Dennoch sind die Polen ein schwerer Gegner und auch gegen Irland wird es in Gelsenkirchen schwer. Es warten schon noch große Aufgaben auf Jogi Löw und seine Truppe, aber ich bin da guter Dinge.
Ein zweiter Platz in der Gruppe würde reichen, um in die Endrunde in Frankreich einzuziehen. Die Ziele sehen natürlich anders aus und wir wollen den Gruppensieg. Das ist auch machbar, oder?
Über einen zweiten Platz denke ich gar nicht nach. Wir werden auf jeden Fall Gruppenerster und ich gehe sogar noch einen Schritt weiter: Wir werden Europameister!
Quelle: ntv.de