Fußball

Der Streit um die Definition Ein Hattrick: echt, unecht, perfekt?

Nils Petersen (l.): Er hat definitionsgetreu einen lupenreinen Hattrick erzielt.

Nils Petersen (l.): Er hat definitionsgetreu einen lupenreinen Hattrick erzielt.

(Foto: imago/Zink)

Nils Petersen schlägt gegen Nürnberg richtig zu. Zwei Elfmeter und ein Tor mit rechts. Für seine drei Treffer braucht er nur fünf Minuten. Hat er damit den schnellsten Hattrick der Bundesliga-Geschichte erzielt? Und war's überhaupt ein Hattrick?

Was die lieben Kollegen beim Mittagessen nicht so alles beschäftigt. Das ist mitunter so ziemlich alles dabei: vom kulinarischen Knusperspaß bis hin zu widrigen Wetterbedingungen. Heute kam allerdings Überraschendes auf den Tisch: Die Tore von Freiburgs Stürmer Nils Petersen beim 6:3-Erfolg im Zweitliga-Spitzenspiel gegen den 1. FC Nürnberg. Doch nicht die Ästhetik des Einnetzens oder die Treffsicherheit des 26-Jährigen sorgten für Gesprächsbedarf. Nein, es ging um die Frage: Waren die drei Tore eigentlich ein Hattrick. Stein des Anstoßes waren die beiden verwandelten Elfmeter zum 1:0 und 2:0. Spontan hielt ich mich raus aus der Definitionsdiskussion. Was für eine blöde Frage: Natürlich war's ein Hattrick. Aber als Sportredakteur, als höchste Instanz in ressortspezifischen Fachfragen, darf man sich keinen Fehler in der Aufklärungsarbeit der Kollegen erlauben. Zur Absicherung des Fachwissens ging ich auf Recherchereise - ich wollte mich schließlich nicht zum Waldemar Hartmann machen. Und siehe da: So einfach ist's mit dem Hattrick gar nicht.

Warum heißt der Hattrick Hattrick?
  • Der Begriff kommt eigentlich aus dem Cricket - zumindest taucht er bei diesem Sport zum ersten Mal auf.
  • Der britische Cricket-Spieler Heathfield Harman Stephensen vollbrachte 1858 das Kunststück, drei sogenannte Wickets hintereinander zu treffen. Daraufhin sammelten die Fans Geld für Stephensen und kauften ihm von dem Erlös einen Hut.
  • Der Begriff "hat-trick" (etwa: "Hut-Kunststück") trat von dort seinen Siegeszug auch in anderen Sportarten an.

In allen möglichen Fußball-Foren geistern die wildesten Theorien über den "Drei-Tore-Begriff": Da gibt's die echte oder lupenreine Variante. Dabei müsse ein Spieler, nennen wir ihn Kalle Knipser, drei Treffer in einer Halbzeit erzielen - die Art und Weise ist dabei übrigens völlig egal - ohne dass ihm ein Kollege oder Angehöriger des gegnerischen Teams mit einem Tor dazwischenfunkt. Verteilt Knipser seine gewinnbringenden Erfolgsmomente auf zwei Halbzeiten, liegt der Fall des unechten Hattricks vor. Gleiche Definition wäre richtig angewendet, wenn ein anderer Spieler die Knipser'schen Festspiele mit einem Treffer kurzzeitig unterbricht. So weit, so gut - aber noch lange nicht Schluss: Im englischen Sprachgebrauch reichen bereits drei Tore in einem Spiel, um sich für einen Hattrick feiern zu lassen. Allerdings hat sich der Brite dann doch noch ein paar Spitzfindigkeiten ausgedacht, um den "Hattrick" besonders wertvoll zu machen: Denn ein "echter" oder "perfekter" Hattrick liegt erst dann vor, wenn der entsprechende Vollstrecker seine Tor je einmal mit rechts, mit links und mit dem Kopf erzielt. Auch die Variante, ein Tor mit dem Fuß aus dem Spiel heraus, eines mit dem Kopf und eines aus einem Freistoß oder Elfmeter zu erzielen, wird in England als "perfekter Hattrick" bezeichnet.

Weltweit keine einheitliche Definition

Magnus Arvidsson hält den Hattrick-Weltrekord mit 89 Sekunden.

Magnus Arvidsson hält den Hattrick-Weltrekord mit 89 Sekunden.

Wir haben bei den Schiedsrichterexperten von "Collinas Erben" nachgefragt und sie bestätigen, was die Ergebnisse der Recherche offenbart haben: "Es gibt weltweit keine einheitliche Definition", erklärte Alex Feuerherdt im Gespräch mit n-tv.de. In England reicht demnach tatsächlich der dreifache Torerfolg, während in Deutschland die Maßstäbe - wie oben - strenger sind. Für unsere Diskussion bedeutet das nun also zweifelsfrei: Nils Petersen darf sich als Hattrick-Schütze feiern lassen. Und zwar als schnellster in der Geschichte der eingleisigen Zweiten Liga, wie der Datendienstleister Opta ermittelt hat.

Fast hätte sich der Freiburger Angreifer auch noch den Rekord für den fixesten Hattrick im deutschen Profi-Fußball geschnappt. Doch seine fünf Minuten wurden noch von zwei anderen Spielern unterboten: Helmut Hampl für Hessen Kassel (1983) und Werner Lenz für Union Solingen (1979) erzielten ihre drei Tore in nur vier Minuten. Gleichauf liegt Petersen dafür mit Michael Tönnies, der am 27. August 1991 beim 6:2 seines MSV Duisburg gegen den KSC mit dem jungen Oliver Kahn in der Bundesliga ebenfalls innerhalb von fünf Minuten traf (11., 12. und 16. Minute). Tönnies erzielte später sogar die Treffer zum 5:1 und 6:2.

Höchstrelevantes Fachwissen

Und noch etwas für alldiejenigen, die in Stammtischrunden für ihr mangelndes Fußball-Fachwissen regelmäßig mit Hohn und Spott bedacht werden:

  • Schnellster Hattrick der Welt: Gerade einmal 89 Sekunden brauchte der Schwede Magnus Arvidsson für drei Tore. Diese beeindruckende Leistung gelang ihm im November 1995 mit dem damaligen schwedischen Zweitligisten IFK Hässleholm.
  • Lupenreinster, perfektester Hattrick in der Bundesliga: Am 17. Februar 2008 gelang Bayerns Torjäger Luca Toni dieses Kunststück beim 3:0-Erfolg seines Teams in Hannover: Das 1:0 erzielte er mit rechts, das 2:0 mit links und das 3:0 mit dem Kopf.
  • Und wo wir uns schon einmal im Hattrick-Wahnsinn tummeln: Der Schalke-Blog "Drei Ecken, ein Elfer" fand heraus, dass es am 13. September 1980 in der 2. Liga Nord beim 6:0 von Rot-Weiss Essen gegen Holstein Kiel gleich zwei Hattricks in einem Spiel gab, einen vor der Pause durch Frank Mill und einen danach durch Matthias Herget - dieser bestand auch noch ausschließlich aus Strafstößen.

Quelle: ntv.de

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