Fußball

"Gehen als absoluter Favorit rein" Dortmund kommt, Pokalschreck Dresden tönt

Gute Laune in Dortmund: Die Borussen feiern nach dem Derbysieg gegen Schalke.

Gute Laune in Dortmund: Die Borussen feiern nach dem Derbysieg gegen Schalke.

(Foto: imago/Team 2)

Die SG Dynamo Dresden feiert nach Randale und Ausschluss ihr großes Comeback im DFB-Pokal. Gast beim Drittligisten im Achtelfinale ist der erstarkte BVB. Trainer Klopp ist gewarnt und gibt ein Ziel vor: das Finale in Berlin.

Die Botschaft am Wochenende war eindeutig, sie lautete: Borussia Dortmund ist wieder Borussia Dortmund. Überbracht wurde sie Fußball-Deutschland mit der absurden Gala im Revierderby in der Bundesliga. Dabei verpasste Jürgen Klopps BVB dem Erzrivalen FC Schalke 04 eine schallende Ohrfeige, die bis nach Dresden nachgehallt haben dürfte. Dort tritt der BVB nun heute sportlich und emotional beflügelt (ab 20.30 Uhr im Liveticker bei n-tv.de) beim Drittligisten Dynamo zum Pokal-Achtelfinale an. Die sächsische Landeshauptstadt soll ohnehin nur ein Zwischenhalt auf dem Weg nach Berlin sein und letztlich nach Europa.

Dresden - Dortmund, 20.30 Uhr

Dynamo Dresden: Wiegers - Teixeira, Hefele, Erdmann, Vrzogic - Kreuzer, Moll, J. Müller, Tekerci - Eilers, Andrich. - Trainer: Nemeth
Borussia Dortmund: Weidenfeller - Kirch, Subotic, Hummels, Schmelzer - Gündogan, S. Bender - H. Mkhitaryan, Kagawa, Reus – Immobile. - Trainer: Klopp
Schiedsrichter: Welz (Wiesbaden)

Der naheliegende Satz "Wir gehen als der absolute Favorit rein" kam vor dem Pokalduell von Schwarzgelb gegen Schwarzgelb dennoch keinem Dortmunder über die Lippen. Es war Dresdens Kapitän Cristian Fiel, der tönte. Ganz unironisch schob er dann aber ein Lob für den erstarkten BVB nach. Der sei "eine unfassbar gute Mannschaft mit Hammer-Einzelspielern". Im für das Pokal-Highlight auf 30.500 Zuschauer aufgerüsteten Stadion träumen die Dresdner dennoch von einer Sensation. Der im Pokal schon dreimal erfolgreiche Torjäger Justin Eilers hat seine Ladehemmung rechtzeitig vor dem BVB-Gastspiel überwunden und kündigte nach seinem Hattrick gegen Regensburg selbstbewusst an: "Ich nehm' die Motivation ins Dortmund-Spiel." Grundsätzlich gelte ja eh: "Wir gehen ganz befreit in dieses Spiel rein, wir haben nichts zu verlieren."

Mut macht den Dresdnern dabei ihre Serie: In Runde eins und zwei gastierten mit Schalke und dem VfL Bochum zwei Dortmunder Nachbarn zum Pokal-Tête-à-Tête in Dresden, beide fuhren geschlagen heim. "Mannschaften aus dem Pott scheinen uns zu liegen", frohlockte Dresdens David Vrzogic im "Kicker". Er hatte sich einst als hoffnungsvolles Dortmunder Talent kurz vor seinem Pflichtspieldebüt für den BVB schwer verletzt - und steht jetzt gegen die Borussia vor dem größten Spiel seiner Karriere. Für Dynamo ist es immerhin "das größte Spiel seit über 20 Jahren", sagte Geschäftsführer Robert Schäfer und betonte mit Blick auf die schweren Krawalle beim bis heute letzten Pokalduell 2011 in Dortmund: "Wir haben uns akribisch darauf vorbereitet, auch was die Sicherheit angeht." BVB-Trainer Klopp sagte angesichts der hässlichen Szenen vor dreieinhalb Jahren: "Ich würde mich freuen, wenn wir uns nach dem Spiel ausschließlich über Fußball unterhalten könnten"

"Es wird schwieriger als gegen Schalke"

Während das Spiel gegen den BVB für Dresden aufgrund des frühen K.o. im Landespokal und der schwankenden Ligaform auf absehbare Zeit das letzte Pokalfesttag sein könnte, ist es für die Dortmunder nur eine Etappe. Nach vier Ligasiegen in Folge will der BVB das nächste nationale Erfolgserlebnis perfekt machen und damit einen weiteren Schritt aus der tiefsten sportlichen Krise seit Jahrzehnten. Die ist noch nicht überwunden, nachdem der BVB vor gerade mal vier Wochen noch am Tabellenende der Bundesliga stand und einen desolaten Fußball spielte. Die Erinnerung daran wirkt angesichts der Gala im Derby aber fast surreal.

Einen erneuten Spaziergang durch die gegnerische Abwehr, wie ihn die hilf- und wehrlosen Schalker zuließen, erwartet Klopp dennoch nicht. Personalrochaden, um Spieler zu schonen, schloss er aus. "Das wird ein knallharter Pokalfight. Dresden ist alles andere als Laufkundschaft, diese Truppe ist zu allem bereit." Nach dem Pokal-Ausschluss in der Saison 2013/14 aufgrund wiederholter Fan-Randale hätten die Dresdner "diesen Wettbewerb zu ihrem Wettbewerb gemacht". Auch Sportdirektor Michael Zorc sieht vor dem Gastspiel beim Drittliga-Achten keinen Grund für Übermut. "Es wird schwieriger als gegen Schalke." Den Kollateralschaden, dass durch die Derby-Demonstration die Fallhöhe in Dresden gewachsen ist, können sie in Dortmund verschmerzen. Der Kopf, bis vor kurzem die größte Problemzone der Borussen, spielt wieder mit, auch wenn die Maskerade von Pierre-Emerick Aubameyang und Marco Reus gegen Schalke bei manchen Beobachtern einen anderen Eindruck erweckte.

Zwar ist der Abstand auf die Europokalränge in der Liga auf sieben Zähler geschmolzen. Der einfachste Weg ins internationale Geschäft führt für den BVB aber über Berlin. Schon die Finalteilnahme würde höchstwahrscheinlich die Europaliga-Qualifikation garantieren. Damit ist Klopp aber nicht zufrieden: "Wir wollen dieses Jahr nicht nur nach Berlin, sondern wenn wir dann da sind, dieses Mal auch gewinnen." Trotz der Dresdner Pokalheimstärke nahm der Trainer seinem Team vorab schon einmal alle Ausreden für eine Blamage: "Über Sensation oder nicht entscheidet der Favorit, nicht der Herausforderer", stellte er klar: "Sollten wir ein Problem damit haben, uns auf das Spiel einzulassen, würden wir völlig zurecht ausscheiden." Die Botschaft war eindeutig.

Quelle: ntv.de

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