So läuft der 9. Spieltag Die Über-Bayern landen, 96 reizt den BVB
24.10.2014, 12:47 Uhr
Einen Pakt mit dem Teufel hat Josep Guardiola also nicht geschlossen. Warum ist der Mann dann so erfolgreich?
(Foto: imago/Ulmer)
Auf ihrer Weltbeglückungstour machen die Bayern am 8. Spieltag der Bundesliga Station in Gladbach. Mario Götze findet einen Haken. Der BVB taugt nur als Aufbaugegner, und Pierre-Michel Lasogga hat Gefühle für eine alte Dame.
Wie hoch gewinnt der FC Bayern?
Halleluja! Die ganze Welt weiß natürlich längst, dass der schönste, beste, schnellste, polyvalenteste und tiki-taka'schste Fußball in München gespielt wird. Aber so eine Woche wie die vergangene, die rahmen sie sich auch in München ein: Erst ließ sich der einstige Rivale Werder Bremen vom FC Bayern fachgerecht zum Fußballzwerg schrumpfen (0:6), dann opferte der AS Rom seine Heimstärke und jeden Stolz auf dem Altar der Münchner Fußballseligkeit (1:7), ehe Papst Franziskus den Münchner Fußballgöttern seine Aufwartung machte. Die ließen, ganz Gutmenschenklub, mal eben einen Spendenscheck über eine Million Euro da. Dortmunds Marco Reus ist ja günstiger zu haben als zunächst gedacht, da kann man schon mal spendabel sein.
"Glanz & Gloria" dichtete der "Kicker" vor lauter Stolz, wie immer in der Tradition von Walther von der Vogelweide. Abgerundet wird die überirdische Münchner Woche an diesem Spieltag in der Liga, in der sich die Münchner - was für eine Fügung! - nicht mit einem profanen Gegner wie Borussia Dortmund herumschlagen müssen. Nein, Borussia Mönchengladbach kommt, derzeit Tabellenzweiter in der Bundesliga. Und sie frohlocken vor dem Besuch der Bayern. Zumindest behaupteten das die Borussen noch, bevor die Bayern Rom in Schutt und Asche legten. Nun sagte Martin Stranzl: "Und jetzt haben sie sich auch noch den Segen vom Papst geholt." Durchdenkt man die Spiele gegen Bremen und Rom, ergibt sich nicht zwingend Grund zur Borussenfreude, sondern folgende Logik: Je besser der Gegner, desto höher der Bayern-Sieg. Schrecken kann das zumindest die Fans nicht, wie ein forscher Tweet von Vollraute beweist. Dort hieß es nach dem Rom-Spiel: "Das wird eine schwere Nummer am Sonntag, aber mit der Leistung könnte für die Bayern tatsächlich ein Punkt drin sein." Da ist es doch schonmal beruhigend für den FCB, was Mario Götze herausgefunden hat: "Das Spiel geht bei 0:0 los."
Wie weltmeisterlich sind die Verhältnisse?
Viel, viel, viel, viel, viel, viel, viel, viel, viel, viel, viel, viel, viel, viel weltmeisterlicher als beim Weltmeister. Die DFB-Elf schickt sich ja an, in der EM-Qualifikation die schlimmsten Albträume von n-tv Experte Olaf Thon wahrzumachen. Der Kontakt zu den Fußball-Großmächten Polen und Irland ist bereits abgerissen, Berti Vogts hat Aserbaidschan abserviert und steht als Ersthelfer bereit. Aber so trist die Tristesse im Nationalteam auch ist: Die Weltmeister-Liga brilliert sich durch die Beletage des europäischen Spitzenfußballs. Vier Spiele in der Königsklasse, vier Siege bei 17:4-Toren. Das gibt es für Deutschland sonst maximal im Halbfinale der Frauen-Champions-League. In der Europa League sah es ähnlich aus: Zwei Spiele, zwei Siege bei 9:2 Toren. Das bedeutet: Die Bundesliga ist in dieser Europapokal-Saison bislang die erfolgreichste aller Ligen. Das wiederum bedeutet aber nicht, dass aus dem Fußballgraubrot in der Liga automatisch ein unwiderstehlicher Appetithappen wird. Aber die Duelle Erster gegen Zweiter, Dritter (Mainz) gegen Fünfter (Wolfsburg) und Sechster (Leverkusen) gegen Schalke sind am 8. Spieltag zumindest dazu angetan, ein wenig internationalen "Glanz & Gloria" in die Bundesliga zu retten.
Was passiert sonst noch?
Anfang der 1990er Jahre, als der 1. FC Köln in der Fußball-Bundesliga noch wer war, da war Macaulay Culkin der große Kinderstar im Kino - mit "Kevin allein zu Haus". Etwas weniger bekannt als Culkins Auftritt als blonder Lausebengel, der tölpelhafte Einbrecher zur Strecke bringt, ist seine Rolle in "Das zweite Gesicht". In diesem Psychothriller spielt Culkin einen Lausebengel, der am liebsten seine Liebsten zur Strecke bringen möchte. Köln, zweites Gesicht, ein Publikumsliebling mit hässlichem Gesicht - gibt es eine galantere Überleitung zu Borussia Dortmund? Der BVB blickt dem Wochenende mit einer seltsamen Bilanz entgegen: In acht Ligaspielen holte Dortmund sieben Punkte, in drei Champions-League-Partien neun. Das zweite Gesicht des BVB ist so hässlich, dass selbst Hannover 96 seine Reise nach Dortmund mit dem Vorsatz antritt, die eigene Krise beim BVB zu beenden. Drei Niederlagen am Stück? Na und, sagt 96-Coach Tayfun Korkut: "Wir wollen weiterhin vor dem BVB in der Tabelle stehen und dort etwas holen." Dass der BVB in Istanbul gegen Galatasaray eine Gala gezeigt hat, geschenkt. Das hatte er vor den Niederlagen in Mainz und daheim gegen den Hamburger SV auch. Korkut verriet deshalb sogar seinen Matchplan: "Wir werden mutig agieren und wollen kompakt stehen." Allerdings weiß der BVB nach fünf sieglosen Ligaspielen in Folge den besten Umschüler der Liga in seinen Reihen. Innenverteidiger Sokratis glänzte in Istanbul als Linksverteidiger, Spielmacher - und verbaler Einpeitscher: "Wir haben endlich wieder wie Borussia Dortmund gespielt. Für uns ist jetzt die Zeit gekommen, um eine Serie zu starten." Für Abwehrchef Mats Hummels auch: "Das alles zählt nichts, wenn wir Samstag nicht gegen Hannover gewinnen."
Welche Mannschaft überrascht?
Der Hamburger SV, wenn er dem Joe endlich das Ja-Wort gibt. Also vielleicht. Darauf deutet hin, was der Joe Zinnbauer vor dem Spiel beim Hauptstadtklub Hertha BSC im Bezahlfernsehen erzählte. Durch "Jugendplanung und Talentförderung" sei zwar unheimlich viel zu tun gewesen unter der Woche. Für "ein gutes Gespräch" über die Zukunft reichte die Zeit aber doch. Die Zukunft soll, wenn sich der Joe nicht missverständlich ausgedrückt hat, gemeinsam bestritten werden. Ein Sieg gegen die Hertha könnte eine Entscheidung beschleunigen - in beide Richtungen. Zurück in die Vergangenheit geht es für Joes Stürmer Pierre-Michel Lasogga. Der hatte die Hertha für den HSV verlassen, was ihm die Berliner Fans noch immer übel nehmen. Lasogga gab vor dem Spiel zu Protokoll, er habe "immer noch Gefühle" für die Alte Dame - könne darauf aber keine Rücksicht nehmen. Wie sangen die Die Ärzte so schön: "Liebe geht so schnell vorbei, all die schöne Schwelgerei, wenn's soweit ist, hat einer ein Problem."
Für welchen Trainer wird es eng?
Feiern lässt sich Thomas Schaaf nicht so gern, aber der ein oder andere Blumenstrauß wird sich wohl nicht verhindern lassen an diesem Tag, an dem der Eintracht-Trainer seinen 750. Einsatz in der Bundesliga begeht. 262 Partien hatte der mittlerweile 53-Jährige zwischen 1979 und 1995 als Spieler für Werder Bremen absolviert, seit 1999 als Trainer in Bremen und Frankfurt weitere 487. Ihm selbst war das gar nicht so klar, das behauptet er zumindest: "Ich habe ja auch nicht wirklich mitgezählt." Wir auch nicht, aber wir haben nachgeschaut, und haben noch eine Zahl zu bieten: fünf. So viele Menschen haben noch mehr Einsätze auf dem Buckel als Schaaf. Friedhelm Funkel (779) kann Schaaf schon in der nächsten Saison überholen, genau wie Winnie Schäfer (798) und Felix Magath (801) - also gesetzt den Fall, dass der Joe nicht nur einen Vertrag als Assistenztrainer bei "Quälix" erhält. Noch ein weiter Weg ist es bis zu Jupp Heynckes (1010) und Otto Rehhagel (1033) - aber bis zur Rente kann er diese Marken locker knacken. Vielleicht sagt er dann auch emotionalere Sätze als diesen: "Die Zahl ist natürlich schön und zeigt, dass man einiges richtig gemacht hat."
Wo wird es brisant?
Schaafs Nachfolger bei Werder Bremen blickt etwas entgegen, das es in der Bundesliga streng genommen gar nicht gibt: einem Endspiel. Robin Dutt muss im Heimspiel gegen den 1. FC Köln am Freitag dringend einen Sieg einfahren, sonst muss er wohl gehen. Über sein persönliches Schicksal mag er allerdings nicht reden: "Bei mir baut sich ein starker Druck auf, weil wir acht Spiele nicht gewonnen haben." Tatsächlich geht es kurzfristig um Robin Dutt, mittelfristig aber um den Verein. Die Mannschaft zuletzt desolat, die Finanzlage verzweifelt, die Klubführung im Umbruch - wenn Bremen die Wende nicht schafft, steuert Werder auf die Zweitklassigkeit zu.
Wer spielt das schönste Phrasenschach?
"Ich wäre gerne Opa und hab deswegen schon mal eine Prämie ausgegeben." Was im Fußball gut ist, kann im Alltag nicht schlecht sein, findet Stuttgarts Coach Armin Veh.
Quelle: ntv.de