Solari soll Madrids Krise lösen Ein "kleiner Indianer" für Reals müde Krieger
30.10.2018, 18:36 Uhr
Der bisherige Trainer der B-Elf von Real Madrid, Santiago Solari, hat nun vorerst beim Starensemble um Gareth Bale das Sagen.
(Foto: REUTERS)
Den Clásico desaströs verloren, in der Liga nur auf Platz neun: Real Madrid kriselt gewaltig. Nach der Trennung von Trainer Lopetegui klammert der spanische Fußball-Rekordmeister seine Hoffnungen vorerst an Ex-Spieler Solari - und setzt auf den "efecto Zidane".
Als Spieler war Santiago Solari unauffälliger als die "Galaktischen" bei Real Madrid, nun soll er als Trainer einem der größten Stars der jüngeren Vereinsgeschichte nacheifern. Nach der Entlassung von Julen Lopetegui bekommt nun Solari eine Chance, den spanischen Fußball-Rekordmeister zurück in die Erfolgsspur zu dirigieren. Die Königlichen erhoffen sich von ihrem "kleinen Indianer" (El Indiecito) nicht weniger als einen "efecto Zidane", wie die spanische Sportzeitung "Marca" schreibt. Solari selbst allerdings wies den Verweis auf Zinedine Zidane bei seiner Vorstellung zurück. "Zidane ist einer der Größten, man kann sich nicht mit ihm vergleichen", sagte der 42-Jährige bescheiden. Doch wie Solari jetzt kam Zidane im Januar 2016 von Reals zweiter Mannschaft - und legte mit drei Champions-League-Titeln in Serie eine beispiellose Erfolgsgeschichte hin.
"Solari kennt den Weg", schrieb "Marca": "Zidane hat ihn errichtet." Noch aber ist der ehemalige Teamkollege des großen "Zizou" als Nachfolger von Julen Lopetegui nur Interimscoach. "Solari bis ein anderer auftaucht", titelte die Sportzeitung "AS". Um Wunschcoach Antonio Conte warb Real zunächst vergeblich. Ersatz-Kandidaten wie Mauricio Pochettino von Tottenham Hotspur oder der belgische Nationaltrainer Roberto Martinez sind anderswo gebunden.
Daher darf sich Solari bei Drittligist UD Melilla im Hinspiel der vierten Pokalrunde am Mittwochabend und gegen Valladolid am Samstag bewähren. "Ich freue mich über diese Chance und habe sehr viel Lust", sagte er. Seine Mannschaft um Toni Kroos müsse in Melilla "Eier zeigen". Das Team belegt nach dem 1:5-Debakel gegen den Erzrivalen FC Barcelona im 272. Clásico nur den neunten Tabellenplatz der Primera División. Zweifel am Gelingen hat Solari nicht. Er leite "eine Gruppe von Champions" mit jeder Menge "Krieger" an, sagte er. Ob er im Erfolgsfall länger bleiben darf? "Fußball ist schnelllebig, das wissen wir. Im Moment zählt nur eine gute Leistung", sagte Solari: "Der Rest wird sich zeigen."
Wegbegleiter von Zidane
Solari hat Stallgeruch. Als Mittelfeldspieler trug der Argentinier von 2000 bis 2005 208-mal das königliche Trikot, erzielte 22 Tore. 2002 leitete er im Champions-League-Finale gegen Bayer Leverkusen Zidanes Traumtor zum 2:1-Sieg ein. Es war die Ära der "Galaktischen" um Zidane, Luis Figo, Raul oder Roberto Carlos. Solari hob sich von ihnen als Freund von Kunst und Literatur ab, er liebt das Theater und spielt gerne Schach. 2013 kehrte er zu Real zurück und übernahm in der Nachwuchsabteilung La Fabrica die B-Jugend. Seit 2016 betreut er die Reserve in der dritten Liga, wo er mit den Plätzen elf und laut "AS" acht eher "diskrete Resultate" ablieferte.
Beim einzigen Training vor seinem Debüt hielt er sich weitgehend zurück. Die Hände meist hinter dem Rücken verschränkt, überließ Solari seinen Assistenten die Leitung. Darunter war auch wieder Zidanes Fitness-Guru Antonio Pintus, den Lopetegui eher ignoriert hatte. Das Medienecho auf dessen Entlassung war für Real und Präsident Florentino Perez verheerend. "Marca" nannte die Erklärung, in der Madrid auf die herausragende Qualität des Kaders verwies, "beschämend" und eine "beispiellose Demütigung" für Lopetegui, der mit einem "Tritt in den Hintern" abserviert worden sei. Lopeteguis Nachfolger muss Real bis in zwei Wochen fest installiert haben, so wollen es die Regeln des spanischen Verbandes. Spätestens dann hat Solari Klarheit.
Quelle: ntv.de, Marco Mader, sid