Fußball

"Fangen nicht an zu spinnen" Eintracht stoppt Unions Aufstiegsmission

"Ehrenbürger" Kumbela besorgte das 3:1 für die Braunschweiger im Spitzenspiel gegen Union Berlin.

"Ehrenbürger" Kumbela besorgte das 3:1 für die Braunschweiger im Spitzenspiel gegen Union Berlin.

(Foto: imago/foto2press)

Aufstieg in die Fußball-Bundesliga? Das klappt. Davon sind die Braunschweig-Spieler absolut überzeugt. Spätestens seit dem Sieg gegen Union Berlin. Nur der Trainer warnt, schon jetzt "München ins Navi" einzugeben.

Der größte Erfolg in der Geschichte Eintracht Braunschweigs ist bei jedem Spiel hörbar, auch gegen Union Berlin war das so, im Spitzenduell der 2. Fußball-Bundesliga am Montagabend. Wieder hoben die Fans im mit 23.325 Zuschauern ausverkauften Stadion an der Hamburger Straße nach 67 Minuten ihre Schals in die Höhe und sangen eine Minute lang vom Gewinn der Deutschen Meisterschaft im Jahr 1967. Ein vergleichbarer Titel ist zwar nicht in Sicht für die Braunschweiger, doch es verdichten sich die Anzeichen, dass am Ende dieser Saison trotzdem gefeiert werden kann, nämlich die Rückkehr in die Bundesliga.

"Die Tabelle sagt alles, wir fangen jetzt nicht an zu spinnen", sagte Trainer Jens Keller.

"Die Tabelle sagt alles, wir fangen jetzt nicht an zu spinnen", sagte Trainer Jens Keller.

(Foto: imago/foto2press)

Mit 3:1 gewann Eintracht das Topspiel im Unterhaus, verdrängte damit den verhassten Niedersachsen-Rivalen Hannover 96 vom zweiten Tabellenplatz und verabschiedete den Ranglisten-Vierten Union aus dem Kampf um den Aufstieg. Mit sechs Punkten Rückstand bei noch zwei Partien sind die Chancen der Berliner selbst mit dem Mikroskop kaum noch zu erkennen. "Die Tabelle sagt alles, wir fangen jetzt nicht an zu spinnen", sagte Trainer Jens Keller und erklärte Unions Aufstiegs-Mission für beendet, zumindest für diese Spielzeit. Dass den Berlinern indes die beste Zweitliga-Saison ihrer Vereinsgeschichte gelungen ist, ist für Teamkapitän Felix Kroos kein Trost: "Im Moment ist mir das egal."

Den Einzug in die Bundesliga machen nun also Tabellenführer Stuttgart und die auf den Plätzen zwei und drei liegenden Teams aus Braunschweig und Hannover unter sich aus. Es ist nur noch zu klären, welche Mannschaften direkt aufsteigen – und wer in die Relegation muss, möglicherweise wieder einmal gegen den Hamburger SV. Mit diesem Umweg wollen sich die Eintracht-Profis allerdings gar nicht befassen.

Absolut von sich überzeugt

Sie sind der Überraschungsgast im Rennen um den Aufstieg. Lange konnten sie es sich bequem machen in ihrer Außenseiterrolle neben den Absteigern Stuttgart und Hannover, die den direkten Wieder-Einzug in die erste Liga zur Pflicht erhoben haben. Doch mittlerweile sind auch die Braunschweiger ziemlich überzeugt von sich und formulieren forsche Ambitionen. 

Der frustrierte Union-Kapitän Felix Kroos bedankte sich bei den Fans.

Der frustrierte Union-Kapitän Felix Kroos bedankte sich bei den Fans.

(Foto: imago/foto2press)

"Wir sind Zweiter und das wollen wir auch bleiben – mindestens", sagte Torwart Jasmin Fejzic, ein Mann wie ein Baum, der beinahe den Kopf einziehen muss im Kabinentrakt des Eintracht-Stadions. Es ist auch ihm zu verdanken, dass die Braunschweiger die wenigsten Tore der Liga (29) kassiert haben. "Wir haben eine gute Position. Die wollen wir behalten", sagte Offensivkraft Julius Biada: "Nein, die behalten wir. Das sage ich, weil ich selbstbewusst bin."

Dieses Selbstbewusstsein ist das Ergebnis der bisherigen Saison. Die Braunschweiger spielten eine überragende Hinrunde, wurden Herbstmeister und mussten nach dem Jahreswechsel eine kleine Leistungsdelle überwinden. Es sah aus, als würde der Mannschaft die Luft ausgehen, doch das war ein Irrtum. Seit Monaten spielt Eintracht erstaunlich stabil, kassierte in den vergangenen 13 Partien nur eine Niederlage (im Derby in Hannover) und hat die Qualität entwickelt, enge Begegnungen immer wieder durch späte Tore für sich zu entscheiden. Die Partie gegen Union lief allerdings anders.

Der "Ehrenbürger" entscheidet's

Durch die beiden Treffer von Kapitän Ken Reichel in der 6. und 64. Minute (und die Gelb-Rote Karte gegen Berlins Verteidiger Roberto Puncec in der 54. Minute) herrschte für Braunschweiger Verhältnisse schon früh Klarheit. Auf den Anschlusstreffer von Maximian Thiel in der 65. Minute hatte die Mannschaft die richtige Antwort mit dem 3:1 durch Domi Kumbela zehn Minuten später. Es war der erste Treffer seit Dezember für den Angreifer, der zwar aus Kinshasa stammt, in Braunschweig aber fast schon Ehrenbürger-Status besitzt. Er spielt zum dritten Mal in seiner Karriere bei Eintracht, hat auch die bislang letzte Bundesliga-Saison 2013/2014 erlebt. "Ich hatte das Gefühl, dass die ganze Stadt mit uns gefühlt und uns nach vorne gepeitscht hat", sagte er nach dem Spiel gegen Union.

Die Stimmung im voll besetzten Eintracht-Stadion war noch ein bisschen intensiver als sonst. Die Zuschauer hatten sich in blaue und gelbe Plastik-Überzieher gehüllt und bildeten eine Choreografie auf den Rängen, die das ganze Spiel über Bestand hatte. Sie besangen den "Traum von Liga eins" und baten nach Schlusspfiff die ganze Mannschaft auf den Zaun vor der Fankurve, um mit ihr den Sieg zu feiern.

Die totale Euphorie also? Nicht ganz. Trainer Torsten Lieberknecht versuchte, die enthemmte Begeisterung zu bremsen. "Der eine oder andere denkt, er könnte im Navi schon München eingeben. Aber erstmal müssen wir im Navi Bielefeld einstellen", sagte er – und wollte damit illustrieren, dass der Aufstieg und damit Spiele gegen Dortmund, Schalke oder eben beim FC Bayern noch lange nicht sicher sei. Erstmal müssten noch Arminia Bielefeld und zum Abschluss der Saison der Karlsruher SC bezwungen werden. "Wenn das letzte Spiel abgepfiffen ist, werden wir sehen, wo wir stehen", sagte Lieberknecht.

Es wäre schon überraschend, wenn nicht auf einem direkten Aufstiegsplatz. Bielefeld ist Vorletzter, Karlsruhe Letzter.

Quelle: ntv.de

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