Fußball

Fußball-WM in Katar im Winter - oder doch nicht? Die Fifa rudert zurück, das Chaos ist perfekt

Überraschende Erkenntnis: Im Sommer ist es in der Wüste sehr warm. Bleibt die Frage, wer hier das Kamel ist.

Überraschende Erkenntnis: Im Sommer ist es in der Wüste sehr warm. Bleibt die Frage, wer hier das Kamel ist.

(Foto: imago sportfotodienst)

Findet die Fußball-Weltmeisterschaft 2022 in Katar nun im Winter oder im Sommer statt? Der Weltverband Fifa scheint das selbst nicht so genau zu wissen. Die Funktionäre widersprechen sich, die Verwirrung ist groß. Und nun?

Mit der Fußball-Weltmeisterschaft 2022 in Katar soll dieses Turnier zum ersten Mal in der Geschichte im Winter stattfinden. Zumindest, wenn es nach Jérôme Valcke geht. Der Generalsekretär der Fifa sagte zur allgemeinen Überraschung genau das dem französischen Radiosender France Info. Er wird mit den Worten zitiert: "Ich denke, sie wird zwischen dem 15. November und spätestens dem 15. Januar ausgetragen." Ob in der Saison 2021/2022 oder 2022/2023, das ließ der Franzose offen.

Aber Loskugeln öffnen kann er: Jérôme Valcke, rechts.

Aber Loskugeln öffnen kann er: Jérôme Valcke, rechts.

(Foto: imago sportfotodienst)

So weit, so gut. Valcke ist nach Präsident Joseph Blatter immerhin der zweitmächtigste Mann der Fifa. Das Problem ist nur: Er kann gar nicht entscheiden, wann die WM stattfindet. Dafür ist das Exekutivkomitee des Weltverbandes zuständig, die nächste Sitzung steht für den 20. März an. Und so hat sich nun flugs Jim Boyce zu Wort gemeldet, seines Zeichens Vizepräsident der Fifa. Er sei schockiert darüber, was sein Kollege Valcke da verbreitet habe. "Stand jetzt bleibt das Turnier im Sommer", sagte Boyce dem Bezahlsender Sky.

Damit ist das Chaos perfekt. Zumal der Weltverband, in diesem Fall mutmaßlich offiziell, mitteilte: "Der Beratungsprozess wird nicht überstürzt und bekommt die notwendige Zeit, alle relevanten Elemente in Betracht zu ziehen." In dem Schreiben weist die Fifa darauf hin, dass es sich bei dem Statement von Valcke um dessen persönliche Meinung gehandelt habe. Ob das wichtigste Fußballturnier nun im Sommer oder im Winter stattfindet, ist damit unklarer, als es zunächst schien. Zumindest in einem Punkt legt sich die Fifa fest: Vor der WM in Brasilien in diesem Sommer werde keine Entscheidung fallen. Die Probleme aber bleiben.

"Das ist perfekt, um Fußball zu spielen"

Dass die Fußball-WM 2022 in Katar stattfinden soll, hatte die Fifa im Dezember 2010 bekannt gegeben. Es war eine äußerst umstrittene Entscheidung. Zum einen sollen erhebliche Schmiergelder geflossen sein. Zum anderen dürfte selbst dem Weltverband seinerzeit schon bekannt gewesen sein, dass es im Sommer in der Wüste auf der Arabischen Halbinsel sehr heiß ist - bei Temperaturen um die 50 Grad Celsius.

Der superreiche Ölstaat hatte angekündigt, überdachte und vollklimatisierte Stadien bauen zu wollen. Ein Plan, der sich nun erledigt haben dürfte. Im November und Dezember liegt die Durchschnittstemperatur in Katar bei etwa 25 Grad. Oder wie Valcke nun erkannt hat: "Das ist perfekt, um Fußball zu spielen." Allerdings hätte er sich vielleicht besser mit seinen Mitstreitern abstimmen sollen.

Allerdings hatte Präsident Blatter bereits Mitte Juli gesagt: "Die WM soll ein Volksfest werden. Katar ist ein kleines Land. Aber wenn es ein Volksfest werden soll, kann man den Fußball nicht im Sommer spielen. Man kann die Stadien abkühlen, aber man kann nicht das ganze Land abkühlen." Bei der Vergabe im Jahr 2010 habe man sich die Problematik "nicht richtig angeschaut". Es scheint, als sei das ein grundsätzliches Manko der Fifa. Ein weiteres ist die interne Kommunikation. Wer die Aussage Blatters aus dem Sommer und das Statement Valckes von heute nebeneinander stellt, könnte allerdings auf den Gedanken kommen, der Generalsekretär habe nur das ausgesprochen, was eh schon beschlossene Sache ist.

Ein Problem aber bleibt: Immer wieder gibt es schaurige Berichte von den Großbaustellen in dem Land, auf denen hauptsächlich Gastarbeiter aus armen asiatischen Staaten wie Sklaven gehalten und ausgebeutet werden. Auch hier steht der Fußball-Weltverband in der Kritik.

Fraglich bleibt zudem, wie eine Winter-WM in den ohnehin schon engen internationalen Spielkalender integriert werden könnte. Vor allem aus England, wo über den Jahreswechsel traditionell viele Partien in der Premier League stattfinden, hatte es immer wieder kritische Stimmen gegeben. Katar hatte sich bisher vehement gegen eine Austragung der WM im Winter gesträubt. Schließlich habe jeder bei der Ausschreibung um die hohen Temperaturen im Wüstenstaat gewusst. Außer der Fifa eben.

Quelle: ntv.de, mit dpa und sid

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