Fußball

Stresstest für Köln, Schalke und Bayern Die frühe Stunde der Wahrheit

Der dritte Spieltag der Fußball-Bundesliga steht vor der Tür, und schon schrillen die ersten Alarmglocken. In Köln muss Trainer Soldo um seinen Job fürchten, Schalke droht gegen Tabellenführer Hoffenheim ein kapitaler Fehlstart. Und auch die Bayern stehen schon unter Druck.

Schafft Soldo keinen Sieg gegen St. Pauli, wird es sehr einsam um den FC-Coach.

Schafft Soldo keinen Sieg gegen St. Pauli, wird es sehr einsam um den FC-Coach.

(Foto: picture alliance / dpa)

Erst 180 Minuten sind in der neuen Saison absolviert, und doch stehen einige Vereine schon vor einem richtungsweisenden Spieltag. Und zwar nicht nur die üblichen Kellerkinder, auch die Spitzenvereine müssen auf Kurs kommen. Während in Köln die erste Trainerentlassung der Saison anstehen könnte, muss Felix Magath mit Schalke schleunigst punkten, um den gewaltigen Kaderumbruch zu rechtfertigen. Selbst die Bayern stehen unter Zugzwang.

Soldos Stuhl wackelt

Den Vorwurf, er könne seine Mannschaft nicht motivieren, wollte Zvonimir Soldo in dieser Woche nicht mehr auf sich sitzen lassen. "Das ständige Gerede von der fehlenden Motivation ist nur ein Alibi", wetterte der Kölner Trainer im "Kicker". Das Nervenkostüm des Kölner Trainers ist nach dem Katastrophenstart mit der 1:3-Heimniederlage gegen Aufsteiger Kaiserslautern und der 2:4-Schlappe in Bremen sichtlich angekratzt. Der Wind bläst dem Kroaten aber nicht erst seit Saisonbeginn ins Gesicht. Seit Beginn seiner Amtszeit im Sommer 2009 begegnen die anspruchsvollen Fans und die erbarmungslosen Gazetten in der Domstadt dem Trainer-Novizen mit kühler Distanz.

Nicht nur die spröde Art Soldos, auch seine Bilanz trägt zur angespannten Situation bei. Nur drei Siege gab es in den bisher 18 Heimspielen unter seiner Ägide. Kommt am Sonntag gegen den FC St. Pauli nicht ein vierter hinzu, könnte es schon das letzte Spiel als FC-Trainer gewesen sein. Hoffnung macht der gute Auftritt von Lukas Podolski gegen Aserbaidschan, auch wenn der Publikumsliebling in der Vergangenheit regelmäßig die Bestätigung seiner Nationalmannschaftsleistungen im Vereinsdress schuldig blieb. Für Soldo gilt es, endlich die nominell gut besetzte Offensive um Podolski und Milivoje Novakovic zu einer Einheit zu formen. Gelingt das gegen den Aufsteiger aus Hamburg nicht, stehen die Zeichen am Geißbockheim auf Sturm.

Schalke vor schwerer Aufgabe

Gemeinsam auf dem Weg nach oben? Magath und sein neuer Stürmerstar Huntelaar.

Gemeinsam auf dem Weg nach oben? Magath und sein neuer Stürmerstar Huntelaar.

(Foto: picture alliance / dpa)

Felix Magath war sogar zum Scherzen aufgelegt. "Ich habe überlegt, ob ich Poldi oder Huntelaar holen soll. Nach dem Länderspiel-Doppelpack bin ich sicher, dass ich richtig entschieden habe", erklärte der Schalke-Trainer den Journalisten launig seine Beweggründe für den 14-Millionen-Transfer der neuen Sturmhoffnung. Dabei ist die Frühform von Klaas Jan Huntelaar, der in zwei EM-Qualifikationsspielen für die Niederlande fünf Treffer erzielte, auch bitter nötig. Schließlich soll der 27-Jährige schon im schweren Auswärtsspiel am Freitag bei Tabellenführer Hoffenheim für Tore sorgen und damit einen möglichen kapitalen Fehlstart abwenden.

Verliert Schalke, drohen Magath unruhige Zeiten. Und nichts kann der Schalker Trainer vor den wichtigen Spielen in der Champions League gegen Lyon und in der Bundesliga gegen Borussia Dortmund weniger gebrauchen. Die Mannschaft muss konzentriert arbeiten, um die vielen Baustellen abzuarbeiten. In der Defensive entpuppt sich der vermeintliche Abwehrchef Christoph Metzelder als destabilisierendes Element in der Viererkette. Im Mittelfeld fehlt die offensive Kreativität, um den Stürmern Freiräume zu schaffen. Die Neuzugänge beherrschen die nötigen Automatismen nicht. Keine guten Voraussetzungen, um im Kraichgau, wo Trainer Ralf Rangnick wieder auf seine Erfolgself aus den ersten beiden Spielen zurückgreifen kann, zu bestehen. Aber Magath ist zu schnellen Erfolgen verdammt, will er laute und ernsthafte Zweifel an seiner gewaltigen Einkaufstour, die den chronisch klammen Verein über 30 Millionen Euro gekostet hat, vermeiden.

Bayern will Rhythmus finden

Miroslav Klose will den Schwung aus dem Nationalteam mitnehmen.

Miroslav Klose will den Schwung aus dem Nationalteam mitnehmen.

(Foto: picture alliance / dpa)

Bei den Bayern gab Stürmer Miroslav Klose, unter der Woche in der EM-Qualifikation mit drei Toren in zwei Spielen erfolgreichster deutscher Torschütze, die Richtung vor: "Wir haben drei Heimspiele und müssen diese nutzen, um den Rhythmus zu finden", forderte der 32-Jährige. Doch der erste Gast in der Allianz Arena ist ausgerechnet Kloses Ex-Verein Werder Bremen, gegen den der Stürmer seit seinem Wechsel 2007 noch nicht getroffen hat. "Es wird Zeit, dass ich gegen Werder treffe", setzt sich Klose deswegen selbst unter Druck. Schlecht stehen die Chancen nicht, schließlich fehlen Werder-Trainer Thomas Schaaf mit Naldo und Per Mertesacker beide etatmäßigen Innenverteidiger. Der Sorgen nicht genug, meldete sich mit Claudio Pizarro auch der Torjäger vom Dienst verletzt. Ein einfaches Spiel für die Bayern also?

Mitnichten. Nach dem schwer erkämpften Auftaktsieg gegen Wolfsburg und der unerwarteten Niederlage gegen Aufsteiger Kaiserslautern wissen die Bayern noch nicht, wo sie stehen. Mit Arjen Robben fällt der überragende Spieler der Vorsaison auf unbestimmte Zeit aus. Nominell reicht die Personaldecke aus, um den Ausfall zu kompensieren. Allerdings steht hinter Franck Ribery, der nun die Hauptlast in der Offensive übernehmen muss, nach den Querelen um sein Privatleben und die Sperre durch den französischen Fußballverband ein dickes Fragezeichen. Miroslav Klose wird nach den guten Auftritten bei der Nationalmannschaft auf seinen Platz in der Startelf drängen, den auch Ivica Olic für sich beansprucht. Ein Konfliktpotenzial, das nicht zu unterschätzen ist. Auch die Personalie Demichelis bleibt ungeklärt – noch kann van Gaal auf den unzufriedenen Argentinier verzichten, beim harten Programm in den drei Wettbewerben ist aber abzusehen, dass der Niederländer den Störenfried zumindest zeitweise wieder in die Mannschaft integrieren muss. Gegen all diese Probleme gibt es ein Mittel: Siege. Und die braucht van Gaal, möglichst in allen drei Heimspielen gegen Bremen, den AS Rom und den 1. FC Köln.

Quelle: ntv.de, mit dpa/sid

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